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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0271

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AMT OBERKIRCH. — GAISBACH. (RUINE SCHAUENBURG.)

171

Der nun folgende südöstliche Wohnturm ist der besterhaltene Teil der Burg. Er
ist jedenfalls um einige Jahre jünger als der Nordwestturm, wie die Formen beweisen,
auch sind bei ihm die Gewände nicht mehr Granit, sondern Sandstein, und Granit nur
an den Bossenquadern der Ecken verwendet, die aber von viel geringerer Bearbeitung
sind als an dem ersten Turm. Der Turm hatte unten ein heute noch nicht ganz
ausgegrabenes Kellergeschoß; ein Mauerabsatz an Nord- und Ostwand trug dessen
Balkendecke. Letzteres kehrt im ganzen Gebäude wieder, so auch im nächsten (zweiten)
Geschoß, das nur nach der Außenseite der Burg zu, nach Süden, zwei einfache, schlitz-
artige Schießscharten aufweist. Im darüber folgenden dritten Wohngeschoß befand sich,
wie am Nordwestturm, der wohl durch Holztreppen vom Burghof aus zu erreichende
spitzbogige Eingang. In der Südaußenwand erhellten zwei Doppelspitzbogenfenster die
hier ehemals liegenden Wohnräume, neben ihnen noch eine kleine Tür, die zu einem

dauernden oder nur für

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ptister der "West-i^£>üds«!te-

den Moment herzu-
stellenden Steg auf die
äußere Zwingermauer
führte. In der Westwand
noch das Loch für einen
großen (Durchzugs-?)
Balken. Das vierte Ge-
schoß muß eine Art Prunk-
saal enthalten haben,
der in zwei dreifachen
Spitzbogenfenstern nach
Süden schaute (s. Fig. 93).
In ihren Seitenwänden
schlichte Sitzbänke. Vier-
eckige kleine Konsolen
(s. Fig. 93), teilweise
mit skulpierten, ehemals
wohl bemalten Schild-
chen, sind zu den
Seiten jeden Fensters als

Balkenträger angeordnet. Da sie in der Höhe des die Fenster umrahmenden Flach-
bogens liegen, so scheinen sie mir auf eine gewölbte Holzdecke zu deuten, wie solche
ja sehr behebt waren. Für ihre Konstruktion wäre dann der Mauerabsatz an der Ost-
seite mit einer Balkenlöcherreihe darüber zu beachten. In der Westwand finden sich
hier noch größere Verputzreste, der Beginn eines Kamins und eine Tür wohl zum Abort.
Das Stockwerk darüber, das fünfte, ebenfalls wieder Wohnräumen dienend, öffnet sich
nach Süden in zwei spitzbogigen Doppelfenstern, nach Westen in einer kleinen Lichtluke.
In der Nordwand sind noch die Spuren der Treppe erhalten, die auf zwei Konsolen und
backsteinuntermauert zur Plattform bezw. zum Wehrgang emporführte. Überhaupt fällt an
diesem Turm die starke Verwendung von Backstein bei den Fensterflachbögen usw. auf.
Die an den Turm anstoßende Außenmauer ist mit diesem bündig, dagegen nicht
mit der Schildmauer, auf die sie zuführt. Letztere zeigt gerade an der Anschlußstelle

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Fig. Q2. Ruine Schauenburg. Fenster der West- und Südseite.
 
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