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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Februarheft
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Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Farbkunde und Papierfärbung / Kunstdiebstähle / Amerikas Kunstleben / Englische Kunstschau / Dänische Architektureindrücke / Neue Kunstbücher / Kleine Kunstchronik / Anzeigen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0276

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Am 23. und 24. Februar findet in Rud. Lepke’s Kunst-
Auktionshaus eine Versteigerung von Antiquitäten statt. Den
Hauptstock der Versteigerung bildet eine Berliner Privatsammlung
von Arbeiten der Keramik und der Kleinkunst. Unter
den Porzellanen befinden sich namentlich hervorragende Herold-
arbeiten und eine Anzahl Walzenkrtige, wobei ein friiher Meißener
Krug mit eigenartiger chinesischer Malerei und ein 1726 datierter
Hausmalereikrug die interessantesten sind. Vorwiegend aus Wal-
zenkrügen besteht auch die Fayence-Sammlung. Neben Niirnber-
ger und Erfurter Arbeiten nennen wir auch zahlreiche Berliner
Stiicke. Gute Böttgerarbeiten und Kreußener Kriige schließen sich
an. Von Kleinkunst sind Miniaturen, französische und Genfer Gold-
dosen, goldene Rokoko-Taschenuhren u. a. m. da. Auch unter den
Gläsern der Sammlung befinden sich ausgezeichnete Arbeiten, am
schönsten sind zwei schlesische Pokale und ein Potsdamer Riesen-
pokal.

Sonst kommen selir gute M ö b e 1, Barockschränke, eine
prachtvolle Barock-Standuhr aus dem Stadtschloß zu Potsdam,
Kommoden, Tische, Sitzmöbel, ferner reizende Silberarbeiten des
18. Jahrhunderts und ein flämischer Gobelin des 17. Jahrh. zum
Ausgebot. Zu der eingangs genannten Sammlung gehören auch
eine Anzahl guter G e m ä 1 d e alter Meister, dabei ein ausgezeich-
neter signierter jüngerer Pieter Brueghel „Bauerntanz“ und ein
sehr schönes ebenfalls 1604 signiertes Bild „Das goldene Zeitalter“
von Abraham Bloemaert, außerdem eine Reihe guter holländischer
Meister des 17. Jahrhunderts. Die Ausstellung ist geöffnet am
Sonntag, den 21. und Montag, den 22. Februar (10—2 Uhr).

Am 2. März d. J. findet in Rud. Lepke’s Kunst-Auktions-
Haus die Versteigerung der Sammlung Franz H. Meyer
Berlin statt. Das Hauptgewicht liegt auf den M ö b e 1 n und
T e x t i 1 i e n. In der ersteren Gruppe befinden sich ein außer-
ordentlich reich geschnitzter holländischer Renaissance-Schrank,
datiert 1645, zwei schöne spanische Renaissance-Kabinettschränke.
der eine reich belegt mit Grotesken-Reliefs in Buchsschnitzerei,
eine Reihe deutscher und holländischer Kabinette des 16. bis 18.
Jahrhunderts, Truhen, schöne Sitzmöbel der italienischen Renais-
sance u. a. m. Besonders schön ist auch eine große Barockkom-
mode im reichsten Laub- und Bandwerkdekor aus Zinneinlagen.
Unter den sechs Gobelins sind ein Briisseler mit Putten im Walde,
vorwiegend aus Seide gewirkt, ein ebensolcher großer Wand-
teppich mit Badeszene, eine flämische Verdiire — Waldpartie mit
großen Blumen im Vordergrund — in prachtvoll leuchtenden Far-
ben, alle mit schönen Borten, besonders zu erwähnen. Interessant
ist auch ein Beauvais-Gobelin mit drei Jägern im Walde von star-
ker farbiger Wirkung. Von den Teppichen nennen wir neben neu-
eren Perser Teppichen von der allerfeinsten Qualität mehrere
schöne Gebetteppiche (Jordes) des 17. Jahrhunderts, sowie einen
alten Uschak. Eine Anzahl guter Holzplastiken — Gotik und Re-
naissance — und schöne Elfenbeinschnitzereien machen den Be-
schluß. Einen großen Reiz hat auch der vortreffliche Bestand an
alten Gemälden verschiedener Perioden. Zwei gute ältere Fltigel
der Wiener Schule um 1520, eine altspanische „Himmelfahrt
Christi“ und ein gutes Leidener Tryptichon präsentieren die ältere
Zeit. Dann folgt eine Reihe guter holländischer Bilder, insbesondere
qualitätvolle Stilleben. Den Hauptbestand bilden die Porträts,
sowohl solche der klassischen italienischen Periode, als insbeson-
dere eine größere Zahl der prächtigen dekorativen Meister des
18. Jahrhunderts. Auch einige ausgewählte moderne Bilder, be-
sonders Landschaften von Cameron, Gilsoul u. a. fehlen nicht.

