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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Februarheft
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Peltzer, Rudolf Arthur: Hummels "Fermate" in der Neuen Pinakothek, ein literarisches Bild
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Bülow, Joachim von: Bildnis-Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0268

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fatal, der den bestellten Wein gerade jetzt im wichtig-
sten höchsten Moment herbeiträgt. — Aussicht in einen
Laubgang, den glänzende Streiflichter durchbrechen.
— Dort hält ein Reiter, aus der Lokanda wird ihm ein
frischer Trunk aufs Pferd gereicht.“

Im „Taugenichts“, der ja auch einen Hymnus auf
die Schönheiten Roms und des dortigen Künstlerlebens
enthält, benutzt Eichendorff gleichfalls die Szene des
Gemäldes für seine Schilderung unter Beziehung auf
die Beschreibung, die „der selige Hoffmann, Seite 347
des Frauentaschenbuchs für 1816 von dem schönsten
Hummelschen Bilde gibt, das im Herbst 1814 auf der
Berliner Kunstausstellung zu sehen war.“ Freilich wird
die Szene unangenehm gestört durch das Hereinplatzen
eines aufgeregten jung.e'n Malers, der mit seinem Mäd-
chen zankt und anf die „Tab-leau’s von Tableau’s“ keine
Rücksicht nimmt.

Hummels Fermate ragt auch hinsichtlich der male-

rischen Qualität über den Durchschnitt der Zeit weit
hinaus, namentlich alles Stillebenhafte, wie der Tisch
mit den Flaschen und Früchten, die Seidenstoffe usw.,
ist vorzüglich gelungen. Die Färbung erscheint unse-
ren Augen zwar etwas kalt. Die Aufgabe, die Licht-
wirkung in der grünen Laube wiederzugeben, überstieg
Hummels Kräfte. Als Professor der Perspektive und
Optik an der Berliner Akademie ist Hummel immer
mehr auf allerlei Künsteleien verfallen, wie seine Bilder
der Granitschale vor dem Alten Museum dartun, wo es
ihm auf die genaue Wiedergabe der Spiegelungen auf
dem glatt polierten Stein ankam. Immerhin hat die
Sonderausstellung seiner Werke, die 1924 von der
Nationalgalerie veranstaltet wurde, das Andenken
Hummels als eines außerordentlich tüchtigen, wenn
auch etwas nüchtern-klaren Malers, der nur selten
romantischen Neigungen gefolgt ist, wieder zu Ehren
gebracht.

Französisch-flämischer
Gobelin urn 1700


Sammlung

Franz H. Mever-Berlin
Auktion bei
Rudolph Lepke
Berlin

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ur den wirklichen Freunden und Kennern der
1 graphischen Kunst ist es vollkomrnen klar, daß
eine gute Porträtzeichnung, insbesondere aber eine
Porträtgraphik den Wert der heute üblichen Photo-
graphie tausendfach übersteigt.

Die Allgemeinheit ist sonst fest davon überzeugt,
daß für die Wiedergabe einer Person im Bilclc einzig die

Photographie in Betracht kommt. Sie glaubt, daß sich
das Licht nicht täuschen ließe, daß nur s o ein wirk-
lich wertvolles Dokument geschaffen werden kann.
Der Künstler wie der Kunstkenner muß dem wider-
sprechen. Das Lichtbild rst eine ganz seelenlose, eine
Zufallserscheinung, während jedes künstlerische Bild-
nis, vorausgesetzt, daß es aus der Hand eines geschick-

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