chen Grabens bis heute freiliegt. Gegen Ende
des 18. und zu Beginn des 19.Jh. entstand un-
mittelbar vor den ehemaligen Wällen eine Reihe
klassizistischer Gartenhäuschen, von denen fast
alle heute verschwunden sind. Mit dem zum
Grundstück Kleine Dammstr. 21 gehörenden
Haus am Süderwall konnte ein in harmonischen
Proportionen gestaltetes Beispiel erhalten wer-
den, das von der Stadt Otterndorf nach einer
1982/83 erfolgten Instandsetzung als Wohnung
des „Stadtschreibers“ genutzt wurde. Der über
annähernd quadratischem Grundriß errichtete,
unterkellerte Baukörper wird von geputzten Eckli-
senen gerahmt und unter flachem Walmdach von
einem vortretenden Traufgesims mit feiner Profi-
lierung abgeschlossen. Zur Strukturierung der
Wandflächen beschränkte man sich auf je ein
ädikulagerahmtes Fenster in den Giebelseiten
und zwei Fenster auf der südlichen Traufseite.
Die über eine zweiarmige Treppe zugängliche
Tür als Mittelachse der Nordseite, begleitet von
ebenfalls zwei, hier jedoch entsprechend schma-
leren Fenstern, besitzt eine Ädikularahmung mit
Halbsäulen. Aus dem Anfang des 20.Jh. stammt
der verputzte Massivoau des Gartenhauses auf
dem Grundstück Marktstr. 29, den Freigebinde
unter dem Satteldach zieren. Die von Bändern
gerahmte Mittelachse der Südseite wird durch
ein überdachtes Giebeldreieck betont.
DIE BEBAUUNG WESTLICH DER MEDEM
Bis in die beiden ausgehenden Jahrzehnte des
19.Jh. bildete die Medem die natürliche Bebau-
ungsgrenze im Westen der Stadt. Eine Ausnah-
me stellte die Vorortbesiedlung dar, die sich nach
dem Dreißigjährigen Krieg vor dem Westertor
entwickelt hatte. Entlang dem Landweg nach Al-
tenbruch, der die Medem jenseits des Flußüber-
gangs auf einer Länge von etwa 500 Metern in
nordwestlicher Richtung begleitete (heutige
Große Ortsstraße), vergab der Rat der Stadt in
der 2. Hälfte des 17.Jh. Hausplätze. Die Kurhan-
noversche Landesaufnahme von 1767 verzeich-
net bereits eine beidseitige Bebauung. Die beste-
hende Architektur prägen überwiegend giebel-
ständige Häuser, vor allem der 2. Hälfte des
19.Jh. zu drei bis fünf Achsen, die z.T. noch
ältere Fachwerkreste enthalten. Ältestes über-
kommenes Gebäude am nördlichen Ende die-
ses Straßenabschnitts ist der wohl aus der Mitte
des 18.Jh. stammende Fachwerkbau Große
Ortsstr. 50 mit knaggengestützter, zweifacher
Vorkragung der Giebel unter einem Satteldach.
Das um einen rechtwinklig nach Nordosten
anschließenden Fachwerkbau unter Mansard-
dach vermutlich um 1800 erweiterte Gebäude,
das früher zu einer Lohgerberei gehörte, besitzt
am südlichen Giebel eine frühklassizistische
Haustür. Mit der Gestaltung des Baukörpers un-
ter einem wuchtigen Giebelmansarddach trägt
der stattliche Backsteinbau Große Ortsstr. 25
(erb. um 1800) noch einen barocken Vorstellun-
gen entsprechenden Habitus vor, den die Orga-
nisation der östlichen Straßenfassade mit Beto-
nung der Mittelachse durch ein Zwerchhaus un-
terstreicht. Dabei setzt sich die erdgeschossige
Pilastereinfassung der Mittelachse, in der die
gleichfalls pilastergerahmte Eingangstür liegt, im
Zwerchhaus fort. Ein wohl Ende des 19.Jh. ein-
gebautes, großes Holzsprossenfenster hebt zwar
die ursprüngliche symmetrische Ansicht der Fas-
sade auf, bildet aber mit seiner zwölfteiligen Glie-
Große Ortsstr. 50, Mitte 18.Jh.