*

Paul Cassirer bereitet gemeinsam mit Hugo Helbing
für den Monat März eine Reihe von Auktionen vor. Mitte März
gelangen Kunstgegenstände aus ehem. Königlich Sächsischen Be-
sitz im Auftrag des Hauses Wettin albertinische Linie zur Ver-
steigerung, in der Hauptsache C h i n a p o r z e 11 a n aus den
Beständen des Dresdener Johanneums. An diese Versteigerung
schließt sich eine Auswahl von Kunstgegenständen aus Gräflich

Brühlschem Besitz: französische Möbel des 18. Jahrhunderts,
Rüstungen des 16. Jahrhunderts, frühes Meißner Porzellan, darunter
mehrere Augustus Rex-Vasen usw., sowie ein Sammlung von ca.
40 orientalischen Teppichen des 16. bis 18. Jahrh. aus Berliner
Privatbesitz. Ende März folgt eine Versteigerung von Gemälden
alter und neuer Meister, in der Hauptsache Holländer des 17
Jahrh. aus der Fideikommisgalerie des Hauses Braun-
s c h w e i g - Lünebur g. Es handelt sich um Bilder, die jahr-
zehntelang im Provinzialmusemn in Hannover öffentlich ausgestellt
waren.

Kölru

Am 23. Februar versteigert das Kunstauktionshaus Matli.
Lempertz die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus be-
kannte M ü n z e n s a m m 1 u n g des verstorbenen Herrn F. v a n
V 1 e u t e n , Bonn. Der Verstorbene, ein Münzenkenner von Rang
und ein Sammler echtester Prägung, pflegte mit besonderer Freude
und Vorliebe das Gebiet der römischen Bronzemtinzen, die er stets
mit Stolz befreundeten Sammlern und Numismatikern, die ihn ge-
legentlich besuchten, vorführte; die schönsten und besten dieser
Stücke sind in den Rheinlanden gefunden worden. Eine besondere
Liebhaberei van Vleutens waren Quinare und Restitutionsmünzen
des Galienus, die in der Sammlung denn auch reichlich vertreten
sind. Auch unter den römischen Goldmtinzen und Denaren finden
sich erste Seltenheiten. Den Glanzpunkt der Sammlung jedoch
stellt das silberne Medaillon des Gordianus III. dar, das bisher nur
in diesem einen Exemplar bekannt ist (siehe Abbildung). Nicht
weniger wichtig ist die Serie der Postumus-, Victorinus- und Tetri-
cus-Münzen, aus rheinischen Funden stammend, meist unediert
oder doch von großer Rarität. Einige davon sind hier abgebildet.
Auch die Griechen sind in der Sammlung reich vertreten, bemer-
kenswert wegen ihres Stiles und ihrer Erhaltung. Ferner findet sich
unter den rheinischen Mittelalter-Münzen viel Beachtliches.

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Die Firma C. G. B o e r n e r teilt uns mit, daß sie in der ersten
Woche des Mai eine der schönsten Kupferstichsammlungen alter
Meister versteigert, die e.s in deutschem Privatbesitz gibt. Es
handelt sich um die Sammlung, die der im vorigen Jahr verstorbene
Herr Dr. C. Gaa in Mannheim hinterlassen hat. Dr. Gaa
sammelte seit ungefähr 15 Jahren und hat in dieser Zeit unter Auf-
wendung großer Mittel und mit einem Sachverständnis und Quali-
tätssinn, wie sie in Deutschland nicht häufig sind, eine umfassende
Sammlung der besten alt enGraphik des 15., 16. und 17. Jahrhunderts
zusammengebracht. Daa pflegte die großen Versteigerungen dieser
Zeit, in der so vieler Kunstbesitz auf den Markt gekommen ist,
persönlich zu besuchen und dabei in temperamentvollster Weise
sich das Beste auszuwählen, was er ftir seine Sammlung brauchte.
Ein Auktionskäufer, der wußte, daß bei solchen Gelegenheiten das
Beste nie zu teuer ist, und der selten von einem Stück abließ, das
er sich zu kaufen vorgenommen hatte. In der Sammlung, die von
allen Hauptmeistern reichhaltige Serien enthält, ist die kostbarste
Partie zweifellos ein Rembrandt-Werk von ca. 150 Blättern,
darunter große und seltene Hauptblätter. Mit besonderer Liebe hat
Gaa die Frühdrucke Ostades gesammelt. Der Katalog,
der im März erscheint, wird von einer Vorrede von Herrn Geheim-
at Lehrs in Dresden eingeleitet.

Tvtüncberu

In der Galerie Hugo Helbing gelangt am 18. Februar 1926
unter anderem auch die Gemäldesämmlung des verstorbenen Vor-
standes der Augsburg-Nürnberger Maschinenbaugesellschaft, des
Herrn Geh. Justizrates Dr. E. G u g g e n h e i m e r , Berlin, zur
Versteigerung. Es handelt sich bei der Sammlung Guggenheimer
sowohl wie auch bei den aus anderem Besitze zur Versteigerung
gelangenden modernen Gemälden durchweg um solche, deren Aus-
wahl mit gutem Verständnis getroffen wurde; die nachstehenden
Namen legen hiervon Zeugnis ab: H. v. Bartcls, F. Bamberger,
H. Best, J. Bosboom, C. Ebert, H. Engel, W. Firle, A. Geist, J. v.
Gietl, O. Gebler, E. v. Grützner, N. Gysis, S. Flabenschaden, E. Har-

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