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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Januarheft
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Bode, Wilhelm von: Geschenke an das Kaiser-Friedrich-Museum zu Bodes 80. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0207

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Herausgeber: /H’lOlpt l DOPQtri

1 2. Januarheft

Qefcbenke an das Katfeezfciedüicb^Mufeum
zu Bodes 80. Qeburtstag

oort

LDitbclm üon Bode

/ u dem seltenen Tage, den ich am 10. Dezember er-
leben durfte, haben Freunde und Bekannte, die mir
eine Freude machen wollten, die Form gewählt, von der
sie wußten, daß sie mir die liebste sein würde: Geschenke
an das Kaiser-Friedrich-Museum, in dem ja aus beson-
derer Vergünstigung die Leitung der Gemäldegalerie mir
noch immer auftragsweise untersteht. Schon zu meinem
50. Dienstjubiläum im Jahre 1922 haben diese Freunde
mir eine ähnliche Stiftung gemacht. Damals in Geld,
das ich frei zum Besten der Museen verwenden könne.
Ich glaubte, es nicht besser anwenden zu können als
durch Ueberweisung an das Kultusministerium behufs
Fertigstellung des Nordflügels der Messelbaüten, „des
Deutschen Museums“, wofür der Minister das von mir
zur Fertigstellung des Asiatischen Museums aus dem
Krlös meines Bibliothekverkaufs 1921, die er ablehnte,
gestiftete Geld erbeten hatte. Der Minister nahm diese
neue Stiftung mit Dank an und versprach alsbaldigen Be-
ginn des Innenausbaues unter meiner Aufsicht nach Mcs-
sels Plänen. Seitdem ist nichts geschehen; das deutsche
Geld ist vollständig, das vom Auslande gestiftete mcist
stark entwertet! Trotzdem haben die Freunde unserer
Museen sich nicht abschrecken lassen, auch jetzt bei Gc-
legenheit meines 80. Geburtstags micli wieder in reich-
stcr Weise zu bedenken. Abcr gewitztigt durch die offi-
zielle Vergeudung des Geldes bei den ersten beiden Stif-
tungen haben die Schenker diesmal ihre Mittel gleich in
Kunstwerken festgelegt. Als Zeichen des Dankes, den
ich persönlich den üebern schulde und zu dem die ein-

zelnen Abteilungen des Kaiser-Friedrich-Museums, denen
ich die Stücke überweisen werde, verpflichtet sind, seien
dieselben hier zunächst kurz aufgeführt. Die eingehen-
dere Würdigung wird später Saclie der Abteilungs-
leiter sein.

Mitglieder unseres Museumsvereins, denen sich eine
Reihe anderer Kunstfreunde angeschlossen hat, haben
gemeinsam die große Marmorbüste eines Baron von Vie-
tinghof, der in der Geschichte Livlands eine große Rolle
gespielt hat, gestiftet, ein Meisterwerk von H o u d o n ,
dessen Bezeichnung neben der Jahreszahl 1791 sie trägt.
Fs ist eine ganz besonders erwünschte Bereicherung;
denn in unserer an Büsten so reichen Sammlung fehlt die
französische Plastik fast ganz. Aus den Beiträgen
konnte zugleich noch die fast lebensgroße Tonbüste eines
jüngeren M a n n e s m i t d e m M a 11 e s e r k r e u z
auf originellem Sockel erworben werden, die sicli bis
jetzt in der Sammlung der Kaiserin Friedrich in Fried-
richshof befand. Sie stammt aus Neapel und wird um
1620 entstanden scin, wahrscheinlich als treffliche Arbeit
emes Neapler Künstlers. Eine stattliche, fast lebens-
große Holzstatue von trefflicher Erhaltung der Be-
malung, schwäbische Arbeit um 1520, die einst die
Sammlung Hainauer schmückte, hat Sir Joseph Duveen
geschenkt. Ein für den Einfluß der italienischen Manie-
risten auf die nordische Kunst beachtenswertes kleineres
M a r m o r r e 1 i e f, nach Primotoccio schenkte Herr
de Burlet. Die Mehrzahl der Geschenke kommt der
Gemäldegalerie zugute. Ein malerisches Meisterwerk

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