Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler (19.1919/1920)

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Die XDerfstatt ber Kunji

ber seljt beachtenswerten Kbljanblung „Zur ^cu‘
orbnung bes Kunstsdjasfcns" 5. 26 (Zeitsragen-Der*
lag, Berlin*Zehlenborf*lDest) unb jctgt bann weiter,
wie Silbljauer unb KTaler jtch in ber Kaumsunji
unb im Kunjigewerbe ein neues Krbeitsselb werben
sdjassen müssen; wie jte aber auch als bilbenbe
Künstler werben hesteten fönnen, wenn es ihnen
gelingt, „ben £Deg jum sjer$en bes Polfes $u
sinben".
Dieser §wang ber Derljältnisse wirb bie Künjiler
»eranlassen, ben Zujammcnhängen ßwisdjen Kunjt
unb Dolfstum erneut ihre Kusmerfjamseit 3U3uwenben,
unb es sann sein Zweisel barüber besteljen, baß
bas sünstlerijche Schassen aus ber Dolssseele heraus
ber Kunst heiljam sein wirb. Die große Entbecsung
Berbers, burdj welche er bie Blüteseit ber beutjdjen
Dichtung heraufsühren hals: baß alle echte Kunjt
ein (gewädjs ihres Kobens unb ihrer Zeit iji, baß
ste Kusbrucs ihres Dolsstums iji unb sein muß —
bie je Entbecfung iji 3um Schaben ber Kunji nicht
immer genügenb gewürbigt worben. Sie iji aber
seljr wichtig gerabe für ben Deutsdjen, in bem t>on
Hatur aus eine übertriebne bsodjadjtung cor bem
Können unb Kleinen ber „anberen" stecst unb eine
Empsänglidjfeit sür frembe Einslüssc, bie bis 3ur
Selbstuerleugnung getjt. „Die Unsitte, sremben
Dölfern nadj3uahmen, hat seit 3uhrhunberten bie
Entwicflung einer beutsehen Dolfssunst oerljinbert."
(Sonnenselb S. 20.) ££>ir müjsen enblidj ben KTut
haben, uns »on allen Klustern los3ujagen, uns aus
unsre eignen Seine 3U [teilen unb ber Ersennfrtis
nadj3ugehen: (große beutjdje Kunji sann nur ent*
steljen aus unserm eignen lüesen unb Ceben, aus
ben Bebürsnissen unjers Dolss unb unsrer Zeit
heraus.
<£s ijt im oorsteljenben »ersudjt worben 3a 3eigen,
ba§ bie Kunst sid? selber ben besten Dienst leijict,
inbem jie bem Dolf unb bem Ceben bient. Kbcr
auch ber Staat wirb (gewinn baoon haben sönnen,
wenn er jtdjs angelegen sein läßt, bie IDirsungen
ber Kunst sür bie Erjiehung sruchtbar 3U machen.
Der Staat ruljt jtdjer aus bem sestcn (grunb bes
(Setneinstmts seiner Bürger; er geht unter, wo
sleinlicher Hedjengeiji unb surssidjtige Selbjfsudjt
bem ein3elnen ben Blics sür seine Kbljängigseit oom
IDoIjle bes (5an3en »erbunsein. Um seiner Selbji*
erfjaltmtg willen sann ber Staat als Er3ieher seine
wichtigere Kusgabe sennen als bie, jenen (gemein*
jinn 3U sdjassen ober 3U besestigen. Küe Eichung
aber wirst burdj Beispiel unb Knjdjauung. 3nbem
ber Staat Kunstwerse, bie burd? ihren 3nljalt bie
jovialen (gesütjle 3U srästigen geeignet jtnb, in ben
Dienst ber Er5ieljung jieltt, nüßt er bem ein3elnen,
ber Kunst unb jtch selbji.
Dieje Überlegungen sühren ba3u, bie Be3ief?ungen
swisdjen Staat unb Kunst noch »on einem anbetn,
aber bodj ähnlichen (gejtdjtspunst 3U betrachten:
Kunst eint, üor ihr »erschwinben bie (gegensäße
öer Stänbe, ber Parteien, ber Heligionen, ber tDelt*

