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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0281

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AMT OBERKIRCH. — LAUTENBACH.

181

aufweist (s. Fig. 103). Darüber noch ein Rundfenster und dann der abgetreppte Giebel.
Auf dessen First, leider in falschem Klassizismus in der zweiten Hälfte des 19. Jhs.
erneuert, ein Glockentürmchen, auf dem — alt — die Figur des h. Wendel, deren Sockel
von vier naturalistischen, liegenden Tieren getragen wird.

Im Innern an der Apsis, auf die anstoßenden Kirchenwände übergreifend, ein großes
Gemälde, auf die Stiftung der Kapelle bezüglich, im rauschenden Dekorationsstil des Gemälde
18. Jhs., von tüchtiger Schulung, leider von nicht sehr geschickter Hand restauriert. Es
stellt den h. Wendel dar, die Schafe hütend; ein anbetendes Ehepaar, eine Vision mit
Engeln, darüber die h. Dreieinigkeit, im Hintergrund Nußbach, offenbar mit der alten
romanischen Kirche usw. Das Ganze umrahmt von einer Architektur mit Vorhängen,
von Engeln gehalten.

Der Altar im Rocaillestil mit Putten an dem Tabernakel. Altar

LAUTENBACH

Schreibweisen: Lutenbach 1233; Lutembach 1452; Lütembach 1484; Luttembach
i486.

, Manuskript: Eine Beschreibung der Kirche von Peter Adalbert H a r d t, Rektor in
Lautenbach von 1740 bis 1755, im Pfarrarchiv aufbewahrt. (Auf sie geht die Sens-
burg'sche Beschreibung im wesentlichen zurück.)

Literatur: Sensburg, Beschreibung der merkwürdigen Kirche zu Lautenbach,
Freiburg, Herder 1830. Ph.Ruppert, Die Kirche zu Lautenbach im Renchtal, FDA. 24,
S. 273—290.

Ortsgeschichte: L. war wohl, zur Zeit als das Kirchlein gebaut wurde (1471), das
dem Ort die kunstgeschichtliche Bedeutung gibt, noch kein Dorf. Damals lagen hier
nur einige Gehöfte, die in die Pfarrei Oberndorf bei Oberkirch gehörten und wie der
Grund und Boden, auf dem die Kirche liegt, zum Teil ebersteinisch-badische Lehen der
Edlen von Bach und Schauenburg waren. (?) ') Diese Gehöfte werden sich naturgemäß
schon in der Nähe der Renchtalstraße gruppiert haben. Der Weiler aber gehörte seit
1303 (s. Fürsteneck usw.) in das weltliche Territorium des Bistums Straßburg: »homines
Bertholdi episcopi Argentinensis in dem Lutenbach« heißt es 1351. Auch Allerheiligen war
hier frühe begütert. Als daher im Jahre 1470 das Kloster zum größten Teile abbrannte und
auf Jahre hinaus nicht bewohnbar war, da nahmen die Mönche einstweilen hier Wohnsitz
und begannen mit dem Bau der Kapelle und des daranstoßenden Klosters, das später als
Klosterhospiz diente. Ja, eine Zeitlang war die Neigung vorhanden, das in schwer zugäng-
licher Höhe gelegene alte Kloster überhaupt zu verlassen und dauernd hier in dem
bequemen, fruchtreichen sowie anmutigen Tale Aufenthalt zu nehmen. Darüber gab es
manches Für und Wider, bis schließlich die Partei siegte, welche für das Verbleiben an
der alten Stätte war. Ja, es wurde 1484 ausdrücklich festgesetzt in einer Urkunde, 2)
daß kein Propst oder Mönch in das Kloster aufgenommen werden dürfe, der nicht
geschworen habe, nie zu einer Verlegung des Klosters, sei es irgendwohin, seine Zu-

Ortsgeschichte

*) Ruppert, FDA. 24, S. 273.
2) Ebenda S. 281.
 
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