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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2.Juliheft
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Nonn, Konrad: Methoden der Kunstbetrachtung und Erfahrungswissen
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Pazaurek, Gustav Edmund: Deutsche Fayencekultur: Bemerkungen zu dem neuen Werk von Ed. Fuchs und P. Heiland
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0497

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sproehen. So nimmt Worringer für sich in Anspruch,
daß der Historiker sich bei seinen „Intuitionen“ seinen
„divinatorischen Fähigkeiten“ überlassen müsse. Da die
Ergebnisse Worringers und Galls nur in der Verneinung
der Ergebnisse des Erfahrungswissens bestehen, ist es
ersichtlich, wie unfruchtbar die ausschließliche Verwen-
dung des Wortspieles ist. Man spinnt Märchen um die
Gotik, ähnlich wie sie von anderen Liebhabern um die
ägyptischen Pyramiden gesponnen wurden. Bereits
Schaefer sprach sich in dem oben schon zitierten Auf-
satz über diese Methode folgendermaßen aus: „Nur in
Werken, die einen weiteren Leserkreis vor Augen
haben, wird die — der konstruktiven — entgegen-
gesetzte Anschauung von dem in einer geknickten
Bogenlinie verkörperten Aufschwung der Seele zu Gotr
zum Teil noch aufrecht erhalten, vielleicht nicht ohne

einen gewissen Nutzen, da auf diese Weise die wün-
schenswerte Begeisterung für den Gegenstand einem
größeren Publikum wolil leichter vermittelt wird, als
durch Vorführung trockener technischer Erörterungen
geschehen kann ... In der kunstgeschichtlichen
Literatur ist, soweit dieselbe sich an Architekten und
Kunstkenner wendet, ein Buch, welches andere Wege
vertreten wollte, gar nicht mehr möglich.“

Angesichts der Veröffentlichungen Worringers und
Galls müssen wir einen bedauerlichen Irrtum in der Vor-
anssicht Schaefers feststellen. Die Verbreitung dieser
Methode ist vielmehr eine so verhängnisvolle geworden,
daß deutlich dagegen Stellung genommen werden muß,
anderenfalls würde das notwendige sachliche Zusam-
mengehen von Baukunst und Geschichtswissenschaft
eine empfindliche Störung erleiden.

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Bemerkungen zu dem neuen LÜerk nori 6d. pucbs und p. fiei(and

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Qußao 6- Pasaupck

| ie Wortkombinationen mit „Kultur“ sind allmäh-
lich ebenso abgegriffene Münzen geworden wie
die Versicherung, daß alles eine „Seele“ haben müsse.
Wenn das neue Werk, das eben im Miinclmer Verlag
von Albert Langen erschienen ist, die „Seele der deut-

wesen treibt, charakterisiert schon ein wenig die Luft,
die uns aus dem neuen Buche entgegenatmet.

Der Berliner Kulturhistoriker Dr. Ed. Fuchs, der
sich um die erotische Literatur zweifellos die größten
Verdienste erworben hat und auf diesem Gebiete eine

Fuchs-Heiland, „Die deutsche Fayence-Kultur“, Tafcl 103e: Schildkröte. Verlag Albert Langen, Miinchen

schen Eayence“ hieße, müßte man deswegen kaum ein
Wort im I'ext ändern. Daß aber beides in der wissen-
schaftlichen Literatur mit Recht vermieden wird und
lediglich in feuilletonistischen Darstellungen sein Un-

staunenswerte Material- nnd Quellenkenntnis besitzt,
hat in den letzten Jahren eine neue Liebe in seiner
Brust entdeckt: die Keramik, und veröffentlichte zn-
nächst Bücher über die chinesische Tangplastik des 7.

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