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KREIS OFFENBURG.
Grabdenkmäler
gefüllt, mit Sandsteinquadern an den Ecken). Dieser Kapelle wurde im Osten
ebenfalls sehr früh ein Turm vorgebaut, dessen unterstes, ehemals gewölbtes
Geschoß als Chor diente und sich in großem Rundbogen in die Kirche öffnete.
Der Turm, von dem um 1650, wie bis 1906, nur noch das mit Satteldach ab-
gedeckte Erdgeschoß stand, war in Guß werk von 70 cm Stärke gemauert und
bildete ein Quadrat von 5,70 X 5,70 m ohne Apsis. In diesen »Chor« wurde
ein spätgotisches Sakramentshäuschen mit Fischblasenmaßwerk links hinter dem
Altar später eingemauert; rechts befand sich der Wasserausguß Der zuletzt
vorhandene 'Kirchturm auf dem östlichen Teil des Langhauses (vierseitig mit
vier- und achteckigem Helm) war erst 1715 aus Fachwerk errichtet. 1727
wurde, wie die Inschrift auf einem mit Muschelornament verzierten Renaissance-
stein bezeugte, das Langhaus um 15 Schuh nach Westen verlängert. Dabei
wurden das alte Portal und Rundfenster im Giebelfenster der Westfront wieder
eingesetzt, ebenso die Giebelecksteine, deren einer, der auf der südwestlichen
Mauerecke gelegene, 90 X 30 X 30 cm groß war und vorne unten eine romanische
Fratze mit herausgesteckter Zunge trug (kein Wasserspeier). 1803 wurde an
der Nordseite des Langhauses ein schmuck- und geschmackloses Querschiff
in schlechtem Fachwerk angebaut. Die alten romanischen »gar kleinen
Fensterlein« des Langhauses wurden 1659 bis 1664 durch hohe Spitzbogen-
fenster ohne Maßwerk ersetzt. Beim Abbruch kamen unter der Tünche des
18. und 19. Jhs. die 1664 bis 1665 gefertigten kunstlosen Malereien biblischen
Stoffes zum Vorschein. 1770 kam eine neue Orgel in die Kirche aus Straß-
burg (vermutlich von Silbermann), nachdem die vorige »injuria belli et temporum«
zugrunde gegangen war. Glocken besaß einst die Kirche vier, während des
Dreißigjährigen Krieges ins Straßburger Zeughaus geflüchtet. Sie gingen zum
Teil Ende des 1.7. Jhs. verloren. 1906 waren drei Glocken vorhanden, die
mittlere mit der Inschrift: »Johann Peter Edel gos mich 1704« und auf der
Rückseite mit dem Bild des Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes; die
kleinste mit den Inschriften: »Mattheus Edel gos mich 1729« und »Dem drei-
einigen Gott zu Ehren«, ferner mit den Zeichen: *J • S-V-R*S-D-V-D-G-*
(d. h. Jakob Samson von Rathsamhausen und Sophia Dorothea von der Grün)
und den Wappen derer von Rathsamhausen und von der Grün. Eine dritte
alte Glocke wurde 1871 von Ludwig Edel in Straßburg umgegossen. Diese
und die von 1704 wurden 1907 für das Geläute der neuen Kirche ein-
geschmolzen, die von 1729 hängt seit 1906 im Turm des Rathauses zu
Nonnenweier. — Der Kirchhof war mit einer Mauer umgeben und, wie der
mit Schießscharten versehene Turm(-stumpf), zur Verteidigung eingerichtet.
Zwei Grabdenkmäler in schöner Renaissance auf Johann Christoph
von der Grün *MDCIH den XVTJI. Martij, f MDCLXVI den 21. Dezembris,
und auf Anna Amalia von der Grün geb. von der Sachsen *MDCIV den
XV. Junij, .f MDCLXXm den 19. Octobris. Beide Steine sind mit zahl-
reichen Wappenschildern bayerischer Adliger (wohl Verwandter? oder der
Stifter) geschmückt. — In den Neubau der Kirche 1906 bis 1907 wurden
diese Grabsteine, das Sakramentshäuschen, die Inschrifttafel von 1727 wie der
romanische Fratzenstein mit aufgenommen.
