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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Januarheft
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Wilhelm von Bodes 80. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0227

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UOÜbelm oon ßodes 80* Qebut’tstag.

Dte feieü am 10. Desembet? 1925-

Der 80. Qeburtstag Wilhelm von Bodes ist von der inter-
nationalen Kunstwelt in feierlichster Weise begangen worden und
die Feier zeigte, welcher Verehrung der große Kunstforscher una
unvergleichliche Museumsorganisator in der ganzen Welt genießt.
Bode sind viele große Ehrungen zuteil geworden.

Ftir das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin war der 10. De-
zember ein ganz besonderer Tag. Lorbeerbäume standen in den
Räumen, welche die Arbeitsstätte unseres Bode sind, und
zwischen Lorbeeren waren auch die vielen kostbaren Geschenke
aufgestellt, die ihm zu seinem Ehrentage von seinen Verehrern aus
aller Welt gestiftet wurden, und über die Bode selbst im heutigen
„Kunstwanderer“ spricht.

Allen, die bei dieser Feier waren, wird sie unvergessen sein.
Mit bewunderungswürdiger Frische erwiderte Exzellenz Bode die
vielen Ansprachen, die von den Museumsforschern und Korpora-
tionen gehalten wurden, und bei all der Ergriffenheit, die ihn oft
überkam, fand er doch immer ein geistreiches Wort, einen witzigen
Einfall aus seinen Lebenserinnerungen. Der erste Gratulant war
der Generaldirektor der preußischen Staatsmuseen, Geheimrat Dr.
ü 11 o v. F a 1 k e. Er war mit sämtlichen Direktoren der Museen
erschienen und überreichte ihm ein bei G r o t e herausgegebenes
Prachtwerk, in welchem die bedeutendsten Erwerbungen
Bodes aus der Zeit seiner fiinfzehnjährigen Generaldirektion in
hervorragenden Tafeln verewigt sind. In seiner Ansprache wür-
digte der Generaldirektor die unvergleichlichen Verdienste v. Bodes
um die Berliner Museen und um die Museumsarbeit. ,,Sie haben“,
sagte Geheimrat v. Falke, „unseren Beruf v e r g e i s t i g t.“ Ge-
heimrat v. Falke sagte auch seine Glückwünsche im Namen der
Deutschen Gesellschaft für Kunstwissenschaft,
zu deren eifrigsten Förderern Bode seit ihrer Gründung zählt. Nach
der Gratulation der Museumsdirektoren erschienen die Kustoden
der einzelnen Museen, dann die über- und Unterbeamten, die Diener
und die Arbeiter. Allen dankte Wilhelm v. Bode in herzlichster
Weise.

Hierauf traten Geheimrat Universitätsprofessor Dr. Adolf
Goldschmidtt und Geheimrat Dr. Theodor W i e g a n d vor
und überreichten Wilhelm v. Bode eine Adresse der Akade-
mie der Wissenschaften, die Bode zu ihrem E h r e n -
m i t g 1 i e d e ernennt. Geheimrat Goldschmidt wies auf die un-
vergleichlich vielseitigen Verdienste hin, die der Schöpfer des
Kaiser-Friedrich-Museums und der große Kunstforscher der Wis-
senschaft geleistet habe. Im Namen der Deutschen Orient-
gesellschaft erschienen Exzellenz T h i e 1 m a n n , Dr. James
S i m o n , Franz v. M e n d e 1 s s o h n und Exzellenz S c h m i d t -
ütt, um die Glückwünsche darzubringen. Für den Kaiser-
Friedrich-Museumverein, dessen Gründer Wilhelm v.
Bode ist und der zur Entwicklung des Bodeschen Museums außer-
ordentlich beigetragen hat, sprach Exzellenz Schmidt-Ott die Glück-
wünsche der Mitglieder aus und überreichte Bode eine m a r -
m o r n e Porträtbüste des französischen Meisters H o u d o n , der
den Balten Wittinghof darstellt. Es ist ein künstlerisch bedeutsames
üeschenk, das hier dank der Üpferwilligkeit des Museumsvereins
dem Museum zufällt.

Die Reihe der Gratulation der Körperschaften unterbrach der
italienische Botschafter Graf Bosdari, der mit
seinem Neffen gekommen war, um Bode fiir die großen Verdienste
zu danken, die er sich um die wissenschaftliche Bearbeitung und
Propagierung der italienischen Kunst erworben hat. Bode ist ja
auch, wie man weiß, der Gründer des K u n s t h i s t o r i s c h e n
Instituts in Florenz, das in Berlin einen Zweigverein hat,
dessen Vorsitzender Exzellenz Lewald ist. Ftir das Kunsthistorische
Institut nun sprach Exzellenz Lewald, indem er eine Adresse
des Instituts und eine zum Bode-Tag erschienene Denkschrift iiber-
gab. Er erinnerte daran, daß selbst in Zeiten der größten Not, naclr
dem Kriege, es Wilhelm v. Bode gewcsen ist, der das Institut für
uns gerettet hat. Schon vor Locarno, sagte Exzellenz L.ewald, habe
Bode hier im Geist von Locarno gewirkt. Gestern und heute,
sagte ferner Exzellenz Lewald, seien zu Bodes Ehren Feierlichkeiten

in Florenz, und ihnen schließe sich dankbar die Hertziana in
Rom an, in der Professor Steinmann und seine Mitarbeiter des
heutigen Tages in würdigster Weise gedenken.

