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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0772

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628 KREIS OFFENBURG.

wieder aufgebaut war, fiel es, mit Ausnahme der Kirche, schon 1663 einem dritten Brande
zum Opfer. Erst zum Jahre 1681 vermelden die Jahrgeschichten den Neubau, den Pater
Euprepis geleitet haben soll. 1629 war die Gruft der Gründerin geöffnet und deren Gehirn
laut Gutachten des Dr. Gabler, Leibarzt des Markgrafen Wilhelm von Baden, des
Physikus Jakob Häusler von Villingen und des Dr. Kiefer von Straßburg in wunderbarem
Zustande gefunden worden. — Auf die späteren zum Teil langwierigen Streitigkeiten mit
den Kapuzinern, die teilweise aus materiellen Gründen die Beichtväter für das Kloster
zu stellen wünschten, sowie mit den Fürstenbergern wegen Kompetenzanfechtungen
braucht hier nicht weiter eingegangen zu werden. Wittichen wurde, noch bevor es an
Baden fiel (1806), von den Fürstenbergern (1803) säkularisiert, den Nonnen aber gestattet,
bis zum Aussterben des Konventes im Kloster zu bleiben. Bezüglich des Kirchenschatzes
sind zwei Inventare wertvoll aus den J. 1542 und 1565. Sie zeigen uns das Kirchlein
entsprechend dem Wohlstand des Klosters in sehr guter Ausstattung: es werden zahl-
reiche Meßgewänder aus Samt, Damast und Seide, zum Teil reich gestickt, aufgeführt,
ein schwarz-rot-gelber »fürhang« für das Sakramentshäuschen, zwei gestickte »Fürhänge«
für die Altäre, ein »goldengestickter Borden mit den zwölf Aposteln« für einen Altar, ein
»blau schettern Sakramentstüchlein«, in einer »Schindellade eine kupfer«vergoldete Mon-
stranz, zwei silberne Meßkännlein, ein silbernes Kruzifix, sieben gewirkte Bankkissen, ein
ebensolches Stuhlkissen, eine Decke auf der Stifterin Grab, zwei gemalte Tücher mit
dem König Pharao und der Krönung des Herrn, ein grünes Tuch auf der Gräfin Grab,
sieben Kelche, für die Schwestern silberne Becher, Löffel u. a. Der Schatzbestand
von 1542, der 1546/47 teilweise reduziert wurde, befand sich zum Teil im Kreuzgang
in einem »Kensterli«, zum Teil in der Custorie, zum Teil im Gewölbe.1) (Sauer.)

Die heutige Kirche ist ein einschiffiger Bau mit polygonaler Apsis und hohen, rund-
bogigen Fenstern, also wohl der schlichte Neubau von 1681. Doch blieben bei den
Bränden 1642 und 1663 offenbar die unteren Mauern der gotischen Kirche stehen und
konnten bei dem Neubau benutzt werden, wie die an den Chorteilen erhaltene gotische
Wasserschräge und die spitzbogige Eingangstür in die Kirche mit hohlgekehltem Gewände
bezeugen. An der Decke des Chors Deckenbild mit der Stigmatisation des h. Franz,
ein weiteres Bild unter der einfachen Empore.
Innenausstattung Die Innenausstattung stammt ebenfalls zum größten Teil aus der Zeit nach 1781,

Altäre so Altäre und Kanzel. Der Hochaltar, großer Säulenaufbau mit verkröpftem Gebälk
und flachrundem Giebel, reich geschnitztem Rankenwerk, Holzstatuen der Heiligen Franz
und Liutgard sowie kleineren Heiligenstatuen auf der Bekrönung, Putten etc. (auch am
Tabernakel), umschließt ein Gemälde der Krönung Maria und aller Heiligen, ein mittel-
gutes, wirksames Werk vom Ende des 17. Jhs. Auf dem Bild ein Wappen: springender

Hund mit rotem Halsband, darüber Kardinals (?)hut, dabei die Schrift: ,, g„. Die

beiden Seitenaltäre zeigen die gleiche Ausbildung wie der Hauptaltar, ohne nennens-

Kanzei werte Einzelheiten. Die Kanzel (s. Fig. 346), mit reicher Ranken- und -Bandschnitzerei,
zeigt unten die Gestalten der vier Kirchenväter, an dem von Voluten getragenen
Baldachin die Figur der Stifterin mit dem Kirchlein und einen posaunenblasenden Engel.

Taufstein Der Tauf stein (Sandstein) in schlichter, sechskantiger Form trägt das Monogramm

Maria und die Inschrift: IOHANNES DER DAVF . .

*) Mitteilungen aus dem Fürstenb. Archiv I, S. 323; II, S. 89.
 
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