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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0169

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erster Schulbau war hier 1895 die Realschule ein-
geweiht worden. Im Gegensatz zu diesem spät-
historistischen Gebäude konnte die am 14.10.
1907 eröffnete Volksschule für Knaben ihr ur-
sprüngliches Erscheinungsbild weitgehend er-
halten (Abendrothstr. 20). Der mit kurzen, nach
Osten orientierten Seitenflügeln konzipierte Zie-
gelbau erhebt sich über hohem Sockel dreige-
schossig mit Drempel und wird von einem fla-
chen Walmdach abgeschlossen. Die gestalteri-
sche Betonung liegt auf der mit Mittel- und
Eckrisaliten symmetrisch, 18-achsig gegliederten
Vorderfront. Einen besonderen Akzent setzt der
die übergiebelte Mittelachse überragende, die
Schulglocke tragende Haubendachreiter. Das in
Sohlbankhöhe der Obergeschosse verlaufende
Gurtgesims, die rasche Abfolge der dreibahni-
gen Fenster, die kolossale Pilastergliederung der
Risalitobergeschosse sowie das mehrfach ge-
stufte und damit stark lastend wirkende Kranz-
gesims bilden ein straffes Gliederungsgefüge.
Nördlich davon wurde als Eckbau an der Ein-
mündung der Schulstraße zur Abendrothstraße,
den Vanneter Platz im Norden begrenzend, die
städtische Berufsschule 1926/27 über L-förmi-









Poststr. 37, 1911



gem Grundriß errichtet (Abendrothstr. 16). Die
Durchbildung des dreigeschossigen Backstein-
baus, dessen Volumen durch ein Mansarddach
mit jeweils drei mehrachsigen, von geschweiften
Giebeln bekrönten Dachhäuschen an den beiden
straßenseitigen Fassaden unterstrichen wird, be-
zieht sich im Anschluß an die Reformepoche um
1910 auf eine an die handwerkliche Gestaltungs-
weise einer Architektur um 1800 anknüpfende
Tradition. Die neunachsige Front an der Abend-
rothstraße, rhythmisiert durch die Anordnung der
Obergeschoßfenster zu Dreiergruppen und eine
Reihung von Rundbogenblenden, die Souter-
rain- und Hochparterrefenster zusammenfassen,
nimmt mittig den durch Ziersetzungen und farb-
lich kontrastierende Steine hervorgehobenen Ein-
gang auf.

Im Innern des einbündig organisierten Gebäu-
des, das nach einem Bombenschaden im Zwei-
ten Weltkrieg ab 1950 wieder Schulzwecken
diente und seit 1988 von der Stadtbibliothek ge-
nutzt wird, haben sich mit Treppenhaus, Türen
und einem Trinkbrunnen wichtige originale De-
tails erhalten.

Das am 14.5.1930 eingeweihte Lyzeum (Schul-
str. 18) war eine der ersten von Schumacher im
Rahmen des ab 1928 umgesetzten Schulbau-
programms entworfenen Schulen. Der dafür von
Schumacher entwickelte Typ des „Einheitsbau-
es“ realisierte seiner Meinung nach am besten
die in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ent-
wickelten reformpädagogischen Ziele, da er „die
stärkste Möglichkeit der Konzentrierung und Ra-
tionalisierung gibt“ (Schumacher, Strömungen in
deutscher Baukunst seit 1800. Nachdruck
Braunschweig 1982, S. 165). Die neue Konzepti-
on kam sowohl der Forderung nach Einrichtung
von Fachräumen, Werkklassen, Aulen usw. als
auch der Notwendigkeit einer kostengünstigen
Lösung in Zeiten knapper Finanzmittel nach.

Der aus einzelnen Kuben zusammengesetzte,
verklinkerte Baukörper umfaßt einen nord-südlich
orientierten, viergeschossigen Klassentrakt und
einen niedrigeren, im Süden an der Schulstraße
rechtwinklig vorgelegten Aula- und Turnhallen-
bau. Zwischen beiden vermittelt ein aus der
Flucht zurücktretender Treppenhausturm, des-
sen Mauerflächen auf beiden Schmalseiten im









Schulstr. 18, 1930, Arch. F. Schumacher



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