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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1/2. Juniheft
DOI Artikel:
Voss, Hermann: Die Neuordnung der italienischen Gemälde im Kaiser-Friedrich-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0443

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jie kürzlich durchgeführte Neuordnung der italieni-
schen Säle im Kaiser-Friedrich-Muse.um ist von
der Raumnot, unter der gleich vielen anderen Abteilun-
gen auch die Gemäldegalerie leidet, erzwungen worden.
In ihrer jetzigen Form kann sie nicht als etwas Bleiben-
des angesehen werden, sondern als ein Provisorium,
dessen Lebensdauer von dem Termin der Fertigstellung
des Neubaues abhängig ist. Allerdings scheint es, als
ob auch das Freiwerden einiger Kabinette und Säle
(durch die Ueberführung der alten deutschen und nieder-
ländischen Bilder in das Deutsche Museum) ein Haupt-
charakteristikum der jetzigen Neuaufstellung nicht än-
dern werde, nämlich die nach modernen Begriffen sehr
starke Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Be-
hangflächen. Wenn wir auch die früher allgemein übliche
„Pflasterung“ der Wände keinesfalls wieder einführen
werden, so gibt es doch immerhin zwischen den beiden
Extremen einen Mittelweg, der, wenn auch heute von
uns aus Notwendigkeit eingeschlagen, sich doch mög-
licherweise im Laufe der Zeit als durchaus erträglich
und gangbar herausstellen wird.

Die weiträumige und häufig nur einreihige Anord-
nung der Bilder ist von den Sammlungen neuerer Male-
rei ausgegangen und hat sich dann allgemein auch in den
historischen Gemäldegalerien (ich nenne nur Dresden
und München) eingebürgert und zweifellos Vieles, was
früher durch zu enge Hängung erdrückt worden war,
besser zur Geltung gebracht. Aber das von der moder-
nen Kunst auf Isolierung der verschiedenartigen farbi-

gen Valeurs und der individuellen geistigen Welten ein-
gestellte Auge unterschätzt vielfach die weit stärkere
dekorative und geistige Kollektivität, beispielsweise der
italienischen Kunstwerke des 16. bis 18. Jahrhunderts,
denen durch allzu lockere Hängung durchaus kein Ge-
fallen geschieht, sondern die, in richtiger Weise zu dyna-
mischen Gruppen zusammengefaßt, im Gegenteil erst
richtig zu ihrer Wirkung gelangen.

In der Gemäldegalerie des Kaiser-Friedrich-Muse-
ums hat die unerwartet starke Vermehrung des Bestan-
des durch Neuerwerbungen dazu geführt, die ursprüng-
liche durchweg lockere Hängungsweise im Laufe der
Jahre immer mehr, allerdings nicht in gleichmäßiger
Weise, zu verdichten. Während z. B. die Kabinette der
holländischen Schule schon seit längerer Zeit so stark
gefüllt sind, daß hier für Neuerwerbungen auch nicht das
bescheidenste Plätzchen mehr zu finden ist, war den
italienischen Sälen des 15. und 16. Jahrhunderts bisher
eine Ueberfüllung erspart geblieben; durch Freiwerden
einiger Räume im Schloß konnte sogar ein Teil der Bil-
der gewissermaßen als Studiensammlung abgezweigt
werden, wodurch dann den übrigbleibenden Gemälden
eine besonders weitmaschige Hängung zuteil wurde.

Allein die Aufteilung der in ihrer Vielseitigkeit,
Qualität und schulmäßigen Vollständigkeit vorbildlichen
Quattrocento- und Cinquecento-Sammlung hatte —
liamentlich infolge der räumlichen Abgelegenheit der als
wirkliche Studiensammlung kaum anzusprechenden
Räume im Schloß — schwerwiegende Nachteile.

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