Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0818

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AMT WOLFACH.

WELSCHENSTEINACH.

671

Literatur: F. L. Baumann, Romanisches in Welschensteinach und den ostwärts
angrenzenden Seitentälern des Kinzigtales, Schriften f. Gesch. u. Naturgesch. d. Baar V
(1885), Kleine Mitteilungen, S. 135—137.

Ortsgeschichte: Der Ort, eine weit zerstreute Gemeinde in dem von der Steinach Ortsgeschichte
oder dem Steinachbach durchflossenen Tal, war jedenfalls frühe durch Reste römischer
Bevölkerung besiedelt, worauf der Name deutet. Er hatte im wesentlichen dieselben
Schicksale wie Steinach und kam wohl aus dem zähringischen Erbe an das Haus
Fürstenberg. — Außerdem wissen wir, daß das Kloster Thennenbach 1316 und 1341 von
dem Ritter Berthold von Hüfingen den Zehnten zu Welschensteinach erwarb. Die
Güter, welche der Deutschorden (Freiburg) hier besessen hatte, kamen 1461 an die
Grafen von Fürstenberg, damit auch wohl das Patronat. — Im Anfange des 14. Jhs.
bestand hier ein Silbererzbergwerk. — Der Ort blieb fürstenbergisch, bis er 1806 an
Baden kam.

Kath. Pfarrkirche (ad S. Petrum et Paulum): Bereits 1240 wird ein Vicarius in Kath.Pfarrkirche
Welcensteina genannt, 1314 ein Dietricus rector ecclesie. 1313 erhalten die Johanniter
in Freiburg das Patronat: Heinricus marchio de Hachberg fratri Hermanno de Maguntia,
commendatori domus hospitalis s. Johannis Jerosolimitani in Friburgo, et conventui huius
domus ius patronatus ecclesiae in Welschensteinaiure proprietatis possidendam tradit 1313.
1314 heißt es: ecclesia de Welschensteinahe archidiaconatus ecclesie Argentinensis, zwei
Jahre später: in Welschensteina under der Küchen, endlich in einem Visitationsproto-
koll von 1666: hujus patronus coelestis est s. apostolus Petrus et Paulus; collator comes
de Fürstenberg; animas regendas habet 400.

Die jetzige Kirche ist ein schlichter, einschiffiger Bau des 18. Jhs. An dem Sturz
des Fassadenportals die Jahreszahl 1771. Das Äußere wird durch Lisenen gegliedert.
Die gesamte Kirche wurde 1840 bedeutend restauriert.

Der an die Nordseite des Chors anstoßende viereckige Turm entstammt bis zum
Uhrgeschoß einschließlich noch dem 12. bis 13. Jh.; er ist im 18. Jh. überarbeitet und
um zwei Stockwerke, mit den üblichen rundbogigen Schallöffnungen im jetzigen Glocken-
stockwerk, Satteldach mit zwei Volutengiebeln, erhöht worden. Die alten Teile zeigen
solides Mauerwerk aus Bruchsandstein, an den Ecken jetzt übertünchte Quader. Im
Erdgeschoß nach Norden und Osten schießschartenähnliche Luken, nach dem Chor zu
einfache Rundbogentüre ohne charakteristisches Profil; über derselben ganz geringe
Gemäldespuren, die weiter hinauf durch die im 18. Jh. vorgelegte Mauer verdeckt werden.
Im jetzigen Uhrgeschoß nach allen vier Seiten noch die alten Schallöffnungen erkennbar,
wenn auch zugemauert: gekuppelte Rundbogenfenster, in ihrer Vereinigung von Doppel-
säulchen mit abgehauenen Kapitellen getragene Bögen, an den seitlichen Laibungen ein-
facher abgeschrägter Kämpfer.

Das Innere der Kirche ist schmucklos. Die zwei Seitenaltäre, üblicher Barock-
aufbau von Stukkateur Jodok Wilhelm von Bezau, sind maßvolle und hübsche Bei-
spiele der Gattung. Einfach geschnitzte Kanzel desselben Stils, geringer Taufstein der
gleichen Zeit.

Kirchengeräte: silbergetriebener, vergoldeter Kelch, Augsburger Beschauzeichen, Kirchengeräte
darunter B und C X S; Sonnenmonstranz, silbervergoldet, getrieben mit Rocaille-
verzierung.

Turm

Inneres
Seitenaltäre
 
Annotationen