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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0192

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AMT LAHR. — NONNENWEIER.

97

Apostelkreuze durch. Dass am Jakobssonntag hier Kirche gehalten, deutet vielleicht
auf den früheren Titel. Früher bestand hier eine eigene Pfarrei.

An dem Kellerzugang eines Hauses (Nr. 12) die Jahreszahl 1623; ausserdem im Privathäuser
Ort eine Anzahl Riegelhäuser, leider zum Theil verputzt.

NONNENWEIER

Schreibweisen: Nunnewilre 1003; Nunnenwilr 1270; Nonnenwilr 1414; Nunnen-
weyler 1426 ; Weiler der Nonnen.

Archivalien der evang. Pfarrei: Kirchenbücher von 1642 an. Mittheil. d. histor.
Komm. Nr. 15 (1893) S. 101.

Ortsgeschichte: Nonnenweier ist ein frühe urkundlich vorkommender Ort. Kaiser Ortsgeschichte
Lothar schenkte angeblich 845 dem Kloster S. Stephan zu Strassburg unter anderen
Höfen auch »Nunnenwilre«. Doch ist die Urkunde eine Fälschung des 11. Jhs. Dann
kam das Dorf an den Bischof von Strassburg, von dem es die von Windeck als Lehen
trugen. 1316 löste es von Berthold von Windeck der Bischof wieder aus. Eine Zeit
lang kam es, wohl als Pfandlehen, an die Geroldsecker, endlich nach verschiedenem
Wechsel wieder an das Stift.1) Später war es eine ritterschaftliche Besitzung der Rath-
samhausen, der Böcklin und der Oberkirch und gehörte bis 1806 zum schwäbischen
Ritterbezirk Ortenau.

Evang. Pfarrkirche: Erwähnt 1270 Johannes rector ecclesie; 1419 Johans Pfarrkirche
Wahter Kircherre und Johans Frugemesser. 1473 war eine Kaplanei hier. Die Refor-
mation führte der Strassburger Rathsherr Bock im Auftrage des Rathes hier ein. Die
Kirche war ursprünglich eine aus dem 12. sec. stammende Kapelle, wie Stocker schreibt,
welche noch das Langhaus bildete und durch spätere Anbauten vergrössert wurde. Leider
fand ich dieselbe, als ich hinkam, glattweg abgerissen und dem Boden gleich gemacht.
Nach einer Mittheilung, die ich im Pfarrhause erhielt, schloss der Chor mit grossem
Rundbogen an die Kirche an, die 1727 vergrössert wurde. An Resten sah ich noch
einen grossen Sandstein, an dem vorne unten eine romanische Fratze herausgearbeitet
war mit herausgestreckter Zunge. Der Stein soll auf der südwestlichen Giebelecke des
Langhauses gelegen haben. Ausserdem war noch erhalten der Kämpfer eines Bogens
mit Rundstab und weiter die Reste eines romanischen Thürgewändes, sowie eines offenbar
später eingefügten Sakramentshäuschen mit Fischblasenmasswerk, ein mit Muschel-
ornament verzierter Renaissance-Stein und eine Quader mit runder nach vorn sich
erweiternder Oefmung. (Siehe Nachtrag.)

Zwei Grabplatten mit vollkommener Ahnenprobe in den zahlreichen Wappen- Grabplatten
schildern: der Anna Amalia von der Grün geb. von der Sachsen f MDCLXXIH
(genauer siehe im Nachtrag) und der des Joh. Christoph, von der Grün -f 21. Dezember
MDCLXVI.

Ein weiterer Grabstein, verziert mit skulpirten Guirlanden und Bändern der Christina
Luisa Frid. Freifrau von Boecklin zu Boecklinsau * 1768 f 1799 und ihrer Tochter
Luise Francisca Caroline * 1799 f !799-

1) Ruppert a. a. O. S. 396.
Band VII.
 
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