Unter den iibrigen Gratulanten befanden sich der Direktor der
Gemäldegalerie Dresden, Dr. Hans P o s s e , der Direktor des
Kupferstichkabinetts Dresden, Dr. Zöge v. Manteuffel, der
Generaldirektor der Leipziger Museen, Professor Richard Graul,
Professor B a c k von den Darmstädter Museen und andere Mu-
seumsdirektoren aus dem Reiche. Fiir die vereinigten staatlichen
Hochschulen der Kiinste waren Direktor Professor Bruno Paul
mit seinem Stellvertreter Professor G e r s t e 1 und Professor Emil
0 r 1 i k gekommen, um Bode die vom Ministerium bewilligte Er-
nennung zum ersten Ehrenmitglied der staatlichen
H o c h s c h u 1 e n mitzuteilen. Sodann erschien der Präsident der
Akademie der Künste, Professor Max Liebermann
mit dem Sekretär der Akademie Professor Amers'dorffer,
um Bode zu begliickwiinschen. Die Akademie hat Bode einstimmig
zu ihrem Ehrenmitglied gewählt und der Minister für Wis-
senschaft, Kunst und Volksbildung hat diese Wahl bestätigt. „Die
Akademie der Künste,“ sagte Liebermann, „möchte durch Ihre
Wahl zum Ehrenmitgliede ihrer Genossenschaft ihren bescheidenen
Dank zum Ausdruck bringen fiir das, was Sie fiir sie geleistct
haben; fiir die Kunst schlechthin ohne jedes Beiwort. Von Beginn
Ihrer glorreichen Laufbahn erkannten Sie, daß nur das Lebendige in
der Kunst die Kunst ausmacht, und es ist kein Zufall, daß die
erste Ihrer Publikationen oder wenigstens eine der ersten Frans
H a 1 s galt, dem Meister, der das Leben am umnittelbarsten dar-
gestellt hat. Das Studium von Frans Hals und Rembrandt brachte
Sie zu der Erkenntnis, die Goethe in die Worte faßt: „Das Natu-
ralistische ist das wahre Ideelle.“ Für die P r e u ß i s c h e S t a a t s-
b i b 1 i o t h e k gratulierte Generaldirektor Dr. K r u i s.

Der Verband der Berliner Kunstkritiker gratulierte
durch eine Abordnung, deren Sprecher der Vorsitzende Dr. Max
Osborn war, der Verband des deutschen Kunst-
nnd Antiquitätenhandels durch Julius B ö h 1 e r (Mün-
chen) und Dr. Fritz R o t h m a n n (Berlin), der eine in der Art der
frühen illuminierten Manuskripte gehaltene Adresse des Verbandes
iiberreichte. Große Aufmerksamkeit erregte dann die h o 11 ä n -
dische Deputation: der berühmte holländische Kunst-
forscher Dr. Hofstede de Groot brachte die Glückwünsche
der holländischen Kunstwelt dar, und der Direktor des Rijks-
museums in Amsterdam Dr. S c h m i d t - D e g e n e r hatte den
Auftrag, Bode die Gratulation der holländischen Regie-
r u n g zu iiberbringen. Bode erkundigte sich selbstverständlich
nach dem Stand der Neuordnung im Rijksmuseum und meinte, als
der Direktor bemerkte, er habc noch Schwierigkeiten, lächelnd:
,,Da helfe ich mit“. Denn Bode hat die Absicht, im kommenden
Sommer wieder nach seinem geliebten Holland zu fahren. Aus
Wien brachten Hofrat Dr. Gustav Glück, der Direktor der
Gemäldegalerie, und sein Assistent Dr. B a 1 d a ß die Glückwünsche
der Wiener Museen mit.

An die große Feier im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin
schloß sich im Heim Wilhelm v. Bodes in der Uhlandstraße eine
intimere Feier, bei der Frau Exzellenz Bode, die drei Töchter dcs
Achtzigjährigen und seine beiden Schwiegersöhne, Professor
B r u n s und Dr. R i e m p a u , die Honneurs machten. Die Zahl
der eingetroffenen Gliickwunschdcpeschen und brieflichen Gratula-
tionen ging in die Tausende.

*

Der Reichspräsident sandte das nachstehende Glück-
wunschschreiben:

Sehr verehrte Exzellenz!

Zu Ihrem 80. Geburtstage seude ich Ilmeu iu dankbarcr An-
erkennung Ihrer unvergänglichen Verdienste als Kunstforscher
und Organisator der Berliner Museen meine herzlichsten Gliick-
wiinsche in der Hoffnung, daß Ihr Wissen und Ihre Arbeit dem
deutschen Kunstleben noch lange erhalten blciben und Sic aucli
künftig in der Fortsetzung Ihrer Arbeit die schönste Befriedigung

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