KREIS OFFENBURG.
Grabdenkmäler
gefüllt, mit Sandsteinquadern an den Ecken). Dieser Kapelle wurde im Osten
ebenfalls sehr früh ein Turm vorgebaut, dessen unterstes, ehemals gewölbtes
Geschoß als Chor diente und sich in großem Rundbogen in die Kirche öffnete.
Der Turm, von dem um 1650, wie bis 1906, nur noch das mit Satteldach ab-
gedeckte Erdgeschoß stand, war in Guß werk von 70 cm Stärke gemauert und
bildete ein Quadrat von 5,70 X 5,70 m ohne Apsis. In diesen »Chor« wurde
ein spätgotisches Sakramentshäuschen mit Fischblasenmaßwerk links hinter dem
Altar später eingemauert; rechts befand sich der Wasserausguß Der zuletzt
vorhandene 'Kirchturm auf dem östlichen Teil des Langhauses (vierseitig mit
vier- und achteckigem Helm) war erst 1715 aus Fachwerk errichtet. 1727
wurde, wie die Inschrift auf einem mit Muschelornament verzierten Renaissance-
stein bezeugte, das Langhaus um 15 Schuh nach Westen verlängert. Dabei
wurden das alte Portal und Rundfenster im Giebelfenster der Westfront wieder
eingesetzt, ebenso die Giebelecksteine, deren einer, der auf der südwestlichen
Mauerecke gelegene, 90 X 30 X 30 cm groß war und vorne unten eine romanische
Fratze mit herausgesteckter Zunge trug (kein Wasserspeier). 1803 wurde an
der Nordseite des Langhauses ein schmuck- und geschmackloses Querschiff
in schlechtem Fachwerk angebaut. Die alten romanischen »gar kleinen
Fensterlein« des Langhauses wurden 1659 bis 1664 durch hohe Spitzbogen-
fenster ohne Maßwerk ersetzt. Beim Abbruch kamen unter der Tünche des
18. und 19. Jhs. die 1664 bis 1665 gefertigten kunstlosen Malereien biblischen
Stoffes zum Vorschein. 1770 kam eine neue Orgel in die Kirche aus Straß-
burg (vermutlich von Silbermann), nachdem die vorige »injuria belli et temporum«
zugrunde gegangen war. Glocken besaß einst die Kirche vier, während des
Dreißigjährigen Krieges ins Straßburger Zeughaus geflüchtet. Sie gingen zum
Teil Ende des 1.7. Jhs. verloren. 1906 waren drei Glocken vorhanden, die
mittlere mit der Inschrift: »Johann Peter Edel gos mich 1704« und auf der
Rückseite mit dem Bild des Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes; die
kleinste mit den Inschriften: »Mattheus Edel gos mich 1729« und »Dem drei-
einigen Gott zu Ehren«, ferner mit den Zeichen: *J • S-V-R*S-D-V-D-G-*
(d. h. Jakob Samson von Rathsamhausen und Sophia Dorothea von der Grün)
und den Wappen derer von Rathsamhausen und von der Grün. Eine dritte
alte Glocke wurde 1871 von Ludwig Edel in Straßburg umgegossen. Diese
und die von 1704 wurden 1907 für das Geläute der neuen Kirche ein-
geschmolzen, die von 1729 hängt seit 1906 im Turm des Rathauses zu
Nonnenweier. — Der Kirchhof war mit einer Mauer umgeben und, wie der
mit Schießscharten versehene Turm(-stumpf), zur Verteidigung eingerichtet.
Zwei Grabdenkmäler in schöner Renaissance auf Johann Christoph
von der Grün *MDCIH den XVTJI. Martij, f MDCLXVI den 21. Dezembris,
und auf Anna Amalia von der Grün geb. von der Sachsen *MDCIV den
XV. Junij, .f MDCLXXm den 19. Octobris. Beide Steine sind mit zahl-
reichen Wappenschildern bayerischer Adliger (wohl Verwandter? oder der
Stifter) geschmückt. — In den Neubau der Kirche 1906 bis 1907 wurden
diese Grabsteine, das Sakramentshäuschen, die Inschrifttafel von 1727 wie der
romanische Fratzenstein mit aufgenommen.