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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0145

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Nordwestlich davon wird das Straßenbild durch
den traufständigen Südtrakt der über L-förmigem
Grundriß aufgeführten Ritzebütteler Schule (erb.
1914/15) dominiert (Grodener Chaussee 11).
Der unter einem Mansardwalmdach sich über 15
Achsen mit ursprünglich kleinteilig versproßten
Fenstern erstreckende, wuchtige Baukörper
gehört mit der Verwendung des Backsteins und
der formalen Orientierung an Bauten der Zeit um
1800 einer in Abgrenzung zum vorausgegange-
nen AHistorismus um sachlichen Ausdruck
bemühten, aber dennoch traditionsveroundenen
Architekturströmung an.

Die Erschließung des Wiesengeländes südlich
der Grodener Chaussee setzte 1903/04 mit der
Anlage der Wernerstraße ein, die an der Ostseite
des Ritzebütteler Friedhofs verläuft. Zur Beseiti-
gung der Wohnungsnot nach dem Ersten Welt-
krieg wurden zunächst kleine Putzbauten errich-
tet; bis zum Zweiten Weltkrieg folgten mehrge-
schossige Wohnhauszeilen. Ihren Höhepunkt
erreichte die Bautätigkeit auf diesem Areal, das
im Osten von der Lehfeldstraße erschlossen wird,
in den Jahren zwischen 1952 und 1954.

Wernerstraße, Straßenflucht von Süden

Bi

Wernerstr. 90, 88, 86, 1935/36, Arch. A. Steinmetz

Als Siedilungsbauten unter orts- und sozialge-
schichtlichem Aspekt sind die Wohnhauszeilen
von Interesse, die innerhalb eines von der Wer-
nerstraße im Westen, der Simon-von-Utrecht-
Straße im Süden und der Lappestraße im Osten
umschriebenen Dreiecks in den dreißiger Jahren
von der Gemeinnützigen Siedlungsgenossen-
schaft errichtet wurden. Der Zeilenbau, der ab
etwa 1930 für den Geschoßwohnungsbau als
verbindliche Lösung betrachtet wurde, sollte im
Vergleich zu der vorangegangenen Blockrandbe-
bauung den Vorteil erbringen, auch für Kleinwoh-
nungen bezüglich eines optimalen Sonnenein-
falls und einer guten Belüftung bessere Bedin-
gungen zu schaffen. Daher wurde eine
Nord-Süd-Orientierung bevorzugt, wie sie auch
hier, leicht aus der Achse verschoben, Anwen-
dung fand.

Die längste Zeile, 1935/36 nach Plänen von Ach-
met Steinmetz dreigeschossig mit Ziegelverblen-
dung aufgeführt, erstreckt sich auf der Westseite
der Wernerstraße (Nrn. 64-90). Die ungeglieder-
ten, lediglich durch die eingeschnittenen Fenster
unterborochenen Wandflächen schließen sich





durch die Backsteinverblendung zu einem ein-
heitlichen Gesamtbild zusammen, das nur durch
die an ein Stufenportal erinnernde Gestaltung der
Eingangsbereiche und die darüber in ihrem For-
mat von den übrigen Fenstern abweichenden,
querliegenden Treppenhausfenster aufgelockert
wird. Während die changierende Farbigkeit des
Backsteins und das Relief der Ziersetzung um
die Türen hier eine lebhafte Oberflächentextur er-
zeugen, sind die beiden gegenüberliegenden,
zweigeschossigen Zeilen Wernerstr. 59-69 und
Nrn. 71-81 (erb. 1935) als Putzbauten mit ein-
heitlichen Fenstergrößen von einer gleichförmi-
geren Wirkung geprägt. Die Fläche des Walm-
dachs wird durch kleine dreieckige Dachhäus-
chen über den Eingangsachsen unterbrochen,
und die Türen sind durch eine Backsteinumrah-
mung hervorgehoben. Auf demselben Entwurf
des Stadtbauamts basieren die beiden nach
Osten anschließenden Zeilen an der Karpfanger-
str. 2-8 und Nrn. 10-16. Nur leicht variiert durch
die Giebelbekrönung der Türen, jedoch ohne Un-
terborechung der Traufe gestaltete John Polack
die aus fünf Häusern bestehende Zeile auf der
Ostseite der Karpfangerstraße (Nrn. 1-9, erb.



kn te

Karpfangerstr. 16, 30er Jahre

Wernerstr. 66



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