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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Juniheft
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Aus dem nordischen Kunstleben
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Sorgenfrei, Paul: Von der Jahresschau Deutscher Arbeit: Dresden 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0464

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nen. Von den anderen Preisen seien folgende angemerkt: Würfel-
spielende Knaben von Constantin Hansen 6000 Kr., Fornm Roma-
num von demselben 5050 Kr.; Zahrtmanns Partie aus dem Tier-
garten 5580 Kr.; Julius Paulsen, Landschaft bei Freuens Böge
4300 Kr.; Lundbyes Strandpartie mit Vieh 4100 Kr. Verschiedene
Bilder von Viggo Johansen, Otto Bache, Th. Philipsen u. a. konn-
ten gleichfalls zwischen 5000 und 3000 Kr. erbringen.

Das Thorvaldsen-Museum hat durch den vom Ar-
chitekten Kaare Klint geschickt durchgeführten Um- und Ausbau
des Kellergeschosses eine erhebliche und willkommene Erweiterung
erfahren, durch die nicht weniger als zwölf neue Zimmer gewonnen
worden sind. In diesen haben nun vorzugsweise Thorvaldsens
Jugendarbeiten, seine Sammlungen von Gipsabgtissen, ferner seine
Gemäldesammlung und die persönlichen Erinnerungen von ihm und
an ihm Platz gefunden. Die Gemäldesammlung ist bekanntlich für
die Geschichte der deutschen und dänischen Kunst etwa im Zeit-
raume von 1800 bis 1830 von Belang. In dieser neuen Abteilung
findet man die vermutlich früheste Marmorarbeit Thorvaldsens:
die Büste des Philosophen Tyge Rothe von 1798.

Eine andere und bedeutend wichtigere Kopenhagener Mu-
seumsfrage scheint seiner unerwarteten und erfreulichen Lösung
entgegenzugehen. Das ist die dringendst benötigte Erweiterung
des National-Museums, das in seiner gegenwärtigen Enge
im Prinzen-Palais zu einem Stapelplatz auszuarten droht. Um die
Mittel für den Erweiterungsbau aufzubringen, wurde eine National-
sammlung eingeleitet, die das ansehnliche Ergebnis von 1 300 000
Kronen brachte. Nun hat aber ein dänischer Großkaufmann in
Shanghai, Herr Lauritz Andersen, fiir diesen Zweck einen Betrag
von 50 000 Pfd. Sterl. gestiftet, wodurch das gesammelte Bau-
kapital sich auf etwa 2 225 000 Kr. erhöht. Damit ist etwa die
Hälfte der veranschlagten Bausumme bereitgestellt. Da nun Herr
Andersen klugerweise die Anzahlung seiner Schenkung an die Be-
dingung geknüpft hat, daß ein endgiiltiger und gesetzmäßiger Be-
schluß zur Durchführung des Baues zuvor gefaßt sein muß, so ist
die Regierung in die moralische Zwangslage versetzt, die Ange-
legenheit des Museumsbaues aus dem Stadium der Erwägungen in
das der Tat zu überführen. Das dürfte denn auch nahe bevor-
stehen; eine umfassende Erweiterung und Erneuerung des Prinzen-
palais wird dann hofentlich bald der Not des National-Museums ein
Ende bereiten.

Die moderne Abteilung des Stockholmer National-Mu-
seums, die als ein Werk Axel Gauffins zu bezeichnen ist, hat in
einem eben eröffneten, mit Geschmack neu hergerichteten Saale
Aufstellung gefunden. Neben einigen Proben moderner franzö-
sischer Kunst (von Matiße, Othon Friesz, Lhöte) enthält sie nur
schwedische, norwegische und finnische Arbeiten. Dänemark ist
durch Kai Nielsens geistvolles Bildwerk „Der Apfel“ vertreten,
das Gegenstück bildet die wuchtige Frauenfigur in rotem Granit von
Wälnö Aaltonen, der wohl als Finnlands bedeutendster moderner
Bildhauer anzusehen ist. Von dem fiihrenden modernen finnischen
Maler Tyko Sallinen enthält der Saal u. a. das kraftvolle „Tisch-
gebet“. Beide Werke entstammen der finnischen Kunstschenkung
von Gösta Stenman. Seinen Besitz an moderner norwegischer
Kunst verdankt das Museum der Schenkung Per Krag, die ttichtige
und bezeichnende Arbeiten von Henrik Sörensen, Jean Heiberg, Per
Krohg, Alf Rolfson, Thorvald Erichson u. a. m. umfaßt. Die schwe-
dische Abteilung ist durch Erwerbung von Werken der nun auch
in Deutschland bekannt gewordenen Maler Otte Sköld, Gösta
Sandels, Börje, Fougstedt, Percy usw. auf die letzte Höhe gebracht
worden; sie wird beherrscht durch Hilding Linnquists mächtiges
Bild „Kleinstadtmarkt in Frankreich“.

