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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Septemberheft
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Weinitz, Franz: Der Merkur im Schlosse zu Homburg v. d. H.
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Waldmann, Emil: Museumsbilder auf Reisen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0025

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Es birgt aber das Homburger Schloß zwei Bronze-
werke, mit denen wir Jacobis Namen zu verknüpfen
haben: den Merkur und dann die prächtige Büste des
Landgrafen Friedrich des Zweiten über dem Tore zum
Alten Archivgebäude. Für die Büste ist Schlüter als
der Schöpfer des Entwurfes anerkannt, was den Merkur
betrifft, so liegt kein zwingender Grund vor ihn aus-
zuschließen.

Aber auch das Neue Palais bei Potsdam besitzt
einen bronzenen Merkur (in der Marmorgalerie des Erd-
geschosses) über den F. Foerster in seinem Buche
„Das Neue Palais bei Potsdam“ (Berlin, Neuer Kunst-
verlag, 1923) sich auf Seite 37 kurz so ausläßt: Merkur
nach Giovanni da Bologna, auf Ebenholzsockel mit
Messingeinlagen und vergoldeten Bronzen in der Art
Boules. (Aus der Sammlung Julienne.) Somit stammt
dieser Merkur aus dem Besitze des intimen Freundes

und Verehrers Antoine Watteaus, des Pariser Kunst-
kenners und Sammlers Jean de Julienne, f 1766. Hier
ist nun festzustellen, daß dieser Merkur, der demnach
einer französischen Werkstätte entstainmen dürfte,
der Homburger Figur überaus älmlich ist, wenn auch
einige geringe Unterschiede sich feststellen lassen. Die
Höhe beträgt ebenfalls rund 60 cm. Daß aber beide
Stücke derselben Gußform entstammen, ist doch wohl
ausgeschlossen. Ob und in wie weit Beziehungen zwi-
schen beiden Bronzen bestehen, darüber wird vielleicht
spätere Forschung Aufschluß geben können, wie auch
über die , schönen Modelle“, die Füßli erwähnt.

F. Weinitz: Joh. Jacobi, sein Leben und seine Arbeiten.
Heft 14 der Mitteil. d. Ver. f. Geschichte und Altertumsk. zu Bad
Homburg v. d. H. 1914.

F. Weinitz: Die Büste des Landgrafen Friedrich II. von
Hessen-Homburg in Tidskrift för Konstvetenskap, Lund 1922.

Thieme-Bccker: Künstlerlexikon 18, S. 245.

Mufeumsbttdet? auf Reiferi

üon

6mtl IDaldmann

I—< s finden jetzt wieder internationale Kunstausstellun-
■*—' gen statt, zu denen auch Deutsche zugelassen wer-
den; nicht nur in Venedig. Die Schweiz macht eine und
das Carnegie—Institut in Pittsburg in Amerika macht
auch eine, die gleich in drei verschiedenen Städten ge-
zeigt wird. Auch in der deutschen Presse wird mahnend
darauf hingewiesen, daß diese'Gelegenheiten benutzt wer-
den müßten, um der deutschen Kunst die ihr gebiihrende
Weltgeltung zu verschaffen (z. B. in Amerika).

Das mag ja sein. Aber man sollte die öffentlichen
Galerien damit verschonen, zu solchen Ausstellungen
Bilder herleihen zu müssen. IJie Ausstellung in Amerika
dauert ein Jahr, das macht mit Transport auf beiden
Wegen anderthalb Jahr. Kann eine öffentliche Galerie
für solange Zeit ein Meisterwerk entbehren? Ist das
Risiko nicht zu groß? Selbst wenn den Bildern kein
Unfall zustößt, Bilder werden vom Reisen nicht besser,
und keinesfalls sind die deutschen Museen dazu da, der
Arbeitsscheu und der Unwissenheit der Veranstalter
solcher Ausstellungen Vorschub zu leisten.

Die Sache liegt doch so: Amerika will eine Interna-
tionale. Kommissionen werden eingesetzt für die ein-
zelnen Länder, um das Material zu beschaffen. Der be-
treffende Beauftragte macht sich die Sache natürlich
möglichst bequem, geht in die Galerien und Ausstellun-
gen. und wor er etwas findet, was er leiden mag, notiert
er und schickt die Auforderung, diesen Liebermann oder
jenen Slevogt solle man ein bißchen durch Amerika rei-
sen lassen. Dazu wird ein Brief geschriehen, der be-
trcffende Künstler wünsche gerade durch oder jenes
Bild dort (in Pittsburg, Pennsylvania, U. S. A.) vertreten
zu sein. Natürlich, wenn er gefragt wird, sagt er ja,
denn damit ist er doch eine Sorge los.

Um konkret zu reden: Ein der Bremer Kunsthalle
gehörendes Gartenbild von Liebermann aus dem Jahre
1924, das kürzlich auf der Berliner Akademie aus-
gestellt war (dies war die vom Künstler festgesetzte Be-
dingung bei den Ankaufsverhandlungen), ist im letzten
Vierteljahr für weitere drei Ausstellungen erbeten, zwei
im Auslande, eine im Rheinlande, da zur Jahrtausend-
feier das Rheinland das Bedürfnis liatte, das Schaffen
seines treuen Sohnes Max Liebermann vorzuführen. Und
ebenso ging es mit Bildern von Slevogt, der in der Bre-
mer Kunsthalle gut vertreten ist. Die Bremer Kunst-
halle soll sich also für die Dauer eines Jahres oder noch
länger einiger Hauptbilder berauben, und um der
Museumsleitung den Entschluß zu erleichtern, wird ihr
höflich dazu geschrieben, in Bremen sähen das Bild ja
doch nicht viele Leute. Dies geht entschieden zu weit.

Natürlich ist zu wünschen, daß, wenn Deutschland
auf einer internationalen Ausstellung vertreten ist, es
möglichst glänzend vertreten sei. Aber Liebermann und
Slevogt stehen mitten im Schaffen, und in Museen ist
nur ein Bruchteil, ein Zehntel, ein Zwanzigstel ilires
Oeuvres aufbewahrt. Das weitaus Meiste dagegen be-
findet sich in Privatbesitz. Hier müßten die Veranstalter
der Ausstellung suchen, wenn schon von den Künstlern
selbst nichts zu haben ist. Und wenn die Ausstellung
wirklich so wichtig ist, wie die Aussteller meinen und
behaupten, läßt sich mit Privatsammlern vorankommen.
Als während des Krieges vom Reich im neutralen Aus-
lande deutsche Kunstausstcllungen gemacht wurden, um
gegen die französische Kulturpropaganda Panier aufzu-
werfen, waren die Privatsammler zur Stelle und auch
einige Museen, weil damals in Deutschland wirklich liur
wenige Menschen in die Museen gingen, nnd weil damals

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