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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI issue:
1./2. Septemberheft
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Bode, Wilhelm von: Das "Deutsche Museum" in Boston und die Gipssammlungen des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0016

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Deutschland und irn Auslande (namentl. aucli das Museum
in Moskau) diese Gelegenheit benutzt, um sich mehr oder
weniger vollständige Sammlungen von Abgüssen nach
mittelalterlichen und Renaissance-Bildwerken anzu-
legen. Nur die Berliner Museen, für welche die Abgüsse
doch zunächst hergestellt waren, konnten wegen Raum-
mangels anfangs nur einen Teil derselben zur Aufstel-
lung bringen, um sie schließlich bei dem Zuwachs an
Originalen seit Jahren ganz magazinieren zu müssen.
Als dieses erfreuliche Anwachsen der Kunstwerke und
die Bildung ganz neuer Abteilungen Pläne zur Erwei-
terung der Museumsbauten reifen ließen, war auch die
Aufstellung der beiden Gipssamrnlungen in Aussicht ge-
nommen und in Messels Plan zur Erweiterung aer Bau-
ten auf der Museumsinsel 1907 mit aufgenommen
worden.

Seit 17 Jahren ist der Bau dieser neuen Museen Im
Gange; noch sind die Rohbauten nicht ganz unter Dach
und doch ist bereits eines sicher: daß für eine, wenri
nicht für beide Gipssammlungen in diesen Bauten kein
Platz sein wird. Bleibt die Islamische Abteilung nach
den Plänen unseres Ministeriums von 1921 im Kaiser-
Friedrich-Museum, so ist hier nicht einmal ihre weitere
Magazinierung melir möglich. Deshalb wurde der Ver-
such gemacht, sie in der früheren Tennishalle des Kai-
sers neben dem Hohenzollern-Museum unterzubringen;
aber auch das wurde vereitelt. Die Unterbringung der
großen italienischen Gipssammlung erscheint daher zur
Zeit völlig aussichtslos. Die Sammlung der deutschen
Gipse sollte nach Messels Plan in dem neuen ,,Deut-
schen Museum“, dem Nordflügel der Neubauten, endlich
ihre Aufstellung finden. Docli auch das ist bereits sehr
unwahrscheinlich geworden. Die Abteiiung der deut-
schen Gemälde und insbesondere die der deutschen Bild-
werke ist, namentlich durcli die großmütige Schenkung

der reichen Sammlung deutscher Kunst von Dr. James
Simon so wesentlich vermehrt worden, daß sämtliche
Räume dieses Flügels bis zu seiner Vollendung nur ge-
rade für die Originale der älteren deutschen Kunst aus-
reichen werden. Die Berliner Museumsbauten sind aber
durch neue Erwerbungen und vor allern durch Brach-
legung des Asiatischen Museums wie durch die unver-
antwortliche Hinausziehung und kolossale Verteuerung
der Neubauten bereits so überfüllt, daß an eine Unter-
bringung der Gipssammlung in den alten Bauten gar
nicht zu denken ist; für weitere Neubauten fehlt es aber
an allen Mitteln. So bringt man es heute also fertig,
daß zwei große Samrnlungen der Museen, die umfang-
reichsten und wissenschaftlich am besten zusammenge-
stellten in ihrer Art, weiter auf Jahrzehnte magaziniert
werden, wenn nicht dauernd zugrunde gehen! Dadurch
geht demPublikum, geht namentlich dem kunstgeschicht-
lichen Unterricht ein Hauptlehrmittel verloren, während
den Archäologen in der Abgußsammlung der antiken
Kunst ein solches in dem eigens kurz vor dem Krieg
dafiir erbauten Flügel der Universität in bester Auf-
stellung und Anordnung zur Verfügung steht. Es ist ein
bedauerliches Versäumnis der doch wahrlich geuügend
zahlreichen kunsthistorischen Dozenten Berlins, daß sie
nie ihr Wort für die Aufstellung unserer Gipssammlun-
gen erhoben haben. Das Berliner Publikum ist viel zu in-
different in Kunstfragen, ist zudem seit dem Kriege
durch Sorgen, Not und Parteihader völlig in Anspruch
genommen; und eine Presse, die in solchen Dingen das
Wort energisch ergriffe, haben wir in Berlin leider nicht.
Und die Regierung? Erwartet sie etwa, daß die Deutsch-
Amerikaner sich für unser'e reiche Ausstattung des
Deutschen Museums in Harvard dankbar erweisen und
den Berliner Museen ein Haus für unsere Gipssamm-
lungen stiften werden?

Carl Fohr
,,Köbel und Heger“

Ausstellung im
Kurpfälzischen Museum
in Heidelberg
 
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