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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0574

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KREIS OFFENBURG.

Niederschopf heim: villa que Niderenschopfhein nuncupatur 1289; in inferiori
Schopffen 1291; Schopf heim inferior 1464; Niderschopfheim 1359 etc.
Ortsgeschichte Ortsgeschichte (s. Oberschopfheim): Ein uralter Ort, schon in römischen Zeiten

besiedelt. Ursprünglich nur ein Dorf, scheint dasselbe sich im 13. Jh. in Ober- und
Niederschopfheim getrennt zu haben. Das Kloster Ettenheimmünster besaß hier stattliche
Güter. Niederschopfheim war wohl pfandschaftsweise aus geroldseckischem Besitz an das
Hochstift Straßburg gekommen und mit der Burg (castrum dictum Schopfheim, villa ibidem
14. Jh.) ein bischöflich straßburgisches Lehen derer von Windeck. Hans Reinhard von
Windeck, der keine männlichen Nachkommen besaß, erreichte es, daß das Lehen 1436
seinem Schwiegersohn Georg von Bach übertragen wurde. Nach dem Tode des letzten
von Bach verlangten gegenüber seiner Schwester die Windecker wieder die Belehnung,
doch entschied das Schiedsgericht, daß die Schwiegersöhne des letzten Bach, Hartmann
von Kronburg und Friedrich von Fleckenstein, die Lehen erhielten. Von ihnen gelangte
es an die Dalberg, Bettendorf, Brandenstein und schließlich die Freiherren von Franken-
stein. J) Schon im 15. Jh. aber — fußend auf dem alten geroldseckischen Besitz —

beanspruchten die pfälzischen Amtleute auf Ortenberg auch
Gerechtigkeiten in Niederschopfheim, da der Ort in die
Landvogtei gehöre, und so erfolgte 1470 ein Überfall auf
das Dorf. Infolge des so entstandenen Streites ließ Diebolt
von Hohengeroldseck 1476 seine Rechte in bezug auf
Geleit, Zug, Wasser, Wunn und Weid aufstellen. Er besaß
danach keine eigentümlichen Güter außer einigen Joch
Feld. Später gehörte Niederschopfheim zum ritterschaft-
lichen Bezirk Ortenau; 1806 wurde es badisch. Die Klöster
Gengenbach und Schuttern hatten hier Fronhöfe.

Das Schloß ging wohl im Bauernkriege zugrunde,
Kolb sucht es auf dem sogen. Spielberg, im Norden des
Dorfes. Dort haben sich romanische Reste gefunden (siehe
unten). Das Dorf erlitt, wie Oberschopfheim und die ganze Gegend, in den fran-
zösischen Kriegen des 17. Jhs. eine vollständige Zerstörung, der auch die Kirche zum
Opfer fiel. (Ministerialengeschlecht s. Oberschopf heim.) (Wtk.J
Römisches Römisckes: Chr. Ludw. Fe cht schreibt in seiner »Geschichte der Badischen

Landschaften 1813«: »Auf dem Felde zwischen Nieder- und Oberschopfheim ackerte
1805 ein Bauer einen Totenaltar hervor. Eine große steinerne Urne ruhte auf ihm.
Unter ihrem schweren Steindeckel im Schöße der Urne lagen Glasscherben mit Asche
und wenigem Gebein, außerhalb auf dem Altar eine zerbrochene Totenlampe.« Die
Urne (s. Fig. 256), 40 cm hoch, mit 10 cm hohem Deckel, unzweifelhaft römisch, kam
in die Antiquitätenhalle nach Baden und von da in die Karlsruher Sammlung. Sie ist
aus rotem Sandstein gehauen, nicht geglättet, auf einer Seite etwas zerbrochen; ihr
Postament wird am Fundort liegen geblieben sein. Die Scherben von schönem, blau-
grünem Glas, darunter ein 10,5 cm hoher aufrechter Henkel, gehörten zu einer gläsernen
Aschenurne und sind noch erhalten, ebenso ein Bruchstück eines kleinen verzierten
Napfs von roter Terra sigillata, den der Bauer vielleicht für eine Totenlampe gehalten

Fig- 356- Komische Funde aus
Niederschopf heim.

') Rlippert a. a. O. S. 418 und für das folgende S. 420 ff.
 
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