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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1/2. Februarheft
DOI Artikel:
Holzhausen, Walter: Neuerwerbungen des Grünen Gewölbes zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0262

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JHeucctüecbungen des öeünen Qeu^ötbes zn Deesden

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l| as Grüne Gewölbe zu Dresden hat einige Neu-
erwerbungen zu verzeichnen, die seine Gruppen
Sächsischer Metallarbeiten des XVI., XVII. und XVIII.
Jahrhunderts geschickt ergänzen. Bisher gaben vier
Gold-Medaillen, zum Teil in Verbindung mit Gold-
schmiedearbeit den Beleg für die einheimische Medail-
lenkunst. Eine mit dem Porträt der Kurfürstin Sophie
(vgl. Abb. 1), die vielleicht 1582 1) zu ihrer Hochzeit mit
Christian 1. von Sachsen entstanden ist, hängt an einer
Kette mit durchbrochener, emaillierter Rollwerk-
arbeit. 2 3) Eine andere mit der Signatur des Tobias
Wolf 1583 zeigt sie noch in ihrem Brautschmuck. Der
Revers trägt einen Engel mit kompiiziertem Wappen 2)
und den Wahlspruch der Fürstin: HILF DU HEILIGE
DREIFALTIGKEIT. Später wird sie auf einem Stück,
dessen Revers 1589 datiert ist, und das vielleicht an-
läßlich der Geburt des Prinzen August gefertigt wurde,
in der Frauenhaube dargestellt. Es sitzt in einer rah-
menden Goldfassung und seine überfläche verrät eine
Ueberarbeitung durch das Handwerkszeug des Gold-
schmieds; die Halskrause ist weiß emailliert, das Kleid
mit schwarzem Email und ausgespartem Goldgrund
aufs feinste ornamentiert. 4 5) Die Fassung in c-förmigem
Rollwerk hat neben den Farben die minutiöse
Technik, die in den Jahren 1590—1615 für Dresdner
Arbeit typisch ist und mit dem Namen des aus Nürn-
berg hierhin übersiedelten Gabriel Gipfel allgemein und
vorläufig in Verbindung gebracht wird. Da Tobias
Wolf gleichzeitig Goldschmied war, könnte sie auch
von ihm herrühren. Sehr ähnlich umrahmt — die
Arbeit ist von derselben Hand — ist die Medaille
Christian’ II. Auch sie ist mit dem Monogramm des
Tobias Wolf 1601 bezeichnet. Der Kurfürst heißt da-
rauf noch Herzog zu Sachsen; im selben Jahre über-
nimmt er die Regierung. Auf dem Revers hält eine
Viktoria mit Palmenzweig ein zusainmengesetztes
Wappeir’) in der Umschrift: INITIVM SAPIENTIAE
TIMOR DOMINI. Die drei Medaillen, mit porträtmäßig
individueller Lebendigkeit sauber modelliert, geben ein
Bild der plastischen Art Tobias Wolfs, die sich in einem

0 Sponsel, Fiihrer durch das Grüne Gewölbe, 1921.

0 W. E. Tentzel 1705. Saxonia numismatica lineae Alber-
tinae bildet allein aclit mit ihrem Porträt ab, darunter außer dieser
ersten alle hier angeführten Stücke. Die genauen Stiche vom
Medailleur Wermuth.

3) Mit dem Mark Brandenburgischen, Pommerischen, Burggräfl.
Niirnbergischen, Zollerischen, Sächsischen Schild.

4) Tentzel bringt eine Medaille vom Jalire 1597 mit der Orna-
mentierung des Kleides, die die Arbeit von 1589 im Griinen Gewölbe
tatsächlich hat. Dagegen hat seine Medaille von 1589 kein gemuster-
tes Kleid.

5) Mit dem Thiiring. L.öwen, Pfalz-Sächs. Adler, Landsberg.
Pfählen, Meißnischen Löwen, Hennebergischen Henne, Sächs.

Rautenkranz.

für ihn charakteristischen flachen Relief bewegt.
Tobias Wolf ist 1604 zuletzt in Dresden tätig. 6) Der
Anteil der Goldschmiedearbeit der Fassung bleibt eine
offene Frage. Fortsetzung und Beschluß der Medaillen-
reihe macht jetzt die n e u e r w o r b e n e M e d a i 11 e
der Tochter Christian’ 1. und der Herzogin Sophie,
Gemahlin Franz’, Herzogs von Pommern (Abb. 1).

Abb. 1. Sächsische Medaillon: die drei oberen der Kurfürstin Sophie.
Unten links die Christians II., unten rechts die neuerworbenen der
Herzogin Sophie

Sie ist in der Halskrause nach links blickend
dargestellt mit der Umschrift V(on) G(ottes) G(naden)
S(ophie) G(eborne) A(us) C(hurfürstlichen) S(tamm)
S(achsen) H(erzogin) z(u) STETIN POM(mern) WIT
(we). Der Revers trägt den Wahlspruch ihrer Mutter
um einen Engel mit den Wappen Pommerns und Sach-
sens. Der Herzog starb den 27. November 1620.
Tentzel meint, die Herzogin werde die Medaille „so

e) Nach Sponsel, Ftihrer durch das Grüne Gewölbe 1921; vgl.
auch Mitt. aus d. Sächs. Kunstsammlg. I.

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