XIX' %ft 4]
' 0^ * ‘
anschauungen. Daburch h^sl &ie Kunji bie «Einheit „ -
bes Polssbewußtseins sdjasfen, ohne bie sein Staat Sj^VtatbÄ* .
bejiehen sann; jene Einheit, beren Kusbrucs eben 'j!i( ,'l $lC '
ber Staat iji. iüeldjent Dols aber wäre Einheit Lji N"1
nötiger als grabe bem beutsdjen, bas jo »iel Klas« l an*''
sen* unb Stanbesbewußtjein unb jo wenig Dolssbe« Wi5it ’ / un?
wußtjein h^t? Daß bie Kunji wirslich berusen ijt, ^ ^rCt'
über alle gerslüstung hinweg ben §usammenhalt
bes Dolsssörpers 3U gewährleijien, läßt jtch an ber s 1 ..
(geschidjte ber beutsehen Dichtung nach weisen: 3n £ 3®
ber gett ber Kuslösung bes Heidjs iji bie Einheit j Löl# ^cr
bes Dolssbewußtseins allein in ber Citeratur gegeben; _
bie literarijdje Einigung hat bie staatlidje rorberei*
tet. Sinb aber soldje tüirsungen nicht bloß mög* fi j,cljcrtc:cn. • •
lieh, sonbern burdj bie Ersahrung bewiejen, jo ^
hanbelte ber Staat sehr sur3jtd}tig, ber stdj nicht >as ^
bemühte, ben tUeg »on ber Kunji 3um Dolse jo P!'
breit unb jo bequem wie möglich 3U machen.

Daß bie Schule an bem Silbungsgut, bas in
ben U?ersen ber beutsehen Kunji enthalten iji, nicht
»orüber gehen bars, barüber besteht nach 20jährigen
Kämpsen um ben (gebansen ber Kunster3iehung
sein Zweisel mehr. Kuch barüber iji man stdj einig,
baß bie Kunji in ber Schule nicht um ihrer selbji
willen ba ijt, sonbern baß jie in ben Diensi ber
(gemüts* unb IDiHensbilbung aesiellt werben muß.
Diejen ^orbrungen aber nachsusommen, ijt bie
Schule bisher nicht in ausreichenbem Klaße in ber
Cage gewejen; einmal, weil ihre Krast burd) bas
32>ers ber Derjianbesbilbung 3U jiars beansprucht
würbe; 3um anbern, weil an bie Kunstwerse, an
benen jte bie Kräste bes Schülers hätte bilben sön«
nen, schwer heran3usommen war. Das leßtre galt
unb gilt insbesonbre sür bie tDerse ber bilbenben
Kunji.
Es jtnb nun Sestrebuttgen im (gange, bie ge«
eignet erscheinen, bilbenbe Kunst unb Schule, unb
bamit aud) Kunji unb Dols, einanber näher 3U
bringen. Der Eichung 3ur Kunji unb burdj Kunji
soHen neue Kläglich feiten ersdjlosjen werben burdj
ben „Bunb sür Sdjulfunjiausjiellungcn".
Der (grunbgebanse ijt biejer:
IDersc 3eitgcnöjjijdjer beutsdjer Kunstler werben
3U einer sleinen Kusstellung »ereinigt, bie als
IDanberausjiellung »on Schule 3U Sdjule geht. &
werben (Segenjiänbc gewählt, bie in bem oben aus*
gesührten Sinne er3iehlidj wirsen. Die Kuswafjl
tressen Künstler unb Ccljrer gemeinsam, berart, baß
ben (großen wie ben Kleinjien et was ihrem geistigen Ker*
mögen Kngemessnes geboten wirb. Die Sammlung
umfaßt etwa 50 bis t>0 piastisen, (gemälbe, Stubien,
Zeichnungen, Kubierungen unb Bjanbbrude. ®,e
JDerse jinb gegen 5euer, Diebjiahl unb Sesdjäbiguug
oerjtdjert burdj ben Sunb für Sdjulsunstausstellungeu.
Der Sejudj ersolgt slasjenweise unter ber 5ührun3
bes Cehrers. IDoIten jtdj bie Eltern b>ic Kus*
jiellung ansehen, jo iji bas außerorbentlidj erwüns»!»

3n S

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IliifW jB ß«»ks:|
mihty scsaatai i b
Seiisna ' * s
isjsjtjWete !


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