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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0124

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32

KREIS OFFENBURG.

DINGLINGEN

Ortsgeschichte

Römisches

Alemannisches

Kruzifix

Glocken

Schreibweisen: In comitatu Mortenuuva in villa Timtelinga 961; Dundelingen
1154; Duldelingen 1289; Tundlingen 1341; Tunglingen 1387. (Bei den Angehörigen
des Tuntilo.)

Ortsgeschichte: Nach alter Ueberlieferung sollen auf dem »Mauerfeld« gefundene
Reste von der ehemals hier gestandenen »römischen« Stadt Lahr gezeugt haben (s. u.).
Erste urkundliche Erwähnung Dinglingens Ende des 10, Jhs. (s. o.). In früher Zeit war
das Bisthum Chur hier begütert; seine Besitzungen kamen durch Tausch an das Kloster
Schwarzach. Patronat und Zehnt kam 1355 an das Domstift zu Strassburg. Der Ort
gehörte zu altem geroldseckischem Besitz und ging mit demselben in Nassau-Usingen'schen
über. Auf der Schutterbrücke bei D. fand 24. März 1642 die Auswechslung Gustav
Horn's gegen Johann von Werth statt. 1677 wurde D. von den Franzosen abgebrannt,
nachher wieder aufgebaut und wurde 1803 badisch.

Römisches: Das »Mauerfeld«, südlich der Schutterbrücke, deckt eine grössere
römische Niederlassung, die sich auf den dortigen Aeckern durch Scherben von
römischen Thongefässen, auch solchen von roter terra sigillata, Ziegelstücke und Mauer-
trümmer in verschiedener Tiefe unter dem Boden kennzeichnet. Die Karlsruher Samm-
lung besitzt einen 1820 beim Bau der steinernen Schutterbrücke in über 5 m Tiefe mit
Münzen von Augustus bis Hadrian zusammen gefundenen römischen Gefässgriff
von Bronze in barocker Zusammensetzung verschiedener Thierfiguren.

Alemannisches: In einem Hausgärtchen fand man 1825 eine alemannische Grab-
stätte, in derselben ein kurzes Eisenschwert, Eisenspeer und Streitaxt, ein Glas und
einige Münzen. Die Funde sind, wie es scheint, in die städtische Sammlung in Freiburg
i. Br. gelangt. Wahrscheinlich ist das Grab nicht vereinzelt, sondern dürfte einem
alemannischen Friedhof angehören. (W.J

Evang. Pfarrkirche. Erwähnt »dominus Albertus viceplebanus in Tundelingen
1291« ; ecclesia parrochialis in Dindelingen 1349. 1357 inkorporirt der Bischof Johann
von Strassburg die Einkünfte der Pfarrei der Dompräsenz in Strassburg und beschliesst,
die Pfarrkirche in Dinglingen nicht mehr durch einen Rector, sondern durch einen
ständigen Vikar zu besetzen.') 1419 Niclaus Müge, lütpriester zu Dundlingen. D. trat,
wie die ganze Gegend, in der Mitte des 16. Jhs. dem Protestantismus bei (1553) und
blieb dabei, da es bei der Theilung 1629 zu der Hälfte gehörte, die dem Grafen von
Nassau-Saarwerden zufiel.

Die jetzige Kirche, an Stelle einer älteren 1781 bis 1787 errichtet, ist ein schlichter,
aber schmucker Barockbau aus Bruchsteinen mit Sandsteinquadern an den Ecken, Sand-
stein-Gewänden und -Gesimsen. Sehr gefällig der in Abbildung Fig. 12 wiedergegebene
Thurm, dessen Anschluss an das Langhaus durch Voluten vermittelt wird. Im Innern
ist die Kirche 1898 gänzlich restaurirt worden.

Kruzifix, versilberter, gegossener Corpus Christi auf schwarzem Holzkreuz, vom
Ende des 18. Jhs.

Glocken: die mittlere mit der Aufschrift: Als Johann Georg Müller Pfarrer\
Johann Wickert Johann Bruder beide Schultheifsen \ Georg Genshirt Jacob

*) Stocker a. a. O. Seite 153.
 
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