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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0690

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AMT OFFENBURG. — WEIER. 553

schlichtester Weise vergrößert, nämlich 17 48. Über einer Seitentür, wo ehemals die
Kirche aufhörte, steht: »Zu Ehren Dir o Grosser Got ist diese Kirche erbauet. Sanct
Johan von Nepomuc wird se Högst vertrauet 1748.« An das einschiffige Langhaus
stößt der Chor mit Achteckabschluß, wohl auf älteren Fundamenten. Das Innere, mit
einigen Stuckornamenteh geziert, weist drei Barockaltäre auf, Durchschnittsarbeiten.
Über dem Portal, von Engeln gehalten, das Wappen von Waltersweier.

Auf dem einen Altar Holzstatue des h. Quirinus, 18. Jh., Durchschnitt.

Vor der Kirche derbes Kruzifix des 18. Jhs. auf bauchigem Sockel, ein weiteres
mit Rocailleornament, Madonna am Kreuzesstamm, im Feld etwa 50 Schritt westlich vom
Ort; der Corpus Christi heruntergefallen.

Am ehemaligen Dürfeldschen Hause, jetzt Schulhaus, führt eine Freitreppe hinauf
zu einem Portal mit flachem, geschwungenem Volutengiebel, darüber in Rocailleumrahmung
das Dürfeldsche Wappen.

Schmiedeeiserner Wirtshausschild am Gasthaus »Zum Hirsch«; am ehemaligen wirtshausschiid
Gasthaus »Zum Großherzog« holzgeschnitzte Tür mit Türklopfer, Abschluß ein gebrochener
Giebel.

WEIER

Schreibweisen: villa Wilre 1308; Wiler 1423; Wire 1462; Weiler 1520.

Ortsgeschichte: Weiler gehörte zur Landvogtei Ortenau, zum Gericht Griesheim, Ortsgeschichte
wurde also 1805 badisch. Ein Schlößchen und Gut, das ehemals hier stand, gehörte
den Reichlin-Meldegg.

Kath. Pfarrkirche (ad S. Johannem Bapt). 1429 hören wir von »her Cunrat Kath.pfankirche
von Mülnheim, in den ziten kircher der lutkirchen zu Wilre zu Mortenöwe in Straß-
burger bystum gelegen«, 1464 von der »ecclesia Wiler prope Offenburg«, 1531 von der
»pfarrkirche sant Johanns zu Weyhr bey Offenburg«. Damals also bestand hier eine
Pfarrei, die wohl in der Verödung des Dreißigjährigen Krieges oder der Franzosenkriege
nicht bestehen bleiben konnte, denn 1699 heißt es »ecclesia parrochials inWyhr incorporata
est ecclesiae Bylensi«. Patronat und Zehnt gehörten den Johannitern in Straßburg.
1755 wurde Weier wieder zur Pfarrei erhoben.

Der heutige Bau stammt von 1862, er ist von Süd nach Nord gerichtet. Als Tauf-
kapelle ist an seiner Ostseite der ehemalige Chor der alten Kirche erhalten', der in drei Chor
Seiten des Achtecks geschlossen ist. Er öffnet sich in gedrücktem Spitzbogen in die
jetzige Kirche, ist von einem Netzgewölbe überdeckt mit sich durchschneidenden Rippen,
die nur durch eine Hohlkehle profiliert sind. In den Schlußsteinen einmal ein Schild

mit dem Zeichen-!", ein andermal ein Monogramm (M mit Kreuz?). An der Nord-
wand ein Sakramentshäuschen, abgeschlossen durch einen mit Krabben besetzten und in
einer Kreuzblume endigenden Kielbogen, umrahmt von sich kreuzendem Astwerk. An
der Ostseite einpfostiges Spitzbogenfenster mit Fischblasenmaßwerk. Der Raum ist etwa
4,15 zu 6 m groß und 5—6 m hoch. Die architektonischen Teile aus rotem Sandstein.
Am Äußeren des Chores, der aus dem Anfang des 16. Jhs. stammen dürfte, noch die
gotische Wasserschräge, welche die zwei erhaltenen Strebepfeiler einmal abtreppt.

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