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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0239

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rer Burg nahe der Lunemündung ließen sich die
Edelherren von Stotel um 1220 mit einem neuen
Burgsitz in dem Ort am linken Luneufer nieder.
Das Herrschaftsgebiet des Geschlechts, das ab
1234 den Grafentitel führte, umfaßte in der
Hauptsache das spätere Amt Stotel mit Landwür-
den sowie das spätere Amt Hagen. Nach dem
Aussterben der Grafen um 1350 ging der gesam-
te Besitz an den Bremer Erzbischof über. Die un-
mittelbar an der Luneschleife gelegene Burg wur-
de mehrfach eingenommen, geplündert und war
bereits 1581 eine Ruine. Jedoch ist der Burgplatz
westlich der Stoteler Straße heute noch erkenn-
bar. Der von den Grafen bzw. den Erzbischöfen
hier erhobene Zoll betraf die im Mittelalter nicht
unbedeutende Luneschiffahrt und die Heer-
straße, die bei Stotel die Lune überquerte. Als
Landstraße von Bremen nach Lehe wurde sie ab
1817 ausgebaut (heute L 135). Ihren ursprüngli-
chen, gewundenen Verlauf östlich der Ortschaft
gibt die Stoteler Straße wieder, die von der heuti-
gen Trassenführung abgehängt ist und rechts
der Lune als Sackgasse endet. Dieses Teilstück
ist mit dem alten Kopfsteinpflaster und den Allee-
bäumen erhalten geblieben.

Nach der Kurhannoverschen Landesaufnahme
von 1768 erstreckte sich das um diese Zeit 116
Feuerstellen zählende Haufendorf nur auf dem
Gebiet nördlich der Burgstraße, die im Zuge
der L 134 nach Landwürden führt. Ihr östlicher
Abschnitt zwischen Bogenstraße und Stoteler
Straße wurde erst im 19.Jh. bebaut. Die südli-
chen Neubaugebiete jenseits der Burgstraße bei-
derseits des Fredeholzes wurden nach 1945 an-

gelegt.

Im alten Ortskern, in dem z.T. kopfsteingepfla-
sterte Gassen und Straßen unregelmäßig ge-
schnittene, inselförmige Areale mit kleinteiliger
Parzellierung umschließen, finden sich neben
Wohngebäuden der Jahrhundertwende noch ei-
nige relativ intakte Wohnwirtschaftsgebäude, die
wesentlich zur Prägung des Ortsbildes beitragen;
beispielsweise südlich der Kirche die beiden in
der Art eines Vierständerhallenhauses errichteten
Ziegelbauten An der Kirche 1 (erb. 1866) und An
der Kirche 9 (erb. um 1880), deren Wirtschafts-
giebel stark durchfenstert ist. Einen jüngeren Ty-
pus mit Drempelausbildung repräsentiert das
1885 datierte Wohnwirtschaftsgebäude Kasta-
nienstr. 2, das sich mit der parallel ausgerichtete
Scheune zu einer kleinen Hofanlage zusam-
menschließt. An der nach Westen aus dem Ort
herausführenden Työrgenstr. hat sich mit der
Nr. 6 ein Zweiständerhallenhaus mit vollständi-
gem Dielengerüst erhalten (erb. um 1860),
während die Außenmauern des Wohnteils um
1900 erhöht wurden.

Als Straße von fast vorstädtischem Charakter
entwickelte sich die Burgstraße mit Läden, Gast-
wirtschaften und Wohnhäusern in der 2. Hälfte
des 19.Jh. In der ehemaligen Gastwirtschaft
„Zum Grafenhof“ sind die 1897 von dem Düssel-
dorfer Hugo Ungewitter gemalten Fresken von
regionalgeschichtlichem Wert (Burgstr. 50). Die
Anregung für ihre Thematik, Szenen aus dem Le-
ben der Grafen von Stotel, geht auf Hermann All-
mers zurück. Weiter westlich an der Durchfahrt-
straße wurde um 1900 eine Schule errichtet
(Fleester Str. 2). Den zweigeschossigen Ziegel-
bau unter einem Krüppelwalmdach heben ein
Mittelrisalit und reich gestaltete Friese hervor.



ersche Landesaufnahme, 1768 (Landesvermessung und Geobasisinformation Nds.)



Stotel, Kurhannov

Stotel, An der Kirche 1, 1866

Stotel, An der Kirche 9, um 1880



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