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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0159

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DAS GEBIET ZWISCHEN
DEICHSTRASSE IM OSTEN UND
CATHARINENSTRASSE IM WESTEN

Eine erste Erweiterung erfuhr die am Schleusen-
priel gelegene Deichreihensiedilung gegen Ende
des 18.Jh., als im Zuge des Aufblühens der
Hamburger Schiffahrt eine vermehrte Zahl von
Lotsen mit der Verpflichtung eingestellt wurde, in
der Nähe des Hafens zu wohnen. In der Folge
entstand nördlich des Unterlaufs der Döser Wet-
tern eine ost-westlich orientierte Reihensiedlung
für Schiffer und Lotsen mit Gebäuden auf tiefen,
bis zum Deich reichenden Parzellen. Während
diese Neue Reihe bis 1840 vollständig mit Häu-
sern besetzt war, wurden die wegen des Fehlens
eines ausgedehnten Gartens weniger attraktiven
Grundstücke auf der Südseite der Wettern erst im
Anschluß daran und nur langsam fortschreitend
während der 2. Hälfte des 19.Jh. bebaut. Die zu
den Häusern der Südseite führenden Brücken,
die von den Besitzern selbst unterhalten werden
mußten, bestimmten das Bild der baumbestan-
denen Neuen Reihe bis 1931, als im Zuge einer
Fahrbahnverbreiterung die Wettern kanalisiert
wurde.

Im Aufriß hat sich der heute durch eingefügte
Neubauten heterogen wirkende Charakter der
Straße bereits seit den 1890er Jahren durch die
Fassaden historistischer Architektur zunehmend
verändert. Während auf der Nordseite nur die
beiden Häuser Neue Reihe 18 (erb. 1902), ein
ziegelverblendeter Bau mit barockisierendem
Putzdekor, und Neue Reihe 31 (erb. 1897) mit ei-
ner durch horizontalen Fugenschnitt und eine Li-
senengliederung im Obergeschoß belebten Fas-
sade die Bauphase der Jahrhundertwende doku-
mentieren, wird der östliche Straßenabschnitt auf
der Südseite fast durchgehend von Wohnhäu-
sern des Späthistorismus beherrscht (Neue Rei-
he 39-44; Nrn. 47-54). Bis auf fünf schlichte,
giebelständige, ein- bzw. zweigeschossige Putz-
bauten mit Drempel (Nrn. 48 (erb. 1898), 51 (erb.
1902), 52, 53, 54 (erb. 1897)) handelt es sich um
traufständige, zwei- oder dreigeschossige Wohn-
häuser, hauptsächlich zwischen 1898 und 1902
errichtet, auf deren zumeist ziegelverblendeten
Fassaden barockisierender Putzdekor appliziert

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Neue Reihe 53, 52, 51, 50, 49, 48

ist. Selbst das jüngste, 1908 entstandene Ge-
bäude Nr. 39 folgt noch bei leicht abgewandelter
Ornamentik historistischen Gestaltungsvorstel-
lungen.

Für den weiteren Ausbau Cuxhavens, der im
großen Umfang in der 2. Hälfte des 19.Jh. von-
statten ging, waren im wesentlichen private Un-
ternehmer verantwortlich, die z.T. eigene Lände-
reien als Baugrund erschlossen. So entstand all-
mählich auf dem im Winkel zwischen Elbdeich im
Norden und Hafendeich im Westen gelegenen
Terrain ein rechtwinkliges Straßennetz, für des-
sen Anlage bestehende Feldwege und Triften be-
nutzt wurden. Den Anfang machte der Kaufmann
Joh. Hinrich Fahrenholtz, der 1829 eine vom Al-
ten Deichweg rechtwinklig und anschließend
nach Süden abknickende, nach ihm benannte
Straße anlegte, an der sich Schiffer, kleine Kauf-
leute und Handwerker niederließen. Mit Fahren-
holtzstr. 11 hat sich ein als Schlachthaus gegen
Ende des 19.Jh. aufgeführter Ziegelbau erhalten,
der 1916 durch den Einbau zweier Räucheröfen
und Errichtung eines Schornsteins als bis heute
bestehende Fischräucherei umgenutzt wurde.

Schillerstr. 17, um 1840



Die Fortsetzung der Fahrenholtzstraße nach We-
sten (bis Schillerplatz) als Verbindung zum da-
maligen Strichweg schuf 1839 der Schultheiß
und Hofbesitzer Johan Paul Siats und nannte sie
nach dem Namen seiner Ehefrau Marienstraße.
Innerhalb weniger Jahre war die Nordseite der
von ihm parzellierten und zum Verkauf angebote-
nen, tiefen Grundstücke bebaut. Von der älteren,
kleinmaßstäblichen Architektur dieses schmalen
Straßenzugs ist indessen wegen nachträglicher
Überformungen keine denkmalwerte Bausub-
stanz überkommen. Eines der prächtigsten histo-
ristischen Gebäude Cuxhavens, seit 1951 in
kirchlichem Besitz, lie8 sich der Sohn eines Ca-
denberger Großbauern, J. Albert Fick, gegen
Ende des 19.Jh. an dem ursprünglich zum
Strichweg und etwa seit 1905 zur Marienstraße
gehörenden breiteren Straßenabschnitt (westlich
des Schillerplatzes) errichten (Marienstr. 50).
Den zweigeschossigen, unter flachem Mansard-
dach aufgeführten Putzbau, der seine ästheti-
sche Qualität aus der differenzierenden Anord-
nung barockisierender Ornamente wie den for-
mal varlierenden, geschweiften Fenstergiebeln
gewinnt, akzentuiert an der Nordostecke ein drei-



Marienstr. 50, Ende 19.Jh.





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