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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0413

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2g8

KREIS OFFENBURG.

Turm

Turm

wurde. 1602 wurde von der Schaffnei Lahr eine neue Kirche hier erbaut,1) der Turm
der alten blieb aber stehen, wie auch bei dem zweiten Neubau von 1808 bis 1813.

Dieser Turm von quadratischem Grundriß weist in seinem Erdgeschoß ein spät-
gotisches Rippenkreuzgewölbe auf, er dürfte also dem 15. oder 16. Jh. entstammen. Hier
sind auch unter der Tünche in den letzten Jahren Spuren von Wandgemälden, Ranken-
werk etc. zutage getreten. Im übrigen ist der Turm gänzlich überarbeitet. Die Kirche
in dem schlichten, klassizierenden Stil vom Anfange des 19. Jhs.

An den Außenwänden der Kirche eine Anzahl Grabsteine, und zwar:

des Philipp Ludwig Roeder von Diersburg, gest. 17. Hornung 1744, einfache
Platte mit Wappen; .

des weiland hochehrwürdigen und hochgelehrten Herrn Christian Samuel Lotz-
beck, war geboren zu Weisenburg 1681, Pfarrherr zu Nimburg*i7o6 und zu Alten-
heim 1713, Specialvicarus zu Lahr 1750, und dessen Ehefrau etc., gest. 1751, er
selbst gest. 1757, Platte mit reicher Rocailleumrahmung, Engelsköpfen und Wappen;
des Johannes Henricus Büttnerus, Pastor in Altenheim pie obiit anno
Christi MDCLXIX—XXI Aug. Anno Aetat. LXXXI ministerii LVIH etc., auf der
Platte Kreuz mit Kartuschenwerk;

des Philipp Reinhard Greiffenberg, Pfarrherrn zu Altenheim, gest. 26. Juni 1777,
Platte mit reichem Rocaillerahmen, geschwungenem Giebel, Voluten, Vasen und Wappen.
■ Im Pfarrhaus werden einige ältere Kirchengeräte aufbewahrt: eine zinnerne Abend-
mahlskanne mit der Inschrift: Die schwedischen Dragoner verehren auff den Altar in
der Kirchen zu Altenheim am Rhein diese Kandten zu immerwährenden gedächtnus,
Martin Bohn Fenderich, Hans Georg Kratz Corporal, Hans Ohrdorff und Peter Schuh-
mann, anno 1649. Wohl eine Erinnerungsstiftung der hier stationierten Dragoner, die
offenbar deutsche Landsleute waren, beim Friedensschluß, und ein Zeichen guten Ein-
vernehmens mit den Bewohnern. Des weiteren wird hier aufbewahrt eine silberne, ver-
goldete Hostienbüchse von 1699 mit Gravierungen, gestiftet von Joh. Dan. Bruch und
Johanna Margar. gebohrne Saxin Eheleute von Rohrburg.

Im Rathaus wird aufbewahrt: 12 cm hoher, silbervergoldeter Becher; der Rand
der Cuppa mit getriebenen Blüten verziert, am Fuß in reicher Gravierung sechs Wappen:
zwei Steinbockhörner, Löwe und Sterne, Steinbock, Schlüssel, aus Blumen hervorgehend,
und Sterne, ein Bock, wieder die Steinbockhörner. Im Fuß eingelassen eine Silber-
münze des Herzogs Friedrich I. Georg von Sachsen und seiner Gemahlin Johanna.
Goldschmiedezeichen: N, ein Turm und BB, etwa aus der Zeit um 1600.

Im Ort ein viereckiger, niedriger Turm, etwa 8 m hoch, auf dem Pyramidendach
eine Laterne, Bruchsteinbau. An ihm eine Inschrift: DRS, darunter die Umrißlinien
eines Karpfen eingeritzt und darunter 17 fl) 64. (Altenheimer Wappen.) Der Turm
soll angeblich von einer Wasserburg, der Rohrburg, stammen. Diese

ROHRBURG

stand aber an anderem Platze, nämlich zwischen der heutigen Mühle Rohrburg und dem
Dorfe Müllen. Um das Schloß hatte sich ein Dorf bezw. ein Weiler angesiedelt.

l) Stocker a. a. O. S. 151.
 
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