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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2.Juliheft
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Voigtländer, Emmy: Zu den Pariser Bildern Anselm Feuerbachs
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Londoner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0508

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keren und tiefereu Anlage sie umgehen und Nompensieren konnte,
wenn auch nicht durchweg ganz tiberwinden. Wenn auch in den
Fresken Coutres der Zug hervortritt, daß mit Bewußtsein ein
„cdler“ Eindruck erzielt werden soll, so entspricht bei Coutre dem
keine innere Wirklichkeit, während bei Feuerbach das „klassische“
Erbteil seines Blutes und seiner Erziehung und das, seit er zum
Bewußtsein seines Kiinstlertums erwacht war, mit Leidenschaft
verstrebte Streben nach Einfachheit in seinen späteren reifen
Schöpfungen das Ideal nahezu zur erfiillten Wirklichkeit wer-
den ließ.

Yor einigen Jahren war in Miinclien ein Entwurf Coutres zu
seinen „Römern der Verfallzeit“ zu sehen, aus dem deutlich zu
entnehmen war, was Feuerbach sich in des Franzosen Atelier tech-
nisch aneignete. Wir finden diese Züge auch in den neu gefunde-
nen Skizzen und Studien. Es ist ein diinner Auftrag der Farbe,
durch die die Leinwand hindurchschimmert. Dann werden in un-
ruhig zuckenden pastosen Pinselstrichen die Lichter und Höhen
der Gewandfalten aufgesetzt. Diese Malweise behielt Feuerbach
noch länger, sie bestimmt seine kleinen Bilder aus der Karlsruher
Zcit, wie noch den großen „Tod des Pietro Aretino“ in Basel. Diese
Auffassung und Technik entstamnit nicht einer ruhigen Hingegeben-
heit an den Natureindruck, sondern viel mehr dem Willen und
Temperament. Nur in einem Stiick, wie dem Riickenakt, sehen
wir eine ausgeglichene feine, wirklich gut gegenständliche Malerei,
weich und vertrieben ausgefiihrt, und zugleich hat das Bild eine
wundervolle Linie und Bewegung. Auch der feine Kopf des „Mäd-
chen mit schwarzem Haar“ mit den stark wirkenden blauen Augen
ist sehr fein ausgefiihrt. Von sehr guter Anlage ist auch die Unter-
malung einer sitzenden alten Frau. Die zahlreichen Zeichnungen,
meist Akt- und Bewegungsstudien, auch Gewandstudien, sind mit
schwarzer weicher Kreide auf graublauem oder grauem Papier
außerordentlich sicher hingesetzt, von einer Reife und Größe der
Auffassung, die in den Oelstudien noch nicht zu finden ist. So
lassen diese neu aufgetauchten Bilder einen tiefen Einblick in die
verschiedenen Seiten der Kunst Feuerbachs tun, zeigen die Kom-
ponenten, die erst viel später zu dem zusammenklingen, an was wir
denken, penn der Name „Feuerbach“ genannt wird. Wir sehen,
wie viele er bändigen und an sich erziehen mußte, ehe er das ihm
vorschwebende Jdeal der klassischen Einfachheit und Formenschön-
heit erreichte. So gesehen erhalten die Studien einen Wert, der
ihnen an sich nicht zukäme, wenn es nicht eben Jugendarbeiten
einer künstlerischen Kraft wie die Feuerbachs wären.

Dr. E m m y V o i g 11 ä n d e r.

londotiet’ Kun{?ßbau.

Unser Londoner C o r r e s p o n d e n t schreibt uns:
r3iicher und Handschriften interessierten bei Sothebys zahl-
reiche Sammler und Antiquare. Maggs erwarb fiir 2100 Pf. einen
Frühdruck des Sir Thomas Cokayne vom Jahre 1591 iiber den
Jagdsport. Ein anderes Exemplar befindet sich im Britischen
Museum, sonst aber kennt man keine Drucke dieses sehr seltenen
Werkes. Maggs kaufte ferner ein Werk iiber die „Menschentypen
der Neuen Welt“ mit Illustrationen aus der Feder A. de Jacquards
vom Jabre 1590 (395 Pf.). Colnaghi erwarb eine Farbzeichnung
Simon Benninks, flämische Arbeit aus dem 16. Jahrhundert,
„Christus vor Kaiaphas“ (590 Pf.), Ouarich einen Psalter mit 16
Miniaturen aus Arras, 13. Jahrlmndert, fiir 600 Pf. und zwei farbige
Zeichnungen, eine „Verkündigung“ aus einem französischen Ge-
sangbuch, und eine „Osterfeier“ (15. Jahrh.) fiir 235 bzw. 295 Pf.
Ein Aufsatzheft aus der Jugendzeit Ludwigs XVI., das später seiner
1 ochter, der Herzogin von Angouleme gehörte und ihr Wappen
auf dem Einband aufweist, wurde von Walcott fiir 320 Pf. erworben.

Bei K n i g h t, F r a n k a n d R u 11 e y begann die Ver-
steigerung der Bilder aus dem Nachlasse des Seifenmagnates Lord
Leverhulme, dessen erste Sammlung en bloc nach Amerika
zum Verkauf abgewandert waren. Der höchste Preis, der erzielt
wurde, waren 490 Guineen (Chesterman) fiir einen Morland „Afri-
kanische Gastfreundlichkeit“; Carroll gab 450 Guin. für ein Inte-
rieur mit nähender Bäuerin von Israels und erwarb auch zwei
Stromlandschaften von Cuyp (?) für zusammen 340 Guineen.