Ein in jedem Sinne „gewichtiges“ Buch hat Dozent Dr. Henrik
Cornell tiber die „B i b 1 i a P a u p e r u m“ veröffcntlicht. Be-
sonders wertvoll ist der Teil, der sich mit der Geschichte dcs
typologischen Systems des Mittelalter befaßt. Auf Grund seiner
eindringenden und umfassenden Studien kommt Cornell zu dem
Ergebnisse, daß dic „Biblia Pauperum“, dies Hauptstück typolo-
gischer Litcratur und Kunst, ihren Ursprung in Süddeutschland
habe, während E. Mäle die Erneuerung der Typologie bekanntlich
an Abt Suger v. St. Denis anknüpfen wollte. Die Entstehung des
Textes des „Biblia Pauperum“ setzt Cornel] friihestens gegen 1190

an. Für das typologisch durchgeführte Marienleben in 50 Blättern
in St. Gallen glaubt er den Mönch Gallus Kemly in St. Gallen als
Verfasser vermuten zu dürfen. Diese hier herausgegriffenen Teil-
ergebnisse werden erkennen lassen, daß Cornells Buch der For-
schung viel zu bieten hat.

In Anknüpfung an unsere Mitteilungen über das Jubiläum des
Kunstgewerbe-Museums in Oslo werden vielleicht einige Angaben
über die kunstgeschichtlich nicht uninteressante F a m i 1 i e
G r o s c h interessieren. Ihr Stammvater ist Heinrich August
Grosch, ein 1769 geborener Lübecker, der 1782 nach Kopenhagen
tibersiedelte — eines jener vielen persönlichen Verbindungen zwi-
schen Liibeck und dem Norden, die anläßlich der Liibecker Sieben-
hundertjahrfeier oft hervorgehoben wurden. Grosch kam 1811 nach
Norwegen, wo er eine Bilderreihe für eine „Malerische Reise durch
Norwegen“ ausführte; der dänische Maler Paulsen hatte vorher
Norwegen als ausgiebige Quelle malerischer Motive entdeckt. Seit
1815 war H. A. Grosch dauernd in Christiania ansässig, wo er als

Max Fabian, Auf der Oberspree

Gedächtnisausstellung auf der Großen Berliner Kunstausstellung

Maler, Kupferstecher und Lehrer wirkte. Sein 1801 zu Kopenhagen
geborener Sohn Christian Heinrich ist der Baukünstler. In Ko-
penhagen ausgebildet, wurde er Stadtbaumeister in Christiania, das
ihm eine Reihe bedeutender Bauten verdankt, wie die Universität
(deren Entwurf Schinkel begutachtet hat), die Börse, die Bank, die
Brandwache usw. Der Sohn seines jüngeren Bruders, des Tisch-
lermeisters Christian August Grosch, ist der von uns erwähnte
Henrik August Grosch, der 1848 geboren ist und von der Begrün-
dung des Kunstindustrie-Museums bis zum Jalire 1919 dessen Lei-
tung inngehabt hat. r-

Üon dev 7af)t?esfcf)au Deutfcf)et? Avbeit
D vesden 1926.

Die diesjährige Dresdner Jahresschau, die kürzlich unter Be-
teiligung seitens der staatlichen und städtischen Behörden, vou
Reichs- und Staatsministern, feierlich eröffnet wurde, ist dem
d e u t s c h e n Gartenbau, damit auch der G a r t e n k u n s t
im weitesten Sinne des Wortes gewidmet, während vom 12. Juiti
ab noch die I n t e r n a t i o n a 1 e Kunstausstellung hin-
zukommt.

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