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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Novemberheft
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Mützel, Hans: Der Knopf und seine historische Sendung
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Krevb., ...: Die Amsterdamer "Historische Ausstelling 1925" II
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0131

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wenigstens ist er kein Knopf in unserem Sinne, kein
Knöpfknopf, denn er hat weder ein Knopfloch noch eine
entsprechende Oese. Man hat die Vermutung ausge-
sprochen, daß er vielleicht gar kein Knopf, sondern eine
knopf- oder vielmehr scheibenfönnige Gewandnadel ist.
Aber es hat sich nocli keine derartige Originalgewand-
nadel gefunden, irgendwo müßte doch der Erdboden eine
herausgeben. Aber es ist auch noch kein Knopf wie wir
ihn suchen, zum Vorschein gekommen. Kurz — er
bleibt ein Rätsel. Und doch ist er da. Man sieht ihn auf
hundert Gewandstatuen griechischer und römischer Her-
kunft, auch ebensoviel Reliefs auf tausend Vasenbildern,
immer in derselben Weise, aus der klar zu sehen ist, daß
es kein geknöpfter Knopf ist. Er existiert auch nur an
der weiblichen Tracht und da bildet er den Verschluß
des Chitons, des Hemdgewandes. Auf den Schultern
und den Arm entlang verläuft die Verschlußreihe, wo
der vordere und hintere Gewandteil miteinander verbun-
den werden, in Gestalt von runden flachen Knöpfen, die

in Abständen von 8—10 crn oder auch mehr voneinander
entfernt stehen. Es sind offensichtlich Knöpfe, aber von
jedem Knopf aus bildet nach jeder Seite hin der Stoff
drei kleine Falten. Sie sind in Marmor und Bronze
plastisch dargestellt, auf Vasenbilder sind sie geinalt,
es gibt keine Darstellungen oline diese Falten; sie sind
also eine unbedingte Beglciterscheinung dieses Knopfes,
was bei einem geknöpften Knopf nicht der Fall ist. Man
nimmt an, daß er durcli Unterbinden gebildet ist, das
heißt, daß man die beiden Stoffwände übereinander legt,
darunter ein kleines rundes Plättchen von Linsen- oder
Diskusform aus irgend einern Material, Holz, Bein oder
Metall, und dieses mit einem Faden in den Stoff einband.
So sind die Falten ohne Zwang erklärt. Die Prozedur
brauchte ja nicht täglich wiederholt werden, denn das
Gewand war so geräumig, daß man auch hineinschlüpfen
konnte, ohne die Knöpfe zu lösen. Es sah sehr graziös
aus, jedenfalls viel anmutiger, als wenn die Kanten zu
einer prosaischen Naht zusammengenäht worden wären.

Heinrich v. Zügel
Kühe

Ausstellung

bei

Hermann Afaels
Köln

Dte Amffet’damet’ „litffot’ifcbe AusfteUung 192Jv

n.p

Durch Anbringung einiger guter Schülerwerke der 30er Jahre
in der Nähe von Rembrandt’schen Auftragporträts dieser Zeit wird
der große Abstand zwischen ihnen deutlich — und das Gleiche ist
der Fall zwischen dem Bildnis der E. Bas und einigen benachbarten
Bol-Bildern. Jedes einzelne dieser Porträts — sie bilden den größ-
ten Teil der Gemälde — stellt eine bedeutende Amsterdamer Per-
sönlichkeit dar und befindet sich deshalb in dieser „Historischen Aus-
stellung“. Um so bewunderungswürdiger ist das Geschick, mit
dem so feine Nebenwirkungen wie die erwähnten, erreicht oder
aber wichtige, interessante Dinge aus dem Dunkel des Privatbesitzes
oder milder Stiftungen herausgezogen und unter diesem Anlaß aus-
gestellt wurden. Wieviele sonst mühselig zugängliche Gruppen-
biidnisse bekommt man zu sehen! Welche Fülle außerordentlich
hochwertiger neuer Bildnisse des 16., 17. und 18. Jahrhunderts!
Das ungewöhniich schöne, unerhört vornehme Bildnis der Thecla

*) Siehe „Der Kunstwanderer“ 1.12. Oktoberheft 1925.

Occo (um 1550), das interessante Porträt des Komponisten Jan Pz.
Sweelinck von 1606, das überraschend gute Familienbildnis Roest
van Alkemade von Delin (1793) sind drei Beispiele fiir viele.

Ebenso wie ihre Bewohner hat sich auch die Stadt selbst
in der Vorstellung von Meistern erhalten, die zu den großen Namen
in der Kunstgeschichkte zählen. Hier ist die Auswahl besonders
glücklich gewesen; aus allen Gegenden sind Beerstratens, van der
Heydens, Storcks, Brekheydes zusammengeholt; van Kessel, Saen-
redam, Ruisdael sind mit einzlenen bedeutenden Werken vertreten.
Aber der Flauptton liegt berechtigterweise auf den zahlreichen I3il-
dern E. de Witte’s, deren schönstc aus jener Sakristei, für die sie
gemalt wurden, jetzt erst herausgezogen worden sind. Sie werden
nur übertroffen von seinem Fischmarkt des Leipziger Museums,
einem der bedeutendsten Bilder der Ausstellung. Auch topographi-
sche Zeichnungen sind in großer Auswahl und stets mit einer be-
stimmten Beziehung auf nahe hängende Bilder ausgestellt worden,
wie überhaupt häufig dergleichen Fäden zwischen Objekten ver-

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