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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0195

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IOO KREIS OFFENBURG.

etwa i ]/2 m vom Boden,' unter ihnen zog sich eine Bordüre hin, in der nach den erhaltenen
Spuren auf deutsch in Minuskelschrift die Worte des Credo standen. In die Kappen
des Gewölbes wuchsen leichte, spätgothische Ranken empor. Die Gestalten wiesen auf
einen Durchschnittsmaler vom Anfange des 16. Jhs. Sie waren sehr schlecht, zum Theil
nur in wenigen Resten der Umrisse erhalten und wurden 1905/6 durch den Maler Kolb
aus Ofifenburg übermalt, leider etwas stark. Besser erhalten waren die Halbfiguren der
klugen und thörichten Jungfrauen in halbrund abgeschlossenen Nischen an den Laibungs-
flächen des Triumphbogens. Manches, so die Haartracht und die Schapel, welche die
Köpfe der klugen Jungfrauen schmücken, deuten auf eine vielleicht im 16. Jh. restaurirte
Grundlage des 14. Jhs.? Erfreulicher Weise ist hier die Uebermalung unserer Zeit nicht
so weit gegangen.

In der Nähe finden sich an der Strasse noch zwei einfache Kruzifixe, das eine
datirt von 1779 und ein Bildstock des 18. Jhs.

OBERWEIER

Schreibweisen: Obernwilire 1064; kop. 17. Jhs.; Oberwilr 1350; Oberwilre 1363;
villa 1368 etc.

Archivalien der Gemeinde und kath. Pfarrei: Mittheil. d. histor. Komm. Nr. 15
(1893) S. 110—in.
Ortsgeschichte Ortsgeschichte: O., in die Kastvogtei von Schuttern gehörig, war bambergisches

Lehen, und gelangte nach dem Aussterben der Tiersberger Linie an die Geroldsecker,
also erst 12 7 7 *) nach der Theilung; es blieb daher als ungetheilter Besitz beiden Linien
gehörig, denen es allmählich gelang, es in ein Reichslehen umzuwandeln. Mit der Hälfte
der Herrschaft Lahr-Mahlberg kam die eine Hälfte, 1475 mittelst Verkauf durch Diebolt
von Hohengeroldseck das eine Viertel der zweiten Hälfte an den Markgrafen Christoph
von Baden, nach dem Aussterben des Geschlechts das letzte Viertel ebenfalls, somit
war O. baden-badisch.

Das Patronat kam von den Tiersbergern als Allod an die Schwarzenberger; war
mit der Feste Tiersberg verbunden und wechselte mit dieser die Besitzer. Lehen
besassen hier die Schauenburg und die Brombach und von den Klöstern der Umgegend
war, seiner Lage gemäss, vor allem Schuttern hier begütert. Ein Ortsadel 1361,
1365 und 1370 erwähnt.
Pfarrkirche Kath. Pfarrkirche: Sancti Naboris et Felicis (später hinzu gekommen), heute

S.Michaelis. Erwähnt 1414, 1545; parocchialis ecclesia 1400; Heinrich Esel, der
kirchherre der pfarrekirche zu Oberwilre 1377 ; Cfinrat Pawel, lütpriester 1413. Durch
die Reformation, die theilweise auch hier vorzudringen versuchte, war die »olim insignis
parocchia« 1666 sehr zusammengeschmolzen: »parochiani ibidem sunt numero pauci,
haereticorum vero numerus satis magnus«.

Die kath. Pfarrkirche ist ein Bau von 1876 bis 1880. Damals wurden Theile
der alten Kirche im Fundament vermauert. Schon diese aber soll ein Bau im Wein-
brennerstyl gewesen sein. Nur die zwei untersten Geschosse des Thurmes sind in ihrem

l) Ruppert a. a. O. S. 397 ff.
 
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