geschossiger, ursprünglich von einer Haube mit
schlanker Spitze bekrönter Turm. Eine besonders
plastische Durchbildung zeichnet die im Erdge-
schoß durch ein balkontragendes Säulenpaar
flankierte und im Obergeschoß mit einer lisenen-
gerahmten Nische gestaltete Eingangsachse
aus, die in der Dachzone mit einer Lukarne ab-
schließt.
An der südlichen Parallelstraße zur Marienstraße,
der heutigen Schillerstraße, einer alten Deichlinie,
über die der Kirchweg nach Döse verlief, wurden
schon 1820 auf der Nordseite neun traufständige
Häuser verzeichnet. Seit etwa 1830 wurde auch
die Südseite bebaut. Einziges Relikt dieser älte-
sten Bebauung ist das aus der Straßenflucht
zurückspringende Fachwerkhaus Schillerstr. 42
(erb. wohl Ende 18.Jh.), das ein steiles Sattel-
dach deckt. Einen im Stadtbild seltenen klassizi-
stischen Bau repräsentiert das um 1840 errichte-
te Wohnhaus Schillerstr. 17, ein zweigeschossi-
ges, giebelständiges Gebäude unter Satteldach,
dessen dreiachsige Fassade von einer mittigen,
geschoßübergreiftenden Rundbogennische do-
miniert wird. Zur ausgewogenen Komposition tra-
gen die Horizontalgliederung durch ein kräftiges
Stockwerkgesims mit Zahnschnitt, die fein profi-
lierten Gesimse in Kämpferhöhe der Rundbogen-
fenster sowie die Akanthusfriese in den Brü-
stungsfeldern der Obergeschoßfenster bei.
Mit der Errichtung mehrgeschossiger Wohn-/Ge-
schäftshäuser wurde das bis dahin kleinmaß-
stäbliche Bild der Schillerstraße nach 1900 bis
zum Ersten Weltkrieg einem deutlichen Wandel
unterzogen. Beispiele dieser Periode, die archi-
tektonisch unterschiedliche stilistische Ströämun-
gen vereint, stellen die dreigeschossigen Häuser
Schillerstr. 7 (erb. 1908, Arch. J. Wendt), Nr. 10,
Nr. 34 (erb. 1907, Arch. Küchenmeister) und
Nr. 47 (erb. 1906, Arch. Polack) dar. Als Eckge-
Grüner Weg 18, Logenhaus, 1895
bäude nehmen das Haus Schillerstr. 10 (erb.
1906), in dem der Architekt R. Alberts u. a. mit
eckbetonendem Erkertürmchen und zwei weite-
ren, unterschiedlich ausgebildeten Erkern Ele-
mente des Heimatstils verarbeitete, und der in
den Obergeschossen ziegelverblendete Bau
Nr. 47, den zurückhaltender Jugendstildekor
schmückt, städtebaulich einen besonderen Stel-
lenwert ein. Eine eigenwillige, verspielte Mi-
schung aus barockisierenden und vom Jugend-
stil beeinflußten Linienführungen des Ornaments
wählte Küchenmeister für das Haus Nr. 34,
während J. Wendt bei Schillerstr. 7 strenge, neo-
klassizistische Formen bevorzugte. Mit der Ent-
wicklung zu einer der Hauptgeschäftsstraßen
Cuxhavens unterlag die historische Bausubstanz
der Schillerstraße, deren westlicher, zur Cathari-
nenstraße führender Abschnitt erst 1919 ange-
legt wurde, einem zunehmenden Veränderungs-
druck, der sich in dem heutigen uneinheitlichen
Erscheinungsbild widerspiegelt.
In der folgenden Phase wurde das Gebiet südlich
der Schillerstraße erschlossen, westlich begrenzt
durch den Grünen Weg. Als Parallele zu diesem
legte Maurermeister Grabowsky 1845 die Fried-
richstraße an, die in eine Trift, die heutige Mittel-
straße, mündete. Sie bildete bis in die späten
achtziger Jahre des 19.Jh. die südliche Bebau-
ungsgrenze. Die als Verbindung zwischen Grü-
nem Weg und Friedrichstraße dienende Blohm-
straße lieB8 der Bierbrauer, Gastwirt und Fuhr-
mann Heinrich Hinck 1858 nach Westen unter
dem Namen Annenstraße bis zum Alten Deich-
weg fortsetzen. Auch die Anlage der von der
Annen- nach Norden zur Schillerstraße führen-
den Heinrichstraße geht ebenso wie die der süd-
lich an die Annenstraße anschließenden Straßen,
Dorotheen-, Elisabeth- und Wilhelminenstraße,
auf seine Initiative zurück. Ein 1877 veröffent-
lichter Plan Cuxhavens zeigt das bis zum Mittel-
weg fertiggestellte Straßennetz, das jedoch noch
große Bebauungslücken aufweist. Erst in den
neunziger Jahren fanden die nord-südlich orien-
tierten Straßen, Friedrichstraße und Grüner Weg,
eine Fortsetzung südlich des Mittelwegs in der
Wilhelm-Heidsiek-Straße (ursprünglich Hermann-
straße) und der Friedrich-Carl-Straße, die beide
auf den Döser Feldweg, die heutige Poststraße,
mündeten.
