Ornamentik der ziegelverblendeten Fassaden
verbinden die typologisch unterschiedlichen
Bauten. Neben dem aufgrund seines Volumens
dominierenden, symmetrisch gegliederten Dop-
pelhaus Nr. 8/10, das im Erdgeschoß die origina-
le Ladenzone mit Unterteilung durch Pilaster be-
wahrt hat, nimmt sich das mit Schwebegiebel
und Zierfachwerk Reminiszenzen ländlichen Bau-
ens aufgreifende Wohnhaus Nr. 12 als einge-
schossiger Bau mit Drempel bescheidener aus.
Die unter einem Walmdach zusammengefaßte
kubische Form des Hauses Nr. 14, zu dem eine
Remise gehört, erinnert einschließlich der sym-
metrischen Fassadenorganisation an klassizisti-
sche Villen, gibt sich jedoch in der reichen Ver-
wendung neubarocken Ornaments als späthisto-
ristischer Bau zu erkennen. Nach Westen folgt,
zurückliegend von der Straße, die 1892 errichtete
vormalige Königliche Realschule (Cuxhavener
Str. 16). Dem langgestreckten Ziegelbau mit
zwei nach Norden gerichteten Seitentrakten, zwi-
schen denen neuere Erweiterungen Platz gefun-
den haben, wurde nachträglich auch nach Süden
ein eingeschossiger Anbau in einer Stahl-Glas-
Konstruktion vorgelegt. Zwei ungleich breite
Eckrisalite, von denen der westliche breitere mit
einer Dreiergruppe gestaffelter Spitzbogenblen-
den im Obergeschoß besonders aufwendig ge-
staltet ist, gleichen die durch unterschiedliche
Gesimsformen in grün glasierten Formsteinen
betonte Horizontalerstreckung des siebenachsi-
gen Mitteltrakts aus. Abweichungen vom origina-
len Erscheinungsbild stellen u.a. die Verlegung
des Haupteingangs (urspr. in der dritten Achse
von Westen) sowie die fehlenden Türmchenbe-
krönungen der Risalite dar. Eine aus der Erbau-
ungszeit des Hauptgebäudes stammende Turn-
halle begrenzt den Schulhof südwestlich des
Hauptgebäudes . Die Gruppe baulicher Anlagen
an der Cuxhavener Straße schließt im Westen
das 1906/07 aufgeführte Sparkassengebäude
Cuxhavener Str. 18 ab. Den zweigeschossigen
Putzbau zeichnet eine differenzierte Baukörper-
struktur aus, die auf der räumlichen Staffelung
einzelner, sich durchdringender Trakte mit unter-
schiedlichen Dachformen beruht. Bei den Groß-
formen wurde hier auf Elemente einer bürgerli-
chen Architektur der Zeit um 1800 zurückgegrif-
fen. Den portalartig gerahmten Eingangsbereich
in der Ostachse umziehen dagegen üppige Ju-
gendstilornamente.
Die markante Position an der Einmündung der
Bahnhofstraße in die Cuxhavener Straße nimmt
die ehemalige, 1891 errichtete und heute Wohn-
zwecken dienende Post ein (Bahnhofstr. 2). Der
mächtige, über hohem Kellergeschoß zweige-
schossig aufragende Ziegelbau, den Bänderun-
gen braun glasierter Steine, ein Gurtgesims so-
wie ein Bogenfries unterhalb der Traufe
schmücken, ist im Sinne späthistoristischer Ar-
chitektur asymmetrisch mit einem n6Ördlichen,
übergiebelten Eckrisalit an der östlichen Traufsei-
te konzipiert. Während die Fenster am übrigen
Bau segmentbogig ausgebildet sind, wird der Ri-
salit durch rundbogige bzw. spitzbogige Zwil-
lingsfenster zwischen Säulchen hervorgehoben.
Gegenüber dem Originalzustand fehlen heute die
Türmchenbekrönungen am Nord- und Risalitgie-
bel sowie die drei Dachhäuschen der östlichen
Traufseite. Die Fortsetzung der Bahnhofstraße
südlich des Bahndamms bildet die Wesermün-
der Straße, auf deren Westseite ab den neunziger
Jahren des 19.Jh. in lockerer Abfolge von Gärten
umgebene Wohnhäuser entstanden. Ein jünge-
res Beispiel dieser Bebauung, auffallend durch
seine original erhaltenen Details wie Fenster und
Türen, ist der Klinkeroau Wesermünder Str. 6
(erb. 1931). Unmittelbar südlich des Bahn-
damms legte man 1806 nach Auflassung des al-
ten Friedhofs bei der Kirche hier einen neuen
Friedhof an. Auf seinem westlichen Terrain fin-
den sich vor der Kapelle zusammengestellt noch
einige Grabmale der 1. Hälfte des 19.Jh., u.a.
zwei Grabsäulen, die eine von einer Urne, die an-
dere von einer Leier aus Bronze bekrönt.
