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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0380

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266 KREIS OFFENBURG.

NUSSBACH

Schreibweisen: Nuzbach 994; Nutzbach 1196; Nuzbach 1200; Nusbach 1239 etc.
(ahd. Nuz == die Nuß).

Literatur: Ad. Wehrle, Geschichte der h. Wendelirmswallfahrt Nußbach, in
Wehries Wendelinusbüchlein, Ingenbohl 1878.
Ortsgeschichte Ortsgeschichte: 994 schenkte Kaiser Otto III. seinen Hof Nußbach dem Stifte

Waldkirch. 1024 kam der Ort durch Kaiser Heinrich II. an das Bistum Bamberg, von
diesem an die Zähringer und an die Grafen von Freiburg, doch scheint die Herzogin
Uta von Schauenburg auf das Patron at der Kirche Anspruch gemacht zu haben. Diese
ist die Mutterkirche des gesamten Renchtales. Ihrer neuen Gründung Allerheiligen
übergab die Herzogin das Patronat, wie wir aus dem Bestätigungsbrief von 1196 ersehen,
und zwar »cum cunctis suis attinentibus«. 1225 hören wir von der »donatio iuris patronatus
ecclesie in Nusbach et capellarum eidem ecclesie annexarum, videlicet Obirnkirchen et
Noppenowe a ducissa de Scowenburc, Uta nomine, consentiente nobili viro Eberhardo
de Eberstein eius herede preposito et conventui Omnium Sanctorum facta«. Da das
Patronat und Zehnt aber zu dem Dinghof gehörten, so geriet das Kloster in einen langen
Streit mit den Grafen von Freiburg. Diese verkauften 1239 ihren Hof an Allerheiligen;
doch hören wir noch einmal 1327, daß Heinrich von Fürstenberg »curiam suam in
villa Nüszbach .... cum curia inferiori sita in dicta villa . . . spectante ad curiam
predictam cum iure patronatus ecclesie parrochialis ipsius ville Nüszbach et capellarum
dependencium ab eadem« dem Propst und Konvent verkauft; damit also wird wohl erst
der Streit beigelegt worden sein. Mit der Auflösung des Klosters kam das Patronat an
Baden. — Außer Allerheiligen muß auch Gengenbach hier begütert gewesen sein, denn
wir hören i486 von dem »amptlehen, so Albrecht von Nuwenstein zu Nußbach« von
dem Abt von Gengenbach hatte. Einige weitere Höfe mit verschiedenen Besitzern
werden im 14. und 15. Jh. erwähnt.1) Der Ort gehörte zur Landvogtei Ortenau und
wurde mit dieser 1805 badisch.
Pfarrkirche Kath. Pfarrkirche (ad S. Sebastianum). Ihre frühe Bedeutung geht schon aus

dem Obigen hervor. Ihr waren die Kapellen in Oberkirch und Oppenau eingepfarrt,
ebenso Ebersweier. »Ecclesia parrochialis ville Nuspach cum omnibus suis capellis,
videlicet capella in Oberkirche et in Oberndorf ac eciam in Noppenowe et in Ebers-
wilre« heißt esi365, in dem Kirchspel zuNußbach 1400, matrjcis et parrochialis ecclesiae
N. 1666. — Vom 13. Jh. an besetzte Allerheiligen die Pfarre mit einem seiner Kon-
ventualen. 1246 hören wir von einem decanus Hermanus, 1311 von einem viceplebanus,
1434 von Rulmannus dictus Tedinger perpetuus vicarius seu plebanus in N.; 1464 war
Andreas Rohart von Neuenstein, der spätere Propst, Leutpriester hier.

Die heutige Kirche ist ein Bau des 19. Jhs., in diesem selbst mehrfach vergrößert,
so besonders vor kurzem. 1828 hat der am ganzen Oberrhein tätige, tüchtige Dekorateur
Wilhelm (aus dem Vorarlberg stammend) für 2000 fl. die ganze Innenausstattung der
Kirche hergestellt, von der heute nichts mehr erhalten. Der jetzige Chor ist das ehe-
malige Langhaus der alten Kirche, an dem keine älteren Spuren mehr erhalten. Von
ihm aus tritt man in den einstigen Chor, einen quadratischen Raum, der, wie so vielfach,

*) Krieger II, S. 362.
 
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