Größere zusammenhängende Gruppen denk-
malwerter Wohnbauten, anhand derer die städte-
bauliche Entwicklung dieses von einer offenen
Bebauung geprägten Areals zwischen Schiller-
und Poststraße in der Gesamtheit nachzuvollzie-
hen wäre, sind aufgrund von Modernisierungen
und purifizierenden Überformungen der meisten
Gebäude nicht anzutreffen. Lediglich auf der Ost-
seite der Wilhelminenstraße sind die Häuser
Nrn. 16, 17, 18, 19 als ein straßenbildprägendes
Ensemble anzusprechen. Davon zeigen die bei-
den Putzbauten Nr. 16 (erb. um 1897) und Nr. 17
(erb. 1900), das erste eingeschossig mit Drem-
pel, das zweite dreigeschossig und beide mit
Seitenrisalit aufgeführt, eine schlichte Fassaden-
gestaltung mit Gesimsen und profilierten Fen-
sterrahmungen, während die ebenfalls traufstän-
digen, zweigeschossigen Gebäude Nr. 18 (erb.
1901) und Nr. 19 (erb. 1904) barockisierenden
Stuckdekor besitzen. Das südlich davon an der
Ecke zur Elisabethstraße im letzten Jahrzehnt
des 19.Jh. errichtete Haus Wilhelminenstr. 14 ist
in der Anlage des Baukörpers unter dem flachen
Walmdach und in der Fassadenorganisation
(Rundbogenfenster mit Akanthusschmuck in den
Brüstungsfeldern, Fugenschnitt im Sockel) noch
einer spätklassizistischen Architekturauffassung
verpflichtet. Üppigeren Stuckdekor in Formen
des französischen Rokoko bzw. der Renais-
sance präsentieren hingegen noch einige Ge-
bäude am Grünen Weg, z.B. Nr. 46 (erb. 1892),
#
Grüner Weg 46, 1892
156
schlanker Spitze bekrönter Turm. Eine besonders
plastische Durchbildung zeichnet die im Erdge-
schoß durch ein balkontragendes Säulenpaar
flankierte und im Obergeschoß mit einer lisenen-
gerahmten Nische gestaltete Eingangsachse
aus, die in der Dachzone mit einer Lukarne ab-
schließt.
An der südlichen Parallelstraße zur Marienstraße,
der heutigen Schillerstraße, einer alten Deichlinie,
über die der Kirchweg nach Döse verlief, wurden
schon 1820 auf der Nordseite neun traufständige
Häuser verzeichnet. Seit etwa 1830 wurde auch
die Südseite bebaut. Einziges Relikt dieser älte-
sten Bebauung ist das aus der Straßenflucht
zurückspringende Fachwerkhaus Schillerstr. 42
(erb. wohl Ende 18.Jh.), das ein steiles Sattel-
dach deckt. Einen im Stadtbild seltenen klassizi-
stischen Bau repräsentiert das um 1840 errichte-
te Wohnhaus Schillerstr. 17, ein zweigeschossi-
ges, giebelständiges Gebäude unter Satteldach,
dessen dreiachsige Fassade von einer mittigen,
geschoßübergreiftenden Rundbogennische do-
miniert wird. Zur ausgewogenen Komposition tra-
gen die Horizontalgliederung durch ein kräftiges
Stockwerkgesims mit Zahnschnitt, die fein profi-
lierten Gesimse in Kämpferhöhe der Rundbogen-
fenster sowie die Akanthusfriese in den Brü-
stungsfeldern der Obergeschoßfenster bei.
Mit der Errichtung mehrgeschossiger Wohn-/Ge-
schäftshäuser wurde das bis dahin kleinmaß-
stäbliche Bild der Schillerstraße nach 1900 bis
zum Ersten Weltkrieg einem deutlichen Wandel
unterzogen. Beispiele dieser Periode, die archi-
tektonisch unterschiedliche stilistische Ströämun-
gen vereint, stellen die dreigeschossigen Häuser
Schillerstr. 7 (erb. 1908, Arch. J. Wendt), Nr. 10,
Nr. 34 (erb. 1907, Arch. Küchenmeister) und
Nr. 47 (erb. 1906, Arch. Polack) dar. Als Eckge-
Grüner Weg 18, Logenhaus, 1895
bäude nehmen das Haus Schillerstr. 10 (erb.