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des 18. und zu Beginn des 19.Jh. entstand un-
mittelbar vor den ehemaligen Wällen eine Reihe
klassizistischer Gartenhäuschen, von denen fast
alle heute verschwunden sind. Mit dem zum
Grundstück Kleine Dammstr. 21 gehörenden
Haus am Süderwall konnte ein in harmonischen
Proportionen gestaltetes Beispiel erhalten wer-
den, das von der Stadt Otterndorf nach einer
1982/83 erfolgten Instandsetzung als Wohnung
des „Stadtschreibers“ genutzt wurde. Der über
annähernd quadratischem Grundriß errichtete,
unterkellerte Baukörper wird von geputzten Eckli-
senen gerahmt und unter flachem Walmdach von
einem vortretenden Traufgesims mit feiner Profi-
lierung abgeschlossen. Zur Strukturierung der
Wandflächen beschränkte man sich auf je ein
ädikulagerahmtes Fenster in den Giebelseiten
und zwei Fenster auf der südlichen Traufseite.
Die über eine zweiarmige Treppe zugängliche
Tür als Mittelachse der Nordseite, begleitet von
ebenfalls zwei, hier jedoch entsprechend schma-
leren Fenstern, besitzt eine Ädikularahmung mit
Halbsäulen. Aus dem Anfang des 20.Jh. stammt
der verputzte Massivoau des Gartenhauses auf
dem Grundstück Marktstr. 29, den Freigebinde
unter dem Satteldach zieren. Die von Bändern
gerahmte Mittelachse der Südseite wird durch
ein überdachtes Giebeldreieck betont.
DIE BEBAUUNG WESTLICH DER MEDEM
Bis in die beiden ausgehenden Jahrzehnte des
19.Jh. bildete die Medem die natürliche Bebau-
ungsgrenze im Westen der Stadt. Eine Ausnah-
me stellte die Vorortbesiedlung dar, die sich nach
dem Dreißigjährigen Krieg vor dem Westertor
entwickelt hatte. Entlang dem Landweg nach Al-
tenbruch, der die Medem jenseits des Flußüber-
gangs auf einer Länge von etwa 500 Metern in
nordwestlicher Richtung begleitete (heutige
Große Ortsstraße), vergab der Rat der Stadt in
der 2. Hälfte des 17.Jh. Hausplätze. Die Kurhan-
noversche Landesaufnahme von 1767 verzeich-
net bereits eine beidseitige Bebauung. Die beste-
hende Architektur prägen überwiegend giebel-
ständige Häuser, vor allem der 2. Hälfte des
19.Jh. zu drei bis fünf Achsen, die z.T. noch
ältere Fachwerkreste enthalten. Ältestes über-
kommenes Gebäude am nördlichen Ende die-
ses Straßenabschnitts ist der wohl aus der Mitte
des 18.Jh. stammende Fachwerkbau Große
Ortsstr. 50 mit knaggengestützter, zweifacher
Vorkragung der Giebel unter einem Satteldach.
Das um einen rechtwinklig nach Nordosten
anschließenden Fachwerkbau unter Mansard-
dach vermutlich um 1800 erweiterte Gebäude,
das früher zu einer Lohgerberei gehörte, besitzt
am südlichen Giebel eine frühklassizistische
Haustür. Mit der Gestaltung des Baukörpers un-
ter einem wuchtigen Giebelmansarddach trägt
der stattliche Backsteinbau Große Ortsstr. 25
(erb. um 1800) noch einen barocken Vorstellun-
gen entsprechenden Habitus vor, den die Orga-
nisation der östlichen Straßenfassade mit Beto-
nung der Mittelachse durch ein Zwerchhaus un-
terstreicht. Dabei setzt sich die erdgeschossige
Pilastereinfassung der Mittelachse, in der die
gleichfalls pilastergerahmte Eingangstür liegt, im
Zwerchhaus fort. Ein wohl Ende des 19.Jh. ein-
gebautes, großes Holzsprossenfenster hebt zwar
die ursprüngliche symmetrische Ansicht der Fas-
sade auf, bildet aber mit seiner zwölfteiligen Glie-
Große Ortsstr. 50, Mitte 18.Jh.
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