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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0426

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3i°

KREIS OFFENBURG.

gewesen ist. Dieser Walter I hatte zwei Söhne, die 1224 in einer Angelegenheit des
Klosters Schwarzach als Zeugen auftraten, Heinrich (I) und Walter, welch letzterer kinderlos
starb. Heinrich erhielt 1235 die Kastvogtei des Klosters Schuttern; er fiel zusammen
mit seinem gleichnamigen Sohne (Heinrich II) 1262 in der Schlacht bei Hausbergen,
die wie für den Hauptstamm so wohl auch für die Tiersberger das Ende ihrer gegen
Ende des 12. und im Anfange des 13. Jhs. großen Machtstellung bedeutete. Vater und
Sohn wurden zunächst in Dorlisheim bei Molsheim begraben, nach einiger Zeit aber
wurden ihre Leichen in der Familiengruft der Tiersberger, im Kloster Schuttern, bei-
gesetzt. Mit der Zerstörung des alten romanischen Kirchenbaues durch die Franzosen
sind auch die Spuren dieses Begräbnisses verschwunden. Da die zwei anderen Söhne
Heinrichs I, Berthold und Hermann, Geistliche waren, der Sohn Heinrichs II und der
Heilika von Lichtenberg, Ludwig, aber, der 1278 einen Hof in Friesenheim an das
Kloster Schuttern vergabte, kinderlos starb und mit ihm das Geschlecht zu Ende ging,
so kamen die Allodialgüter an die Tochter Heinrichs II, Heilika, die mit einem Wilhelm
von Schwarzenberg verheiratet war. Die Herrschaft, deren Mittelpunkt die Diersburg
gewesen, zerfiel; einiges kam wohl wieder an den Hauptstamm der Geroldsecker zurück,
doch wissen wir darüber ebensowenig Bestimmtes wie über die Ausdehnung der
Herrschaft.

Unter den Allodialgütern, die an die Schwarzenberg kamen, waren Schloß und
Dorf Tiersberg, Burgheim mit dem Kirchensatz und Güter zu Oberweier und Friesenheim,
Regelhofen, Reichenbach, Gereut sowie der Zehnt zu Schutterwald und Hofweier.!)
Aber das ehemals stolze Dynastengeschlecht war schon arg heruntergekommen und
mußte immer mehr von seinen Gütern verkaufen. Durch Erbschaft besaß um 1390
Boemund von Ettendorf und Herr zu Hohenfels drei Viertel der Burg. In diesem Jahre
verschrieb er dem Pfalzgrafen Rupprecht »sein sloß Diersberg ze Mortenaw« zu offenem
Hause. Doch kann dies Verhältnis nicht lange gedauert haben, denn schon 1393 ver-
pfändete Boemund einen Teil seiner Feste an den Markgrafen Bernhard von Baden und
1396 einen weiteren Teil an denselben. Immerhin müssen die Schwarzenberg noch einen
Teil besessen haben, denn im gleichen Jahre verkaufte Ulrich von Schwarzenberg seinen
Anteil ebenfalls an den Markgrafen, während Susa von Staufenberg geb. Schwarzenberg
und ihr Gemahl Hans ihren Anteil den Brüdern Burkhard und Wilhelm Hummel von
Staufenberg, ihren Mitbesitzern an der gleichnamigen Burg, verkauften. Der Markgraf
"von Baden übergab 1396 Georg von Bach amtsweise seinen Anteil und derselbe schließt
im Namen des Markgrafen und mit Boemund einen Burgfrieden ab. 1397 aber verkaufte
er seine Ansprüche an die Burg, mit Ausnahme des Burgfriedensbriefes, um dieselbe
Summe, um die er sie von Boemund gekauft hatte (?), um 500 fl., an den Markgrafen.
(1413 endlich übergab auch die Witwe Boemunds, Schanat von Ettendorf, diesem alle
Briefe, die ihr verstorbener Gemahl besaß.) Die Hummel von Staufenberg aber waren
noch im Mitbesitz, 1423 teilen die Vettern Hans und Burkhard Hummel ihren Anteil.2)
Aus diesem Vertrag ergibt sich, wie eng ihre beiden Familien auf dem gemeinsamen Anteil
zusammenwohnten. Der Markgraf belehnte 1428, aber nur auf Lebenszeit, die Edel-
knechte Heinrich Leimer, Hans von Mülnheim und Seifried Pfau von Ritpur mit je einem

1) Ruppert a. a. O. S. 28.

2) Vergl. zu obiger Darstellung Regesten der Markgrafen 1606, 1675, 1676, 1677, 1691, 1759
und 2786.
 
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