1906), in dem der Architekt R. Alberts u. a. mit
eckbetonendem Erkertürmchen und zwei weite-
ren, unterschiedlich ausgebildeten Erkern Ele-
mente des Heimatstils verarbeitete, und der in
den Obergeschossen ziegelverblendete Bau
Nr. 47, den zurückhaltender Jugendstildekor
schmückt, städtebaulich einen besonderen Stel-
lenwert ein. Eine eigenwillige, verspielte Mi-
schung aus barockisierenden und vom Jugend-
stil beeinflußten Linienführungen des Ornaments
wählte Küchenmeister für das Haus Nr. 34,
während J. Wendt bei Schillerstr. 7 strenge, neo-
klassizistische Formen bevorzugte. Mit der Ent-
wicklung zu einer der Hauptgeschäftsstraßen
Cuxhavens unterlag die historische Bausubstanz
der Schillerstraße, deren westlicher, zur Cathari-
nenstraße führender Abschnitt erst 1919 ange-
legt wurde, einem zunehmenden Veränderungs-
druck, der sich in dem heutigen uneinheitlichen
Erscheinungsbild widerspiegelt.
In der folgenden Phase wurde das Gebiet südlich
der Schillerstraße erschlossen, westlich begrenzt
durch den Grünen Weg. Als Parallele zu diesem
legte Maurermeister Grabowsky 1845 die Fried-
richstraße an, die in eine Trift, die heutige Mittel-
straße, mündete. Sie bildete bis in die späten
achtziger Jahre des 19.Jh. die südliche Bebau-
ungsgrenze. Die als Verbindung zwischen Grü-
nem Weg und Friedrichstraße dienende Blohm-
straße lieB8 der Bierbrauer, Gastwirt und Fuhr-
mann Heinrich Hinck 1858 nach Westen unter
dem Namen Annenstraße bis zum Alten Deich-
weg fortsetzen. Auch die Anlage der von der
Annen- nach Norden zur Schillerstraße führen-
den Heinrichstraße geht ebenso wie die der süd-
lich an die Annenstraße anschließenden Straßen,
Dorotheen-, Elisabeth- und Wilhelminenstraße,
auf seine Initiative zurück. Ein 1877 veröffent-
lichter Plan Cuxhavens zeigt das bis zum Mittel-
weg fertiggestellte Straßennetz, das jedoch noch
große Bebauungslücken aufweist. Erst in den
neunziger Jahren fanden die nord-südlich orien-
tierten Straßen, Friedrichstraße und Grüner Weg,
eine Fortsetzung südlich des Mittelwegs in der
Wilhelm-Heidsiek-Straße (ursprünglich Hermann-
straße) und der Friedrich-Carl-Straße, die beide
auf den Döser Feldweg, die heutige Poststraße,
mündeten.
Größere zusammenhängende Gruppen denk-
malwerter Wohnbauten, anhand derer die städte-
bauliche Entwicklung dieses von einer offenen
Bebauung geprägten Areals zwischen Schiller-
und Poststraße in der Gesamtheit nachzuvollzie-
hen wäre, sind aufgrund von Modernisierungen
und purifizierenden Überformungen der meisten
Gebäude nicht anzutreffen. Lediglich auf der Ost-
seite der Wilhelminenstraße sind die Häuser
Nrn. 16, 17, 18, 19 als ein straßenbildprägendes
Ensemble anzusprechen. Davon zeigen die bei-
den Putzbauten Nr. 16 (erb. um 1897) und Nr. 17
(erb. 1900), das erste eingeschossig mit Drem-
pel, das zweite dreigeschossig und beide mit
Seitenrisalit aufgeführt, eine schlichte Fassaden-
gestaltung mit Gesimsen und profilierten Fen-
sterrahmungen, während die ebenfalls traufstän-
digen, zweigeschossigen Gebäude Nr. 18 (erb.
1901) und Nr. 19 (erb. 1904) barockisierenden
Stuckdekor besitzen. Das südlich davon an der
Ecke zur Elisabethstraße im letzten Jahrzehnt
des 19.Jh. errichtete Haus Wilhelminenstr. 14 ist
in der Anlage des Baukörpers unter dem flachen
Walmdach und in der Fassadenorganisation
(Rundbogenfenster mit Akanthusschmuck in den
Brüstungsfeldern, Fugenschnitt im Sockel) noch
einer spätklassizistischen Architekturauffassung
verpflichtet. Üppigeren Stuckdekor in Formen
des französischen Rokoko bzw. der Renais-
sance präsentieren hingegen noch einige Ge-
bäude am Grünen Weg, z.B. Nr. 46 (erb. 1892),
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Grüner Weg 46, 1892
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