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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0099

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AMT KEHL. — FREISTETT. 7

des Herzogs Adelbert und in dem Freiheitsbrief des Königs Childerich als an S. Stephan
gegeben, bezeichnet worden sein. 1005 kam es an Strassburg; die Herrn von Hunnen-
burg hatten hier ansehnliche Besitzungen; ihnen wurde es durch Conrad II. von Hunnen-
burg, Bischof von Strassburg zugeeignet; nach ihrem Aussterben kam es an die Graf-
schaft Lichtenberg, war dann als Lehen an die Liebenzeller gegeben, kam 1335 als
Reinbolt Liebenzeller ohne Erben starb, an die Lichtenberg zurück, die es 1418 an die
Böcklin von Böcklinsau verpfändeten. Aus der Herrschaft Hanau-Lichtenberg, wo es
zum Amt Willstett gehörte, bezw. aus dem Besitz der Landgrafen von Hessen-Darmstadt
kam es 1803 an Baden.

Evang. Pfarrkirche. Ehemaliger Titel: ad S. Nicolaum. E. wurde 1555 prote- Pfarrkirche

stantisch ]). Der jetzige Bau 1824 im Weinbrennerstil. — Zinnerne Abendmahlskanne Abendmahls-
kanne
mit der Aufschrift: dem Gericht zu Eckartsweier 1761.

Im Pfarrhausgarten, beim Umgraben des Friedhofs gefunden, das mittlere, leider

stark beschädigte Stück eines römischen Viergöttersteins aus rothem Sandstein (Höhe Römischer Vier-

götterstein

noch 40 cm). Von den 4 Relief-Götterüguren ist nur der Rumpf bis herab zum
Knie erhalten. Sicher erkennbar ist Hercules, in der Linken Aepfel der Hesperiden
haltend, die Rechte auf die Keule gestützt, und Jupiter mit dem Blitz in der Rechten.
Dazu vielleicht Mercur und eine weibliche Figur (Fortuna?). (Der Stein jetzt in der
Grossh. Alterthümersammlung Karlsruhe.) (W.J

FREISTETT

Schreibweisen: Fregistatt 828; Freistetden 1365; villa Freistetten superior 1369;
obern Freistetten 1390; Obern Freistetden 1414; nidern Freistetten (Freistetden) 1390;
die zwey Freistet 1492; die zwey Frystetten 1509 (Stätte des Frego).

Archivalien: Mittheil. d. histor. Kommission Nr. 16 (1894) S. 136.

Litteratur: A. Leitz, Gesch. der Gemeinden Freistett und Neufreistett bis zum
Uebergange an Baden. Kehl 1890. Reinfried, Der Maiwald-Kanalprozess aus dem
Jahre 1749. Acherbote 1895, Nr. 75 fr.

Ortsgeschichte: Ober- und Nieder-Freistett (letzteres nicht zu verwechseln mit Ortsgeschichte
Neufreistett), die von jeher einen Bann, ein Gericht und einen Pfarrer hatten, wurden
urk. 1507 zum vierten Male vereinigt. Freistett hatte mit Renchen, Membrechtshofen,
Gamshurst, Wagshurst und Ulm eine Waldgenossenschaft (Maiwald) 2). In den Kriegen
Ludwigs XIV. vielfach verwüstet. Es gehörte zur Herrschaft Hanau-Lichtenberg, zum
Amt Lichtenau und wurde 1803 badisch. Das Patronat besass das Domstift in Strassburg.
Durch Tauschvertrag v. J. 828 erwarb das Kloster Schwarzach vom Grafen Erchanger
hier Güter3).

Evang. Pfarrkirche. Erwähnt 1574 sant Jörg und sant Niclauß in beiden Pfarrkirche
cappellen zu Freystet. 1582 erfolgte die Ernennung eines evangelischen Pfarrers für
Freistett und zugleich die Erhebung zur selbständigen Pfarrei, während es bisher Filiale
von Rheinbischofsheim war 4). Der jetzige Bau mit einschiffigem, flachgedecktem Lang-

*) Schaible, a. a. O. 54.

2) Vergl. Reinfried in Freib. Diöz. Arch. 21, 273 u. Acherbote a. a. 0.

8) Vergl. Reinfried in Freib. Diöz. Arch. 20, 144.

4) Schaible, a. a. O. 54. — Vierordt, Gesch. der evang. Kirche in Baden. I, 493.
 
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