In der unbebauten Feldmark westlich von Ottern-
dorf wurde 1777 ein Hof angelegt, dessen
großzügige, baumbestandene Parzelle mit den
Resten eines Wassergrabens heute nördlich an
das Neubaugebiet auf dem Neufeld grenzt (Cux-
havener Str. 46). Das bestehende Wohnwirt-
schaftsgebäude setzt sich aus einem ausladen-
den Wirtschaftsteil in Zweiständerbauweise mit
engmaschigem Fachwerk und einem dazu quer-
gestellten, zweigeschossigen Wohntrakt unter
Walmdach zusammen. Während dessen Süd-
und Westseite durch Ziegelmauern ersetzt sind,
A
AD
A
A
MA
MEER
SH
OH
STILLE EEE}
Cuxhavener Str. 46, Wohnteil
Cuxhavener Str. 46, Wohnwirtschaftsgebäude, Anf. 19.Jh.
wobei die fünfachsige Südseite zusätzlich ver-
putzt und im Erdgeschoß mit einem Fugenschnitt
überzogen ist, zeigt die Nordseite die ursprüngli-
che Fachwerkkonstruktion mit vorkragendem
Obergeschoß über abgerundeten Balkenköpfen.
Um 1910 wurde dem Wohntrakt ein Eßsaal vor-
gelegt.
Auch das: nördlich davon an der Müggendorfer
Straße liegende Grundstück Müggendorfer
Str. 2 stellte ursprünglich eine Einzelhofanlage
dar, an die jedoch heute das von der Müggen-
dorfer Straße als nordwestliche Fortsetzung der
Großen Ortsstraße erschlossene Neubaugebiet
auf dem Neufeld heranrückt. Bauherr war der
Landwirt und Landschöffe Christoph Lange
(1776-1849), der sich 1840 hier ein stattliches
Wohnhaus errichten lie8. Das 1995 renovierte
Gebäude repräsentiert den in Otterndorf sonst
nicht anzutreffenden Bautyp einer klassizisti-
schen Villa. Die als Schauseite gestaltete Südfas-
sade gliedert sich symmetrisch in eine durch rah-
mende Lisenen hervorgehobene Mittelachse und
je zwei seitliche Achsen. Charakteristisch ist ne-
ben dem flachen Walmdach die Wahl unter-
295
verbinden die typologisch unterschiedlichen
Bauten. Neben dem aufgrund seines Volumens
dominierenden, symmetrisch gegliederten Dop-
pelhaus Nr. 8/10, das im Erdgeschoß die origina-
le Ladenzone mit Unterteilung durch Pilaster be-
wahrt hat, nimmt sich das mit Schwebegiebel
und Zierfachwerk Reminiszenzen ländlichen Bau-
ens aufgreifende Wohnhaus Nr. 12 als einge-
schossiger Bau mit Drempel bescheidener aus.
Die unter einem Walmdach zusammengefaßte
kubische Form des Hauses Nr. 14, zu dem eine
Remise gehört, erinnert einschließlich der sym-
metrischen Fassadenorganisation an klassizisti-
sche Villen, gibt sich jedoch in der reichen Ver-
wendung neubarocken Ornaments als späthisto-
ristischer Bau zu erkennen. Nach Westen folgt,
zurückliegend von der Straße, die 1892 errichtete
vormalige Königliche Realschule (Cuxhavener
Str. 16). Dem langgestreckten Ziegelbau mit
zwei nach Norden gerichteten Seitentrakten, zwi-
schen denen neuere Erweiterungen Platz gefun-
den haben, wurde nachträglich auch nach Süden
ein eingeschossiger Anbau in einer Stahl-Glas-
Konstruktion vorgelegt. Zwei ungleich breite
Eckrisalite, von denen der westliche breitere mit
einer Dreiergruppe gestaffelter Spitzbogenblen-
den im Obergeschoß besonders aufwendig ge-
staltet ist, gleichen die durch unterschiedliche
Gesimsformen in grün glasierten Formsteinen
betonte Horizontalerstreckung des siebenachsi-
gen Mitteltrakts aus. Abweichungen vom origina-
len Erscheinungsbild stellen u.a. die Verlegung
des Haupteingangs (urspr. in der dritten Achse
von Westen) sowie die fehlenden Türmchenbe-
krönungen der Risalite dar. Eine aus der Erbau-
ungszeit des Hauptgebäudes stammende Turn-
halle begrenzt den Schulhof südwestlich des
Hauptgebäudes . Die Gruppe baulicher Anlagen
an der Cuxhavener Straße schließt im Westen
das 1906/07 aufgeführte Sparkassengebäude
Cuxhavener Str. 18 ab. Den zweigeschossigen
Putzbau zeichnet eine differenzierte Baukörper-
struktur aus, die auf der räumlichen Staffelung
einzelner, sich durchdringender Trakte mit unter-
schiedlichen Dachformen beruht. Bei den Groß-
formen wurde hier auf Elemente einer bürgerli-
chen Architektur der Zeit um 1800 zurückgegrif-
fen. Den portalartig gerahmten Eingangsbereich
in der Ostachse umziehen dagegen üppige Ju-
gendstilornamente.
