Döse, Döser Seedeich 1, 2, 3, 4
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Döse, Strichweg, Kirche St. Petri von Süden, 1909-11, Arch. Stock
Döse, Strichweg, Küsterhaus
Die unmittelbar am Seedeich in exponierter Lage
errichtete Erstbebauung mit anspruchsvollen
Wohn- bzw. Pensionshäusern dokumentieren die
zweigeschossigen Gebäude Döser Seedeich 1,
2, 3, 4. Mit Ausnahme des in Fassadengliede-
rung und -schmuck noch späthistoristischen Vor-
stellungen verpflichteten Hauses Nr. 3 (erb.
1907) sind die übrigen, um 1910 entstandenen
Häuser, den architektonischen Auffassungen
des Heimatschutzes folgend, in der Art von
Landhäusern mit differenzierter Baukörperforma-
tion und zurückhaltender Detailbehandlung kon-
zipiert. Einzig der Obergeschoßerker an der
Nordostecke des Gebäudes Nr. 1 (erb. 1909)
fällt durch einen Abschlußfries in geometrisieren-
den Jugendstilformen auf.
Ev. Kirche St. Petri
Auf dem Eckgrundstück zur Hermann-Allmers-
Straße wurde am Strichweg zwischen 1909 und
1911 die ev. Garnisonkirche errichtet, die, nach
dem Zweiten Weltkrieg von der zivilen Kirchenge-
meinde genutzt, am 08.01.1950 den Namen
St.-Petri-Kirche erhielt. Das Schiff ist nord-südlich
ausgerichtet, so daß der 46 Meter hohe Turm, in
der Blickachse des Strichwegs liegend, im
Straßenbild einen dominanten Orientierungs-
punkt darstellt. Von Garnisonbaumeister Stock in
zeittypischer Weise als Gruppenbau mit der
Intention einer malerischen Wirkung organisiert,
schließen sich an das Schiff im Nordwesten das
Küsterhaus und im Südosten rechtwinklig
zunächst der eingeschossige Konfirmandensaal
sowie giebelständig zur Hermann-Allmers-Straße
das zweigeschossige Pfarrhaus an. Folgt die
Architektursprache dieser Nebengebäude einer-
seits, z. B. in bezug auf Giebelausbildung, Dach-
Neigung und -form, den Vorstellungen des
Heimatschutzes, greift sie andererseits bei Ein-
zelformen wie z.B. den Blendbögen am Küster-
haus auf Motive des sakralen Bereichs zurück.
Bei der Gestaltung des rechteckigen Kirchen-
schiffs, das im Süden mit einem niedrigeren, ein-
gezogenen Rechteckchor schließt, orientierte
sich der Architekt an der spätgotischen Sakral-
baukunst des Ostseeraums. Kräftige, sich ver-
jJüngende Strebepfeiler gliedern die Traufseiten in
fünf Felder, jeweils eingenommen von einem
großen, vierbahnigen Maßwerkfenster. Das hier
verwendete Motiv von sich überkreuzenden
Spitzbögen wiederholt sich, eingebettet in hellem
Putz, an den Blendbögen der Schallöffnungen
des 1985 sanierten Turms. Auch den Chorgiebel
schmückt innerhalb einer Putzfläche ein aus
Spitzbögen mit vertikaler Unterteilung bestehen-
des Muster. Der weite, mit einer Nordempore
ausgestattete Innenraum, rhythmisiert durch die
eingezogenen Strebepfeiler, wird von einer durch
Gurtbögen unterteilten Spitztonne überspannt.
Anläßlich einer Renovierung in den Jahren
1965-68 entfernte man die im Chor installierte
Orgelempore aus Backstein einschließich der
Kanzel und brach in die Stimwand ein Rundfen-
ster ein, so daß die Einheitlichkeit der Raumwir-
kung eine erhebliche Einbuße erlitt.
An die St.-Petri-Kirche schließt sıch nach Süden
eine erstmals 1911 für den Marine-Sport-Verein
hergerichtete Sportanlage an, die südlich von der
Gorch-Fock-Straße begrenzt wird. An ihr sowie
der im rechten Winkel dazu verlaufenden Her-
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