= 4 :; * 1852 wurde am südöstlichen Dorfrand ein Fried-
hof angelegt, den hohe Linden säumen (Vorder-
straße). Neben der um 1860 in neugotischen
Formen erbauten Gruftkapelle der Familie Jap-
pert am Ostende des Areals ist die Gruft der Fa-
milie Allmers (1853) erwähnenswert, vor der ein
Findling mit dem Bronzebildnis Hermann Allmers’
(1821-1902) an den in Rechtenfleth geborenen
Heimatkundler und Dichter erinnert (1902 err.,
Bildhauer Haro Magnussen).
Nach Rückkehr von einem 1 1/2jährigen Romauf-
enthalt 1859 gestaltete H. Allmers das elterliche
Haus und Grundstück an der Mittelstr. 1 um.
Das heute als Museum der Öffentlichkeit zu-
gängliche Allmers-Haus stellt ein einzigartiges
Ensemble von kunst- und kulturhistorischer Be-
deutung dar. Die von einem Wassergraben um-
gebene Parzelle, erreichbar über eine (erneuerte)
Zugbrücke an der Nordwestecke, wird im Östli-
chen Abschnitt der Nordseite durch eine 1994
sanierte Fachwerkscheune (erb. 1. Hälfte 18.Jh.)
sowie ein Nebengebäude in Ziegel begrenzt. Das
Zisternenhäuschen im Garten (bez. 1741)
; stammt im Kern wohl noch aus dem 18.Jh.
Rechtenfleth, Dreptesiel, 1797/98
Der über einen reichen Baumbestand verfügen-
de Garten, hervorhebenswert ein etwa 300 Jahre
alter Taxus neben dem Eingang zur Wohnhalle,
wurde nach dem Vorbild römischer Gärten in ge-
raden Linienführungen angelegt; eine Ausnahme
bildet lediglich in der Südwestecke der sog. Hain
mit Grotte, einer mächtigen Eiche und dahinter-
liegendem Teich. Neben einer Pergola, einer
Laube und einer Schmuckwand mit einem Relief
Christian Rauchs finden sich mehrere Skulpturen,
u.a. zwei Nachbildungen von Bildhauerarbeiten
Calandrellis: jagende germanische und kämp-
fende römische Knaben.
Das 1731 errichtete Wohnwirtschaftsgebäude
(Inschriftbalken an der Scheune zum Haus
gehörig) hatte bereits Allmers’' Vater 1842 derart
umgebaut, daß er die Dachbalken verlängern
und die Außenhaut - nun mit hochgezogenen
Traufwänden - in Backstein aufführen ließ. H. All-
mers selbst stockte 1862 das Kammerfach auf.
Für den jetzt querorientierten Wohnteil in Formen
des englischen „Castle style“ mit vorgelegter Ve-
randa hatte er schon 1860 zusammen mit dem
Berliner Baurat W. Stock Entwürfe angefertigt.
Das Flett wurde zur Wohnhalle mit Kamin umge-
staltet. Der im Wohnteil benachbarte „römische
Saal“, der Erinnerungsstücke der Romreise auf-
nehmen sollte, wurde von A. Fitger in pompejani-
schem Stil mit Motiven der römischen Mythologie
ausgemalt.
An der Ausstattung des entsprechenden Raums
im Obergeschoß („Marschenzimmer“) mit Dar-
stellungen aus der Marschengeschichte und der
Sagenwelt haben Künstlerfreunde von Allmers
fast über 30 Jahre hinweg gearbeitet: Arthur Fit-
ger, Heinrich Freiherr von Dörnberg, Hugo Händ-
ler und Erwin Küsthardt. Zur Ausmalung des be-
nachbarten Erkerzimmers, benannt nach der
Nachbildung des Wartburgerkers, trug außerdem
Otto Knille bei. Die hier aufgestellte Statue des Hl.
Ansgar stammt ebenso wie diejenige des HI. Wil-
lehad an der südwestlichen Hausecke von dem
Bremer Bildhauer Diedrich Kropp.
S
Auf einen Entwurf von H. Allmers geht das als
schlichter Backsteinbau errichtete Krieger-
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