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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Juniheft
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Bülow, Joachim von: Kunst und Baumarkt
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Schmidt, Robert: Hanauer Fayencen: zu den Neuerwerbungen des Hanauer Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0448

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Die Beiebung des Kunstmarktes mit Staffeleibildern
kann erst dann kommen, wenn sich der Kunst auf dem
Baumarkt wieder ein neues Lebensfeld eröffnet.

Praktisch liegen die Schwierigkeiten hier noch darin,
daß, wie schon erwähnt, der Bauherr nur an die ganz
kaufmännisch eingestellten Malerfirmen herantritt, und
diese entweder gar nicht den Willen haben, künstle-
rische Qualität zu berücksichtigen, oder glauben, daß
es bereits ein Zeichen von Rücksicht auf die Kunst wäre,
wenn sie irgend eine Ansichtskarte durch ihre Gesellen
auf die Wand vergrößern lassen. Daß sie mit einem
wirklichen, wie sie sagen akademischen Maler zusam-

mengehen, ist eine große Ausnahme, und daß sie es nicht
tun, liegt in erster Linie an uns Malern, die wir jene oben
gerühmte Verachtung gegen das Handwerk gern zur
Schau tragen.

Dieser Widerstand der Malerfirmen kann überwun-
den werden, wenn einerseits die Bauherren den guten
Willen hierzu zeigen, anderseits der Staat, der schließ-
lich als Förderer des Baumarktes mit einigen hundert
Millionen Ansprüche geltend machen kann, sich daran
erinnert, daß die Kunst auch zu den förderungswerten
Erscheinungen gehörl, -and dem Baumarkt Bedinguugen
in dieser Richtung stellt.

Hanauer Krüge
mit bunter
Scharffeuermalerei
auf mangangespritztem
Grund

Anfang 18. Jahrh.

Im Besitz
des

Hanauer Museums

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J ie Schönheit der deutschen Fayence ist erst ver-
hältnismäßig spät entdeckt worden. Ihrer wissen-
schaftlichen Erforschung stellten sich große Schwierig-
keiten entgegen, die auch heute noch längst nicht über-
wunden sind. Abgesehen von den Forschungen, die
Justus Brinckmann in seinem „Führer durch das Ham-
burgische Museum für Kunst und Gewerbe“ und in
seinen Jahresberichten veröffentlichte, wurden uns erst
in den Jahren 1920 und 1921 die beiden Handbücher von
Stoehr und von Riesebieter beschert, an denen wir nun
gute Leitfäden durch das Labyrinth der unzähligen
deutschen Fayencefabriken besitzen. Während fast
allen deutschen Porzellanmanufakturen bereits ein-
gehende und vielfach voluminöse Monographien gewid-
met wurden, ist das bei der Fayence bisher nur bei einer
einzigen Fabrik der Fall: 1913 erschien der reich illu-
strierte und mit größtem Fleiß gearbeitete Band über
die „Hanauer Fayence“, den Ernst Zeh verfaßt hat.

Seitdem ist die Liebe zu diesem Sondergebiet des deut-
schen Kunstgewerbes ständig gewachsen; die Museen
suchten besonders gute Stücke zu erwerben, wenn sie
nicht aus lokalen Gründen die Produktion bestimmter
Fabriken planmäßig auszubauen versuchten, und nach
beiden Richtungen machte ihnen die große Zahl der
Privatsammler erhebliche Konkurrenz. Ein prächtiges
Zeugnis der zielbewußten Tätigkeit der Privatsammler
war die im Sommer 1925 vom Frankfurter Kunstge-
werbemuseum veranstaltete Sonderausstellung, die le-
diglich aus deutschem Privatbesitz über 800 der besten
mittel- und süddeutschen Fayencen vereinigte. Auf
dieser Ausstellung war ein großer Saal den beiden
Schwesterfabriken Hanau und Frankfurt vorbehalten
worden, und die künstlerische Eigenart und Ueberlegen-
heit dieser beiden frühesten deutschen Manufakturen
kam hier in schlagender Prägnanz zur Anschauung.

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