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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Septemberheft
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Bode, Wilhelm von: Das "Deutsche Museum" in Boston und die Gipssammlungen des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0015

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Herausgeber: Adolph Donafd

1./2. vSeptornberDeff

Das Xcutfcbe Dufcum’’ tn Botton

und dic Qtpsfammlungen des Kaifec=pctedcicb=Jvtufeums tn Becitn

oon

UDÜbelin von ßode

Der nachfolgende Aufsatz wurde von Exzellenz Bode
geschrieben, als wir noch nicht Kenntnis hatten von dem
bevorstehenden Festtage Professor Kuno Franckes, des
Direktors des Deutschen Museums in Boston. Professor
Francke feiert nämlich am 27. September seinen 70. Ge-
burtstag. So bedeutet heute der Aufsatz Bodes gleich-
zeitig einen Glückwunsch für Bodes hochgeschätzten
Kollegen vom Deutschen Museum in Boston.

jas Hrstarken des deutschen Geistes in den Deutsch-
Amerikanern der Vereinigten Staaten und die Be-
strebungen ihres kulturellen Zusammenschlusses in An-
lehnung an das deutsche Heimatland hatten gegen
Ende des Jahrhunderts u. a. zu dem Beschluß der Be-
gründung eines eigenen Museums deutscher Kunst in
Nachbildungen geführt. An Schillers Geburtstag 1903
wurde durch Karl Schurz das „Germanic Museum of
Harvard University“ in bescheidenen Räumen eröffnet.
Ein Katalog von der Hand seines Schöpfers Prof. Kuno
Francke, der heute noch der verdienstvolle Leiter ist,
erschien 19 Jahre darauf. Abgüsse von einer Reihe
der hervorragendsten deutschen Bildwerke aller Zeiten
waren meist durch Geschenke des deutschen Kaisers
und durch Beiträge deutscher Kunstfreunde in den Ver-
einigten Statten wie in Deutschland gestiftet; von den
Baudenkmälern Deutschlands gaben die großen photo-
graphischen Aufnahmen der Preußischen Meßbildanstalt
treffliche Anschauung von der deutschen Kleinkunst war
in den Nachbildungen der älteren Elfenbein-Skulpturen,
der Plaketten des Peter Flötner und der Meisterwerke
der Goldschmiedekunst in galvanoplastischer Wieder-

gabe eine reiche, treffliche Uebersicht gegeben. Um
diesen bedeutenden Sammlungen, die durch Vorträge
Professor Franckes dem amerikanischen Publi-
kum, namentlich den Studierenden der Harvard Univer-
sity erläutert wurden, einen ausreichenden, würdigen
Platz zu geben, wurden die Mittel gesammelt und im
Sommer 1914 der Grund zu einem eigenen Bau des
Germanic Museum gelegt. Trotz dem Weltkriege gegen
Deutschland, in den auch die Vereinigten Staaten, dank
der Lügenpropaganda der Alliierten und dem eigenen
Interesse der U. S. A. gezogen wurden, konnte das Mu-
seum nach Bestelmeyers Plänen doch langsam vollendet
und 1921 eröffnet werden. Wie sich richtiges Verständ-
nis für deutsches Wesen und deutsche Kultur jetzt in
den Vereinigten Staaten allmählich wieder verbreitet,
beweist auch das Interesse, das dieses deutsche Museum
erregt, von dessen illustriertem Katalog kiirzlich die
5. Auflage erscheinen konnte.

Die Abgüsse der deutschen Bildwerke sind nreist
von der Formerei der Berliner Museen hergestellt, deren
gute Formen seit fünfzig Jahren allmählich in ganz
Deutschland über den Originalen angefertigt worden
sind. Ihre Herstellung geschah in erster Linie, um fiir die
Berliner Museen eine möglichst vollständige Sammlung
von Nachbildungen aller hervorragenden deutschen
Skulpturen anzulegen, wie gleichzeitig von uns eine älm-
liche Samtnlung von Formen und Abgiissen nach den
wichtigsten italienischen Bildwerken in Italien herge-
stellt wurde. Wie das „Deutsche Museuin“ der Haryard
University, so haben zahlreiche andere Museen in

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