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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1./2. Oktoberheft
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Bode, Wilhelm von der: Die Entwicklung der Museumsbauten für Kunst- und Kultur- Sammlungen in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0063

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l-cesondere Museumsbauten zur Aufstellung von

Kunstwerken, die auch dem Publikum zu freier Be-
sichttgung geöffnet werden, sind eine Neuerung des
vorigen Jahrhunderts. Die „Kunstkammern“ hat schon
die Renaissance gekannt und grade besonders kultiviert.
Cdeichzeitig begann man auch, die Bilder zusammen auf-
zustellen ; dies geschah nur in den Palästen der Besitzer,
die dabei keineswegs auf architektonische Anordnung
oder dekorative Wirkung ausgingen; die Wände wur-
den vielmehr mit den Gemälden bis an die Decke hinauf
förmlich gepflastert. In Deutschland hatten namentlich
die Schlösser in Düsseldorf, Dresden, Potsdam, Gassel,
Salzdahlum u. a. m. solche „Galerien“.

Das Vorbild für unsere modernen Kunstmuseen
wurde aber erst das Musee Napoleon, fiir das der Korse
die Kirchen und Schlösser plünderte, die er erreichen
konnte. Schon gleichzeitig hatte Friedrich Wilhelm III.
die ersten Entwürfe für ein Museum durch Schinkel
machen lassen, während der Kronprinz Ludwig von
Bayern die Sammlungen vervollständigte, für deren
Aufstellung in München er die Pläne entwarf. Im Jahre
1830 wurde Schinkels Museum eröffnet, das jetzt als das
„Alte Museum“ bezeichnet wird; im gleichen Jahre
1830, wurde von Klenze die Glyptothek und 1836 die
Alte Pinakothek in München fertiggestellt. Für die Bil-
derräume war in Berlin durchweg Seitenlicht, in Mün-
chen für die großen Säle Oberlicht und nur für die Ka-
binette Seitenlicht gewählt. Diese doppelte Beleuch-
tungsart ist seither in Deutschland fast allgemein inne-

gehalten worden, während das Louvre in Paris und
abhängig davon fast sämtliche Galerien in Frankreich
und England alle Räume ausschließlich mit Ober-
licht versehen sind. Auch Amerika hat sich bisher bei
seinen Museumsbauten dem französischen Vorbilde an-
geschlossen; erst die zur Zeit dort im Bau befindlichen
Museen haben neben den Oberlichtsälen die in Deutsch-
land bewährte Beleuchtung der Kabinette durch das
schärfere Seitenlicht vorgesehen.

In jenen älteren Museumsbauten Deutschlands war
in der Regel das Obergeschoß für die Gemälde, das
Untergeschoß für die antiken Bildwerke bestimmt. Erst
allmählich begann man auch Kunstwerke anderer Art
zu berücksichtigen. In Berlin führte die Ausbeute der
Lepsius’schen Expedition nach Aegypten zu einem An-
bau an das Schinkelsche Museum, das seither als das
Neue Museum bezeichnet wird. Außer den ägyptischen
Sammlungen, die darin im Erdgeschoß in einer damals
nicht ungeschickten Weise aufgestellt wurden, hatten im
Hauptgeschoß die teilweise neugeschaffene Sammlung
der Gipsabgüsse, im Obergeschoß die Kupferstiche uud
Handzeichnungen sowie die Sammlungen der alten
Kunstkammer Platz gefunden. Der Bau war dadurch
leider verfehlt, daß sich die Ausstellungsräume um
ein sehr großes Treppenhaus gruppierten, worin der Er-
bauer Stüler einen Entwurf seines Lehrers Schinkel für
einen russischen Kaiserpalast in der Krim frei kopiert
hat. Im Hauptgeschoß waren die Säulenhallen wenig ge-
eignet für die Aufstellung der Gipsabgüsse. Im Ober-

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