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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0199

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lo4

KREIS OFFENBURG.

Pfarrkirche

Ausstattung

Glocken

Kirchen geräthe

Brunspach und sant Lendlins grab im Emellspach«.*) 1530 waren in Prinzbach drei
Gruben in Betrieb, im Emersbach und im Harmersbach je eine und Markgraf Philipp
von Baden gerieth mit Gangolf von Hohengeroldseck wegen deren Verleihung in Streit.
Der Ertrag war jedenfalls nicht gross, denn man hört kaum mehr etwas davon. Kolb
berichtet zwar, dass 1790 noch das Silber- und Bleiwerk Marianna im Betrieb war.
Man will in unserer Zeit beim Kellerbau des Zimmermann Josef Rosenthal noch das
frühere »Stadt«pflaster gefunden haben, ebenso den Eingang zu dem früheren Bleiberg-
werk, endlich sollen noch Reste einiger »Stadt«mauern, Theil vom Erdwall, Stadtgraben1)
gefunden worden sein. Bis auf geringe thatsächliche Gemäuerreste (s. unten) unkontrollir-
bare Nachrichten. Prinzbach hatte mit der ganzen Herrschaft Hohengeroldseck, bei der
es verblieb, 1485 die Verwüstungen durch den Pfalzgrafen zu erleiden. Mehrere Jahre
nachher noch waren die Einwohner nicht im Stande, ihre Steuern zu entrichten. 1670
kam neues Unheil, der Ort wurde durch die Franzosen unter Crequi verbrannt. 1819
wurde er badisch.

Ein Ritter Johannes von Schutterthal, Lehensmann der Geroldsecker, hatte um 1350
in P. seinen Wohnsitz, ausserdem werden im 14. Jh. verschiedene Edelknechte von Pr.
erwähnt.

Die kath. Pfarrkirche: Ad S. Mauritium. 1291 einWaltheras clericus de Brunse-
bach genannt, 1464 ein rector ecclesie. Die Collatur sowie der Zehnten gehörten von
altersher zu Hohengeroldseck, daher wird der Besitznachfolger »praenobilis liber baro
de Leuen« 1699 als »collator et simul decimator« genannt.

Der heutige Bau ist im Wesentlichen einer Wiederherstellung nach der letzten
Zerstörung, also Ende des 17. oder im 18. Jh. zuzuschreiben. Ein einschiffiges Lang-
haus mit östlichem Thurm, der wie üblich als Chor dient. Dieser Thurm Bruchstein-
mauerwerk mit Sandsteinquadern an den Ecken, hat an diesen schwach hervortretende
Strebepfeiler; an deren südöstlichstem eingeritzt die Linien einer Sonnenuhr. Während
er im Süden ein späteres gradsturziges Fenster mit abgefastem Gewände aufweist, ist
das östliche ein doppeltes Spitzbogenfenster mit nach Innen kurzer, nach Aussen sehr
starker Abschrägung. Die noch viereckigen Geschosse darüber haben schmale Licht-
luken, der Thurm endigt in einem achteckigen Geschoss aus Riegelwerk und dessen
Bedachung aus dem 18. Jh. Im Erdgeschoss ein Kreuzgewölbe mit plumpen Rippen
auf merkwürdig primitiven achteckigen Konsolen. Der Schlussstein zeigt das Lamm
Gottes und weist auf spätgothische Zeit. Der Chor öffnet sich in gedrücktem Spitzbogen,
der auf spätgothischen Kämpfern aufsitzt, gegen das schlichte Langhaus; die Fagade
öffnet sich in gradsturziger Thür, darüber Oculus und Spitzbogenfenster.

Der Taufstein mit gebauchtem Fuss und muschelartig verzierter Cuppa stammt aus
dem 16. bis 17. Jh.; ebenso ein Weihwasserstein am Nordportal. Die Altäre sind im üb-
lichen Barockstyl, die Kanzel dagegen schon Louis XVI. mit den Reliefs der Evangelisten.

DrtiGlocken sind neu, die vierte von 1765, also wohl aus der Edel'schen Giesserei.

In unserm Jahrhundert hat die Kirche eine Erneuerung ihrer Bedachung erfahren.

Zwei silbervergoldete Kelche, der eine von 1750 mit Augsburger Zeichen, zwei
schlichte Empire-Kelche, entsprechendes Versehkreuz und übliche Sonnenmonstranz,
Kupfer, versilbert und vergoldet mit Rocailleornamenten.

*) Krieger II 503.

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