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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0010

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VI EINLEITUNG.

Damals hauste in dem Dorf Hundsfeld eine Mordbande, die endlich vernichtet
werden konnte: das Dorf wurde 1580 verbrannt und die Gemarkung mit der
Gemarkung Eckartsweier vereinigt. Damit brachte man nun den merkwürdigen
Namen des Landes zusammen. Eine richtige Erklärung desselben scheint bis
jetzt nicht gefunden worden zu sein. Mortun- scheint vordeutsch. Die Deu-
tungen von Vierordt1 (= Moorgegend), Förstemann2 (=Au des Morto)
und Birlinger3 (= kelt. »Mori-dunum«, »Murridunum«) befriedigen nach
Krieger nicht.

*

Über die Besiedelung des Landes in prähistorischen Zeiten möge man aus
den Mitteilungen des Geheimrat Wagner bei den einzelnen Fundorten das
Nötige entnehmen, ebenso über die römischen und frühgermanischen Funde.
Es kann hier nicht versucht werden, daraus ein Gesamtbild zu gewinnen, da
unser Gebiet keine besonderen Schicksale erlitten hat und man also geradezu
die Geschichte der gesamten badischen Lande erzählen müßte. Es sei daher
nur an die wichtigsten Tatsachen erinnert.

Noch im 2. Jh. unserer Zeitrechnung war die linke wie die rechte Rhein-
ebene der Sitz einer reichen Kultur. Kelten und zwar Helvetier waren ihre
Träger, und nach dem angewandten Material gehörte die Kultur der Bronzezeit
an und zwar der sogen. La Tene-Periode. Die Kultur scheint ziemlich hoch
entwickelt gewesen zu sein: »der Ackerbau war überall durchgeführt, eine große
gewerbliche Kunstfertigkeit ausgebildet, und dem Verkehr dienten zahlreiche
gebahnte Wege, die zwar nicht mit Steinoberbau versehen, aber an feuchten
Stellen durch Holzeinlagen gefestigt waren.«1)

Im Laufe des 3. und 2. Jhs. v. Chr. scheinen diese Kelten-Helvetier das
Land nach und nach geräumt zu haben, so daß es ziemlich verlassen dalag
und in der geographischen Überlieferung die Bezeichnung Helvetier-Wüste
sich einbürgerte, mochte auch die Räumung nicht so vollständig gewesen sein,
als es dem Wort nach klingen möchte. Wie Fabricius in der obencitierten
Schrift darstellt, auf die ich ausdrücklich hinweisen möchte, mögen dann von
den Cimbern und Teutonen, als diese den verhängnisvollen Zug nach Italien
antraten, sich einzelne Scharen losgelöst haben, in der Rheinebene zurück-
geblieben sein, nach der Niederlage ihrer Stammesgenossen sich in die Helvetier-
Wüste gerettet und in Miltenberg eine Zuflucht gefunden haben.

Damit beginnt die Wiederbesiedelung des Landes, das immer mehr von
wandernden Germanenscharen heimgesucht wurde. Nach der Niederlage Ariovists
durch Cäsar haben einige der Völkerschaften, die ihm gefolgt waren, auf das
östliche Rheinufer sich zurückgezogen, darunter auch Markomannen, doch wissen
wir nicht, wo z. B. letztere sich niedergelassen und ob sie überhaupt zur Seß-

*) Die Besitznahme Badens durch die Römer, von E. Fabricius, Neujahrsblatt der Bad.
histor. Komm. 1905, S. 17.
 
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