EINTEILUNG. XXXIX
sicherte; sobald die Städte versetzt seien, sollten die Zwölf ihres Alten Rats
sagen, was der Stadt Freiheit sei, außer dem Reichshofgericht sollten sie nur
ihrem Zwölfergericht unterstehen. In dieser Urkunde, die sie sich unzählige Male
neu bestätigen ließen, sahen die Städte mit Recht die Grundlage ihrer Reichs-
freiheit.
Über die Auseinandersetzungen mit dem Grundherrn der Gegend ist oben
in der Geschichte des Klosters ausführlich gesprochen und wird im Text selbst
Eingehenderes gesagt, so daß hier nur das günstige Resultat für die Städte erwähnt
werden muß, die es verstanden, die Verpflichtungen gegenüber dem'Abte auf
ein Minimum einzuschränken. -— Im Innern der Städte selbst spielte sich unter-
dessen der Kampf zwischen den alten Geschlechtern und den Zünften ab, der
zeitweilig mit dem Sieg der letzteren, dann aber mit einem Kompromiß endigte.
Im 15. Jh. finden wir überall neben den Zwölfern des Alten Rats den Jungen
Rat mit dem Stettmeister, der aus den Zünften gewählt wurde, und diese Ver-
fassung, auf die unten im einzelnen eingegangen wird, blieb im wesentlichen
gleich bis zum Ausgang des Römischen Reiches.
Die Geschichte der Ortenau in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters
wird im wesentlichen ausgefüllt durch die zahllosen kleinen Fehden zwischen
den einzelnen Territorialherren untereinander, unter denen mehr oder minder
jeweils die ganze Gegend litt. Es ist hier nicht der Ort, darauf näher ein-
zugehen, und so seien nur einige der wichtigsten hervorgehoben, so die Fehden
zwischen dem Markgrafen Rudolf III. von Baden und dem Bischof von Straß-
burg, die zunächst begannen wegen dem Strand- und dem Grundruhrrecht sowie
wegen Ansprüchen gegen die Juden.1) Andere Gründe oder vielleicht nur
Anlässe waren Streitigkeiten zwischen den Lehensleuten der beiden, so z. B. wegen
eines badischen Lehensmannes von Ow, der auf Staufenberg saß, wobei der
Markgraf insbesondere die bischöflichen rechtsrheinischen Lande verheerte,
während der Bischof 1327 Staufenberg eroberte. Auch der Markgraf Hermann IX.,
ein streitbarer Herr, geriet mit dem Bistum in Händel, und wieder eroberten die
Truppen des Bischofs das Schloß Staufenberg.2)
Es waren die Zeiten, da die große Pest Europa heimsuchte und auch in
unseren Gegenden fürchterliche Opfer forderte. Wie in vielen Gegenden
beschuldigte man in der Ortenau die Juden der Brunnenvergiftung, so in Offen-
burg, wo man alle der Stadt verwies; die Unglücklichen zogen es aber vor, statt
neuen Schrecknissen entgegenzugehen, sich in einem Hause gemeinsam zu ver-
brennen. Ähnliches geschah in ganz Deutschland, so daß Kaiser Karl IV. sich
zum Einschreiten genötigt sah und teils aus Menschlichkeit, teils um dem Reiche
namhafte Einnahmen nicht entgehen zu lassen, den Städten große Bußen auf-
erlegte. Die Gefahr, daß auch gegen sie große Ansprüche geltend gemacht
x) Weech, Badische Geschichte, S. 29.
'-') Das offenbar bereits an Baden verpfändet war, an das es erst 1366 definitiv gelangte.
sicherte; sobald die Städte versetzt seien, sollten die Zwölf ihres Alten Rats
sagen, was der Stadt Freiheit sei, außer dem Reichshofgericht sollten sie nur
ihrem Zwölfergericht unterstehen. In dieser Urkunde, die sie sich unzählige Male
neu bestätigen ließen, sahen die Städte mit Recht die Grundlage ihrer Reichs-
freiheit.
Über die Auseinandersetzungen mit dem Grundherrn der Gegend ist oben
in der Geschichte des Klosters ausführlich gesprochen und wird im Text selbst
Eingehenderes gesagt, so daß hier nur das günstige Resultat für die Städte erwähnt
werden muß, die es verstanden, die Verpflichtungen gegenüber dem'Abte auf
ein Minimum einzuschränken. -— Im Innern der Städte selbst spielte sich unter-
dessen der Kampf zwischen den alten Geschlechtern und den Zünften ab, der
zeitweilig mit dem Sieg der letzteren, dann aber mit einem Kompromiß endigte.
Im 15. Jh. finden wir überall neben den Zwölfern des Alten Rats den Jungen
Rat mit dem Stettmeister, der aus den Zünften gewählt wurde, und diese Ver-
fassung, auf die unten im einzelnen eingegangen wird, blieb im wesentlichen
gleich bis zum Ausgang des Römischen Reiches.
Die Geschichte der Ortenau in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters
wird im wesentlichen ausgefüllt durch die zahllosen kleinen Fehden zwischen
den einzelnen Territorialherren untereinander, unter denen mehr oder minder
jeweils die ganze Gegend litt. Es ist hier nicht der Ort, darauf näher ein-
zugehen, und so seien nur einige der wichtigsten hervorgehoben, so die Fehden
zwischen dem Markgrafen Rudolf III. von Baden und dem Bischof von Straß-
burg, die zunächst begannen wegen dem Strand- und dem Grundruhrrecht sowie
wegen Ansprüchen gegen die Juden.1) Andere Gründe oder vielleicht nur
Anlässe waren Streitigkeiten zwischen den Lehensleuten der beiden, so z. B. wegen
eines badischen Lehensmannes von Ow, der auf Staufenberg saß, wobei der
Markgraf insbesondere die bischöflichen rechtsrheinischen Lande verheerte,
während der Bischof 1327 Staufenberg eroberte. Auch der Markgraf Hermann IX.,
ein streitbarer Herr, geriet mit dem Bistum in Händel, und wieder eroberten die
Truppen des Bischofs das Schloß Staufenberg.2)
Es waren die Zeiten, da die große Pest Europa heimsuchte und auch in
unseren Gegenden fürchterliche Opfer forderte. Wie in vielen Gegenden
beschuldigte man in der Ortenau die Juden der Brunnenvergiftung, so in Offen-
burg, wo man alle der Stadt verwies; die Unglücklichen zogen es aber vor, statt
neuen Schrecknissen entgegenzugehen, sich in einem Hause gemeinsam zu ver-
brennen. Ähnliches geschah in ganz Deutschland, so daß Kaiser Karl IV. sich
zum Einschreiten genötigt sah und teils aus Menschlichkeit, teils um dem Reiche
namhafte Einnahmen nicht entgehen zu lassen, den Städten große Bußen auf-
erlegte. Die Gefahr, daß auch gegen sie große Ansprüche geltend gemacht
x) Weech, Badische Geschichte, S. 29.
'-') Das offenbar bereits an Baden verpfändet war, an das es erst 1366 definitiv gelangte.