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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0691

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554 KREIS OFFENBURG.

Kirchengeräte In der Sakristei Kirchengeräte: ein Kelch, silbergetrieben, vergoldet, mit Fuß im

Sechspaß, woran steht M • A • E • 1697, sonst schlicht; ein zweiter mit spärlichen Empire-
formen, eine Monstranz, silbergetrieben, vergoldet, mit Rocailleornamenten; ein ehemals
roter, jetzt schwarz gefärbter Rauchmantel, Seidendamast, 1606 und 1763 ausgebessert,
grüne und weiße Casel mit eingewirkten Blumen. — Die Glocken sind alle neu, der
einfache Taufstein wohl aus dem 17. Jh.
Kruzifix Südlich vor der Kirche Safidsteinkruzifix auf hohem Rocaillesockel, einfache

Arbeit von 1772.

Auf dem Friedhof 63 cm hohes Sandsteinstück, mit Achteckplatte, Rundstab und
Achteckfuß, wohl ehemals Basis einer Säule.

WEINGARTEN

Schreibweisen: dedicatio capellae prope Celle parrochie Offenburg 1396; zu Zell
hinder unsser lieben frowen im Wingarten genant 1488; Unserer frauen kirche 1629;
ecclesia Weingartensis, filia ecclesiae in Offenburg, divae Virgini sacra 1666.

Archivalien: Mitteil, der hist. Komm. Nr. 5, S. 266/67, Nr. 17, S. 50.

Literatur: Die Kirche in W. bei Offenburg, Christliche Kunstblätter, Freiburg 1879,
Nr. 175 und 176.
Ortsgeschichte Ortsgeschichte: Wie aus obencitierten Erwähnungen schon ersichtlich ist, handelt

es sich hier um keinen Ort, sondern nur um eine 1396 unter dem Bischof Wilhelm IL
von Diest1) eingeweihte Wallfahrtskapelle Beatae Mariae virginis, die zur Pfarrei Offen-
burg gehörte. Ich finde dann die weitere, für mich unkontrollierbare Notiz,2) daß die
Pfarrkirche S. Philippi et Jacobi i. J. 1596 erbaut wurde an Stelle des im Bauernkriege
abgebrannten Baues, und die weitere,3) daß die Pfarr- und Wallfahrtskirche 1631 durch
den Blitz zerstört wurde. Die Kirche war Filiale von Offenburg und 1616 noch nicht
zur Pfarrei erhoben. Wann dies geschah, steht nicht fest, 1787 aber wurde die schon
bestehende Pfarrei dem Kloster Schuttern inkorporiert. In die Pfarrei gehören die Orte
Fessenbach, Rammersweier und Zell-Weierbach. 1805 wurde die zur Landvogtei Ortenau
gehörige Kirche badisch. Die Baupflicht ging damals mit der Aufhebung der Klöster
auf das Großh. Ärar über. Allmählich machte sich das Bedürfnis nach einer Ver-
größerung immer dringender bemerkbar, und so wurde in den siebziger Jahren des
19. Jhs. das Langhaus umgebaut mit Unterstützung durch die Großh. Regierung.
Chor Unberührt geblieben ist der alte Chor (s.Fig. 308), der sich in einem geraden Spitz-

bogen gegen das Langhaus zu öffnet, dessen Gewände durch zwei Hohlkehlen und
zwei Plättchen profiliert sind. Er ist von einem Netzgewölbe überdeckt mit leicht
ansteigendem Scheitel, dessen einmal hohlgekehlte Rippen ohne Konsolen in der Wand
verlaufen. In den Schlußsteinen Lamm und Rose. Einpfostige Spitzbogenfenster mit
spitzem Kleeblattbogenmaßwerk erhellen den Raum. An der Südwand eine Nische mit
geradem Sturz, den Rundsäulchen auf polygonaler Basis mit polygonalem, aus Platten

x) Siehe auch Walter, Bericht des Kirchherren Lazarus Rapp etc., S. 16 und 25.

2) Ho ff mann, Der Schulkreis Offenhurg, S. 239.

3) Großherzogtum Baden, S. 989.
 
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