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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0748

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AMT WOLFACH.

HAUSACH.

607

Am Südausgang der Stadt ein Bildstock mit origineller Überleitung aus dem vier-
eckigen Postament in den runden Pfosten, an dessen oberem Ende vorkragende Voluten
die Ädicula tragen.

Bei Herrn Hubert Stelder befinden sich einige Altertümer: eine holzgeschnitzte,
drittellebensgroße Statue der Madonna mit teilweise neuem Kind, Durchschnittsarbeit
aus der Mitte des 16. Jhs.; eine fast lebensgroße Statue des h. Michael, mit dem
Schwert den Drachen tötend, tüchtige Arbeit vom Ende des 17. Jhs., angeblich aus dem
Kapuzinerkloster; einige kleinere Barockskulpturen: Dreifaltigkeit, Michael, Engel,
Christus auf der Weltkugel aus dem 17.—18. Jh.; ein Türrelief der Dreifaltigkeit aus
dem 16. Jh., von einem hiesigen Hafner stammend; eine kleine Tongruppe: Putten mit
Trophäen, etwa um 1700; ein paar recht zerstörte, aber gute Schränke bezw. Schrank-
türen aus dem 17. Jh.; eine Schwarzwälderuhr mit getriebenem Zifferblatt, 18. Jh.;
geschnitzter Rokokorahmen und desgleichen Konsole; ein kleines Barockholzaltärchen,
geschnitzt und eingelegt, Rokoko; ein Ölgemälde: Bauernscene, niederländisch. Am
Hinterhaus eingemauert Torso, Arme und Beine fehlen, eines Sandsteinkruzifixus, Arbeit
aus der ersten Hälfte des 16. Jhs. mit der üblichen Übertreibung des Brustkorbes.

Bildstock

Privat-
samijilungea

HAUSACH

Schreibweisen: Husen 1179; castrum Husen 1246; Husen in Kinzgental 1272;
ze Husen uf der bürge 1328; Husen bürg und stat 1367 ; Hawsen im Kintzigental 1500;
Hausen 1551. (husen Dat. plur. von hüs; ze den husen = bei den Häusern.)

Archivalien: Mitteil. d. histor. Komm. Nr. 17 (1895), S. 91.

Literatur: R. Streit, Hausach und seine Umgebung, Freiburg 1890. Derselbe,
Der Burgenbau im Allgemeinen und die Hochburg Husen, Hausach 1899. Alberti,
Württemb. Adelsbuch, Heft 4 u. 5.

Ortsgeschichte: Im 11. Jh. finden wir Hausach im Besitz eines Dynastengeschlechtes, Ortsgeschichte
von dem Udalricus de Husen 1086 genannt wird, Rütmannus de Husin 1099. Er
war mit den Zollern und anderen Herren einer der vornehmsten Stifter des Klosters
Alpirsbach. Dann wird 1155 ein »Bertholdus vir illustris de Husen« genannt, der 1145
in das Kloster S. Georgen eintrat.1) Dem gleichen Geschlecht gehörte Friedrich von
Husen an, der als Kreuzfahrer in heißem Kampfe gegen die Sarazenen am Montag nach
Himmelfahrt 1190 fiel und vom ganzen Heere beklagt wurde. Die Genannten gehörten
wohl zu dem Hause der sogar unter den principes aufgeführten Dynasten von Wolfach,
das Ende des 13. Jhs. ausstarb. Über den Übergang Hausachs an die Zähringer wissen
wir nichts Bestimmtes, jedenfalls aber finden wir es nach 1218 unter dem zähringischen
Erbe im Besitze Egenos des Bärtigen von Urach,'2) wobei, wie bei allen diesen Besitzungen,
es nicht sicher feststeht, ob als Allod oder Reichslehen. Im 13. Jh. begannen die
Straßburger Bischöfe in erfolgreicher Weise nach Ausdehnung ihres Territorialbesitzes
zu streben, und wie Gengenbach, Offenburg, Ortenberg eroberte Bischof Heinrich von
Stahleck damals auch die feste Burg Hausen 1246, die jedoch bald wieder in den
urachischen Besitz zurückgekommen sein muß, denn in dem Teilungsbrief der Enkel
Egenos des Bärtigen, Konrads und Heinrichs (I.), mit dem zugleich die Scheidung in die

*) Kindler von Knobloch I, S. 560.
2) R i e z 1 e r a. a. O. S. 42.
 
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