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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0677

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AMT OFFENBURG. — UNTERHARMERSBACH. (OBERHARMERSBACH.) 541

der Geschichte der Gegend eine Rolle gespielt. Verschwägert waren sie u. a. mit den
von Bern, von Schauenburg, Knobloch, Bock etc. —- Um die Wende des 16. Jhs. stirbt
die Familie aus und wir finden im 17. Jh. die Mayrshoffen in dem Besitz. — Die Höfe
gehörten zum Gebiet der Reichsstadt Zell und wurden 1803 badisch.

Von dem Schloß sind noch auf dem jetzt sogenannten Gröbener Hof Reste Schloß
erhalten. Zunächst ein quadratischer Turm aus Bruchsteinmauerwerk, untermischt mit Turm
Backsteinen, an den Ecken Bossenquader mit ziemlich starkem Randschlag. Der Turm
steigt in fünf Geschossen auf und zeigt Doppelfenster mit einfach abgefastem Gewände;
eingedeckt wird er durch ein Satteldach. Über seinem unteren westlichen Eingang mit
geradem Sturz Allianzwappen des Johann von Meyrshoffen und seiner Frau geb. Eberhard.
Zwischen dem Wappen steht 1695, oben darüber:

JOHANN VON MEYRSHOFFEN UND ZU GREBERE

DES H. REICHS----RITTER

MARIA CLEO ---- PHE VON

MEYRSHOFFEN ---- ZU GREBERE

GEBOHRNE VON ---- EBERHARD.

Im Innern des Turmes: im zweiten Geschoß eine Holzdecke, sogen. Stabdecke;
an der Westseite eine Tür mit in Voluten endigendem Rundgiebel, die durch die Mauer
zu einer ins Freie gehenden Tür, also wohl auf einen Abort führte; das dritte Geschoß
hat ebensolche getäfelte Decke, an den Fensterpfosten noch die Ritzen für die Läden;
im vierten Geschoß nur Balkendecke; im fünften der Holzdachsluhl. Über dem obersten
Stockwerk zieht sich eine gotische Wasserschräge hin, eine ebensolche über dem vierten.

Aus allem geht zweifellos hervor, daß ein älterer Turm aus dem Mittelalter am
Ende des 17. Jhs., also vielleicht nach einer Zerstörung durch die Franzosen, hier neu
hergerichtet worden ist.

Der Turm steht auf einer ummauerten quadratischen Terrasse. Der ganze Hof ist
im- Rechteck von einer Mauer aus Bruchsteinmauerwerk umgeben, vor der noch die
Spuren des Grabens sichtbar. Das Ganze also eine übliche Tiefburganlage.

Das alte, schlichte Herrschaftshaus aus Bruchsteingemäuer und der anstoßende
Riegelbau sind offenbar nach der Zerstörung mit wenig Geld aufgerichtete Gebäude.

UNTERHARMERSBACH

(und OBERHARMERSBACH)

Schreibweisen: in Mortunagia Hademarsbach 1139; Hademersbach ca. 1235;
Halmersbach 1353; Harmerspach 1354; Hadmerspach 1420; Harnenspach 1500 etc.
(Bach des Hademar.)

Literatur: E. Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes, S. 232 ff.

Ortsgeschichte: Das Harmersbacher Tal, ursprünglich, wie die ganze Gegend, dem Ortsgeschichte
Kloster Gengenbach gehörig, war lange mit Zell vereinigt. Als dieses mit den zwei
anderen Städten Offenburg und Zell sich im 13. Jh. seine Reichsfreiheit erkämpfte, da tat
es das auch für das mit ihm in einer Markgemeinschaft stehende Tal. Nach dem Aus-
sterben der Zähringer war die Landvogtei an das Reich gekommen und somit auch das Tal.
 
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