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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0194

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AMT LAHR. — OBERSCHOPFHEIM. 99

monasterium de Gengenbach in Oberschopfen; capella in obern Schopf heim 1452.
1666 dagegen wird von der »ecclesia« geredet, als Collator der Abt von Schuttern
genannt — Oberschopfheim war als baden-badisch katholisch geblieben — »animas
regendas habet ca 200; adsunt et plures haeretici«.

Der heutige Bau stammt wohl ganz aus der Zeit um 1715, welche Jahreszahl über
dem Portal steht. Es ist eine einschiffige Kirche, der Chor in drei Seiten des Achtecks
schliessend, der viereckige Thurm, welcher der Kirche vorgelegt ist, geht in seinen
oberen Stockwerken in das Achteck über und endigt in einem Zwiebeldach. Das
Aeussere der Kirche mit Lisenen etc. gegliedert. Das Ganze steht vorzüglich in der
Landschaft. Im Innern einfachere Barock-, Hoch- und Seitenaltäre.

Kirchengeräthe: Sonnenmonstranz, theilweise restaurirt, mit dem Augsburger Kirchengeräthe

FT.. . •

Zeichen und „ . Zwei reichere und ein einfacher Rocaillekelch, Silber getrieben, ver-
goldet, wieder Augsburger Arbeit, die reicheren mit Silberffligran und Steinen haben die
Meisterzeicheri: B und I • C • M. Silbergetriebene Messkännchen der gleichen Zeit.
Einige Kirchengewänder des 18. Jhs.

Die Glocken sind neu. An der Kirche Trümmer eines Rocaille-Grabsteins; vor
derselben ein Crucifixus, am Kreuzesfuss die Madonna, 1764 von Franz Wetterer und
Elisabetha Roderin seiner Ehefrau gestiftet.

Etwa 20 Minuten westlich vor dem Ort die Reste der Gutleuikirche (s. Näher GutieutWrche
Ortenau S. 41 und Tafel IX), die schon 1362 erwähnt wird: Kirche zu Lütkirche;
parochia in Lütkilch 1366, parocchialis ecclesia in Lutkirch 1394, und also im 14. Jh.
Pfarrkirche war, die 1409 dem Kloster Schuttern inkorporirt wurde. Sie wurde in dem
spanischen Erbfolgekrieg mit dem Dorf zerstört, worauf man, wie es scheint, nur den
Chorthurm wiederhergestellt und als Kapelle benützt hat, während das Langhaus in
Ruinen liegen blieb. In den letzten Jahren wurde dasselbe zur Hälfte wieder eingedacht
und ausgebaut. Von dem ehemals sicher damit verbundenen Siechenhaus, das auch
verbrannte, ist heute keine Spur mehr zu sehen.

Die Kirche war ein einschiffiger Bau, mit ziemlich langem Langhaus, dem das
Erdgeschoss des Thurmes als Chor diente. Dies Erdgeschoss ist mit einem Kreuzrippen-
gewölbe gedeckt, mit trocken profilirten Rippen der Spätzeit, die heutigen Fenster sind
nach der Zerstörung eingebrochen. Der Thurm selbst ist nur noch ein Stumpf, da nur
ein Obergeschoss, ebenfalls nach dem 17. Jh. wieder ausgeflickt, vorhanden ist. Im Lang-
hause die Reste spitzbogiger Fenster zum Theil mit Fischblasenmasswerk, ausserdem noch
die Konsolen sichtbar, die wohl einer Empore gedient haben mögen. Auf der noch
stehenden Facadenwand eine stark beschädigte Kreuzblume, in ihr ein spitzbogiges Thor.
Der Bau besteht aus schlechtem Bruchsteinmauerwerk mit Sandsteinquadern an den
Ecken und Sandsteingewänden.

In dem Chörlein ein ganz wirkungsvoller Barockaltar, in Verbindung mit den zwei
Seitenthüren zu kleinen Aufbewahrungsorten für die Geräthe. Hinter dem Altar und
an der Decke dekorative Barockmalereien. Im Jahre 1905 sind hier ausserdem die
Reste von Wandgemälden aus dem Anfange des 16. Jhs. hervorgetreten. An den Wandgemälde
beiden Seitenwänden des Chores fanden sich die zweidrittellebensgrossen Gestalten der
Apostel, je vier auf jeder Seite, der fünfte ist durch das später eingebrochene Fenster
vernichtet. Engel hielten hinter ihnen ausgespannt Teppiche. Diese Figuren begannen
 
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