Die markante Position an der Einmündung der
Bahnhofstraße in die Cuxhavener Straße nimmt
die ehemalige, 1891 errichtete und heute Wohn-
zwecken dienende Post ein (Bahnhofstr. 2). Der
mächtige, über hohem Kellergeschoß zweige-
schossig aufragende Ziegelbau, den Bänderun-
gen braun glasierter Steine, ein Gurtgesims so-
wie ein Bogenfries unterhalb der Traufe
schmücken, ist im Sinne späthistoristischer Ar-
chitektur asymmetrisch mit einem n6Ördlichen,
übergiebelten Eckrisalit an der östlichen Traufsei-
te konzipiert. Während die Fenster am übrigen
Bau segmentbogig ausgebildet sind, wird der Ri-
salit durch rundbogige bzw. spitzbogige Zwil-
lingsfenster zwischen Säulchen hervorgehoben.
Gegenüber dem Originalzustand fehlen heute die
Türmchenbekrönungen am Nord- und Risalitgie-
bel sowie die drei Dachhäuschen der östlichen
Traufseite. Die Fortsetzung der Bahnhofstraße
südlich des Bahndamms bildet die Wesermün-
der Straße, auf deren Westseite ab den neunziger
Jahren des 19.Jh. in lockerer Abfolge von Gärten
umgebene Wohnhäuser entstanden. Ein jünge-
res Beispiel dieser Bebauung, auffallend durch
seine original erhaltenen Details wie Fenster und
Türen, ist der Klinkeroau Wesermünder Str. 6
(erb. 1931). Unmittelbar südlich des Bahn-
damms legte man 1806 nach Auflassung des al-
ten Friedhofs bei der Kirche hier einen neuen
Friedhof an. Auf seinem westlichen Terrain fin-
den sich vor der Kapelle zusammengestellt noch
einige Grabmale der 1. Hälfte des 19.Jh., u.a.
zwei Grabsäulen, die eine von einer Urne, die an-
dere von einer Leier aus Bronze bekrönt.
In der unbebauten Feldmark westlich von Ottern-
dorf wurde 1777 ein Hof angelegt, dessen
großzügige, baumbestandene Parzelle mit den
Resten eines Wassergrabens heute nördlich an
das Neubaugebiet auf dem Neufeld grenzt (Cux-
havener Str. 46). Das bestehende Wohnwirt-
schaftsgebäude setzt sich aus einem ausladen-
den Wirtschaftsteil in Zweiständerbauweise mit
engmaschigem Fachwerk und einem dazu quer-
gestellten, zweigeschossigen Wohntrakt unter
Walmdach zusammen. Während dessen Süd-
und Westseite durch Ziegelmauern ersetzt sind,
A
AD
A
A
MA
MEER
SH
OH
STILLE EEE}
Cuxhavener Str. 46, Wohnteil
Cuxhavener Str. 46, Wohnwirtschaftsgebäude, Anf. 19.Jh.
wobei die fünfachsige Südseite zusätzlich ver-
putzt und im Erdgeschoß mit einem Fugenschnitt
überzogen ist, zeigt die Nordseite die ursprüngli-
che Fachwerkkonstruktion mit vorkragendem
Obergeschoß über abgerundeten Balkenköpfen.
Um 1910 wurde dem Wohntrakt ein Eßsaal vor-
gelegt.
Auch das: nördlich davon an der Müggendorfer
Straße liegende Grundstück Müggendorfer
Str. 2 stellte ursprünglich eine Einzelhofanlage
dar, an die jedoch heute das von der Müggen-
dorfer Straße als nordwestliche Fortsetzung der
Großen Ortsstraße erschlossene Neubaugebiet
auf dem Neufeld heranrückt. Bauherr war der
Landwirt und Landschöffe Christoph Lange
(1776-1849), der sich 1840 hier ein stattliches
Wohnhaus errichten lie8. Das 1995 renovierte
Gebäude repräsentiert den in Otterndorf sonst
nicht anzutreffenden Bautyp einer klassizisti-
schen Villa. Die als Schauseite gestaltete Südfas-
sade gliedert sich symmetrisch in eine durch rah-
mende Lisenen hervorgehobene Mittelachse und
je zwei seitliche Achsen. Charakteristisch ist ne-
ben dem flachen Walmdach die Wahl unter-
295