Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0693

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
556

KREIS OFFENBURG.

Langhaus

Friedhof

Stationskapellen

Taufstein, bauchig, mit achtgekanteter Cuppa und Schild, worin Rebwerkzeuge.

In der Sakristei eine Holzstatue der Immaculata, mittlerer Durchschnitt des 18. Jhs.

Nach dem, was die obigen Nachrichten an Baudaten geben, möchte ich annehmen,
daß der Chor ein Bau des 15. Jhs. ist und daß nach der Zerstörung der Bauernkriege
bei dem Wiederaufbau die Sakristei angefügt wurde. 1631 scheint durch den Blitz die
Innenausstattung zerstört worden zu sein, von deren Erneuerung die schönen Chor-
gestühle zeugen.

Das Langhaus ist (s. oben) zum Teil unter Benutzung der vorhandenen Mauern
des ehemaligen in unserer Zeit neu errichtet worden. In der Südostecke desselben, da,
wo der Chor anstößt, ein älterer, schlichter Wendeltreppenturm.

Am Eingang zu dem die Kirche umgebenden Friedhof die Jahreszahl 1727. Auf
dem Friedhof einige Rocaillegrabsteine sowie auf bauchigem Sockel ein Kruzifix.

Auf dem Weg von Offenburg hierher die schlichten Stationskapellen des 18. Jhs.

Hinter der Kirche steht das Mesnerhaus, ein Bau des 18. Jhs., mit hübscher
Barockfreitreppe, am Türsturz die Jahreszahl 1784.

WINDSCHLÄG

Schreibweisen: Windisle ca. 1101; Windisleh im bis 1114; Windesie n23;
Winslech 1258; Windslee 1258; villa Winde siech 1277; villa Wintschlee 1.277; Windes-
ieich 1280; Winteslehe 1356; Windeschleich 1362; Winnesleche 1381 etc. (1&, althoch-
deutsch hleo, = Grab, Grabhügel des Windo.) (Wth.J
Römisches Römisches: In der Nähe 1897 beim Lehmstechen gefunden eine Ansammlung von

ca. 20 Stück römischer Eisenluppen (Städtische Sammlung Offenburg). (W.)

Ortsgeschichte Ortsgeschichte■: Wie aus obiger Fundnotiz und der Erklärung des Ortsnamens

hervorgeht, bestand hier schon zu römischer und zu germanischer Zeit eine mehr oder
minder kleine Ansiedelung. Begreiflicherweise wird der Ort daher auch im Mittelalter
sehr früh genannt. Mit seiner ersten Nennung tritt auch ein eigener Adel auf, ein
Rudolfus, 1150 ein Herimannus und als letzter 1226 ein miles quidam nomine Billungus
de Windisle. Schon 1258 besaß das Kloster Allerheiligen den Zehnten, 1350 erwarb es
von den Röder von Diersburg auch den Dinghof mit dem dazugehörigen Patronat durch
Schenkung und Kauf. Wir hören 1355 von »der münch hof von Alienheilgen«, und
noch 1462 heißt es: »als Daniel von Diersperg und seine altvorderen den Kirchensacz
zu Wintschlehe, mit der gerechtigkeyt, das man nemet ius patronatus, bycz har als für
ein recht lidig eygen bessessen«. Mir will danach scheinen, daß dies Patronat zum Schloß
Diersburg gehörte, daß also ursprünglich die tiersbergischen Geroldsecker hier begütert
waren. Im 17. Jh. hatten die Neveu Kollatur und Zehnten, denen auch die niedere
Gerichtsbarkeit zustand. Der Ort gehörte jedenfalls seit dem 13. Jh. zur Landvogtei
Ortenau und wurde mit dieser 1805 badisch.

Kath.Pfarrkirche Kath. Pfarrkirche (ad S. Pancratium, Ep. et mart). 1462 hören wir (s. oben) von

dem Kirchensatz, 1504 von einem dominus Sifridus Flach, vicarius perpetuus parrochialis
ecclesie in Windesschlehe; 1666 hat der Ort etwa 80 Kirchenangehörige. Die heutige
Kirche ist ein Bau von 1835, doch scheint man dabei den Unterteil des alten Turmes
verwendet zu haben, und zwar dürften die drei untersten Stockwerke auf quadratischem
 
Annotationen