Tag für Tag kann man jetzt in den Londoner Auktionssälen
an Kunstverkäufen teilnehmen, deren Aufzählung aber zu weit
führen würde. Der Kuriosität halbcr sei auf eine vierundzwanzig-
seitige Schrift des Engländers John Brereton hingewiesen, der im
Jahre 1609 mit dreißig anderen Abenteurern die Ausreise nach
Amerika antrat. Nach seiner Rückkehr schrieb er eine knappe
Beschreibung seiner Fahrt, für die Ouaritch die Riesensumme von
2200 Pf. St. bei Sothebys zahlte. Natürlich im Auftrage eines
amerikanischen Liebhabers, wie auch im Vorjahre Rosenbach so-
gar 6800 Pf. fiir eine in den Dialekt eines Indianerstammes iiber-
tragene Ausgabe von Baxters „Call to the Unconverted“ gege-
ben hat.

Die Versteigerung der alten französischen Farb-
drucke aus der Sammlung Frau Arthur Jarnes beschäftigte
namentlich Philip Rosenbach bei Sothebys. Er erwarb für
900 Pf. ein Paar Debucourts „La Main“ und „La Rose“, wie auch
vier Drucke der Jahreszeiten nach Huet fiir 330 Pf. Agneu zahlte
300 Pf. fiir „Le Compliment“ und „Les Bouquet“ von Debucourt,
sowie fiir Janinets „La Conipagne de Pomone“ und „Reunion des
Plaisirs“ 255 Pf. Frau Burns nahm zwei Janinet-Stiche (nach
Fragonard) „L’Amour“ und „La Folie“ für 600 Pf. an sich, wäh-
rend Colnaghi 205 Pf. fiir einen Simonet „La Coucher de la
Mariee“ zahlte.

Howard Carter, der bekannte Aegyptologe, war bei der Ver-
steigerung der orientalischen Sammlung Lord Carmichaels
der Hauptkäufer. Er zahlte 610 Pf. für eine zehn Zoll hohe Bronze
des Hesmeref. Morganson nahm eine ebenso hohe Statuette
Anhurs mit 430 Pf., Bennett bot 600 Pf. fiir einen Spiegel mit Eros
ab Zimmerman. Rosenbach ersteigerte fiir 300 Pf. einen byzanti-
nischen Bronzegriff, einen Löwen darstellend, der einen Menschen
anspringt. Eine aus Griechenland stammende Figur des Silenos
ging für 330 Pf. an Brummer.

Die R a e b u r n - Bilder der Carmichael-Sammlung brach-
ten bei Sothebys große Summen ein: Duveen zahlte 8000 Pf.
fiir das Bildnis der kleinen Eleanor Margaret mit ihrer Dogge, ein
Gemälde der Lady Carmichael ging an Tooth fiir die gleiche
Summe, er gab jedoch für ein Porträt der Lady Eleanor Dundas
nur 750 Pf. Durlacher kaufte das Bildnis der Sir John Carmichael
fiir 2500 Pf., und seines Nachfolgers für 1500 Pf., während das
sechste Familienbild von Raeburn, des Generals Sir Thomas Dun-
das, zu Samuel gekommen ist (für 2500 Pf.).

Bei den Bronzen, die sodann zur Versteigerung gelangten, er-
warb Drey (Miinchen) den vergoldeten Kupferständer eines rhei-
nischen Kruzifixes aus dem frühen 13. Jahrhundert für 2000 Pf.
Dr. Burg (Köln) erstand eine Elfenbeinstatuette der Jungfrau mit
Kind (französische Arbeit des 14. Jahrhunderts) fiir 620 Pf.
Quaritsch kaufte ein Triptychon (700 Pf.); Durlacher die franzö-
sische Bronze eines Engels, 13. Jahrh. (350 Pf.); Permain, das
Wappen der Troscia Familie von Della Robbia (490 Pf.); zwei
Emaille-Medaillons mit Ritter in voller Rüstung als Motiv, Selig-
mann (420 Pf.); ein Marmorfragment des Jesuskindes aus deni
15. Jahrh., französische Arbeit, (560 Pf.), Durlacher. Fiir eine
Pieta von Nardo di Cione zahlte Conway 620 Pf.

Zwei Romneys, die bei C h r i s t i e s versteigert wur-
den brachten 750 Guin. fiir das Bild der Frau Wilbraham Bootle
(Pawsey u. Payne) und 850 Guin. fiir das des Feldmarschall
Hodgson (Sabin). Das Gemälde der beiden Söhne der Frau
Bootle, ebenfalls von Romney, war im Vorjahre in den Privat-
besitz des Sir John Leigh fiir 8700 Guin. iibergegangen. Ein Por-
trät der Frau Day, von dem Flüchtling Danloux gemalt, kauften
Pawsey u. Payne (1050 Guin.). Dieselbe Firma zahlte 800 Guin.
für eine kleine Kopie von Rembrandts „Miihle“. Westmore gab
340 Guin. fiir Frans Hals’ Bildnis des P. van der Broecke, und ein
Kinderporträt von Greuze erreichte blos 100 Guineen!

Bei Puttick u. Simpsons sali man die Dresdner Por-
zellane aus der Privatsammlung der Hon. Mrs. Levy. Eine sehr
schöne Meißner Gruppe, August der Starke und sein Kanzler, ging
für 120 Guin. in Privathand iiber, und der zweithöchste Preis
waren 130 Guin. für zwei Liebende mit Amoretten.

Sothebys versteigerten Zeichnungen alter Meister aus
verschiedenem Privatbesitz. Eine Rembrandt’sche Federzeichnung

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