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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1/2. Januarheft
DOI Artikel:
Scherer, Christian: Die Hofspiegel- und Kartonfabrik zu Braunschweig, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0209

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Dte Hoffptegelr und Kactonfabdk zu Bcaunfcbtnetg

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Cb^tfftan Scbet’et?

C7

II.*)

jVJachdein, wie wir sahen, schon im Anfang der 70er
■t Jahre die Lage dieser Fabrik infolge geringen Ab-
satzes immer schwieriger geworden war, schien die
Oeffentlichkeit selbst einen Ausweg zur Behebung dieser
Schwierigkeit und zur Besserung der ganzen Lage zu
bieten, indem Aeußerungen und Wünsche des Publikums
laut wurden, die dahin gingen, man möchte aus prakti-
schen Qründen Spiegelfabrik und Kartonfabrik mit-
einander vereinigen. Das gcschah denn auch, wie aus
nachfolgender Bekanntmachung in den Braunschwei-
gischen Anzeigen votn 13, Mai 1775 (S. 519) hervorgeht:
„Auf die vielfältig geschehene Aeußerungen, daß es
denenjenigen, so Spiegel oder Cartonwaaren zu kaufen
oder zu bestellen gewillt sind, zu mehrer Bequemlichkeit
und Erleichterung ihres Handels gereichen werden, wenn
diese beyderley Arten Fabrikwaaren, die mit einander in
so sehr genauer Verbindung stehen, an einem Orte ange-
troffen wären, und deshalb Handlung zn machen stünde,
hat man dem geehrten Pübliko hiedurch bekannt machen
wollen, daß nunmehro die Verfügung gemacht sey, diese
bisher separirte Fabriken in der Üartonfabrik am Sand-
wege mit einander zn verbinden. Man hat hierbey zu-
gleich solche Vorkehrungen gemacht, daß sowohl die
Current-Waaren, als alle vorfallende Bestellungen um
die billigsten Preise gegeben werden können; dabey
wird eines jedem Walil noch fernerhin freigestellet, die
Spiegel oder Wandleuchter mit vergoldeten Carton-
Rahmen, oder von würklicher Bildhauerarbeit, oder von
Qlas oder von nußbaumen Holze zu nehmen. Alle Be-
stellungen, so in der Cartonfabrike am Sandwege hie-
selbst, oder bey dem Commissionair Hrn Bernau auf der
Reichenstraßc geschehen, sollen mit möglichster Accura-
tesse besorgt werden.“

So waren also nunmehr beide, bisher örtlich ge-
trennte, innerlich aber verwandte Unternehmungen an
einer Stelle unter gemeinsamer Leitung vereinigt, sodaß
von diesem Zeitpunkt an die Spiegelfabrik als selbs-
ständige Anstalt in den Bekanntmachungen der Braun-
schweigischen Anzeigen mehr und mehr verschwindet
und fast immer nur von hiesiger „Spiegel- und Carton-
fabrik“, so z. B. auch in den Ankündigungen der von
Zeit zu Zeit stattfindenden öffentlichen Lotterien, die
Rede ist. 13) Dadurch erklärt es sich auch, daß wir von
nun an auf keinerlei Notizen mehr stoßen, die die Spie-
gelfabrik als solche betreffen.

*) Siehe „üer Kunstwanderer 1,, Novemberheft 1/2 1925.

13) Später allerdings wird, vermutlich weil sich das Publikum
mittlerweile daran gewöhnt hatte, öfters auch wieder mal von der
Kartonfabrik gesprochen, vergl. z. 13. Braunsfchw. Anzeigen 1780
S. 1027—1791 S. 1703.

üb und wie weit freilich die letztere im Stand war,
ilire eigentlichen und besonderen Erzeugnisse auch wei-
terhin noch in selbständiger Weise anzufertigen, entzieht
sich unserer Betrachtung. Aus Zweckrnäßigkeitsgrün-
den wird man indessen von der Herstellung von Luxus-
waren irnrner mehr abgesehen und sich in erster Linie
nur auf solche Qegenstände geworfen haben, die, wie
z. B. Spiegel oder Wandleuchter, hauptsächlich prakti-
schen Bedürfnissen dienten, zugleich aber auch der Kar-
tonfabrik Gelegenhcit zur Mitarbeit in größerem Maße
boten.

Spiegel und verschiedene Arten von Wandleuchter
bildeten ja, wie schon aus jener oben angeführten An-

Abb. 4. Wandschränkchen aus der Hofspiegelfabrik zu
Braunschweig. Landesmuseum Braunschweig-

zeige der Fürstl. Spiegelfabrik hervorgeht, neben Spie-
gelschränken und Uhrgehäusen von jeher die Haupt-
erzeugnisse und offenbar marktgängisten Waren, was
auch schon daraus folgt, daß Spiegel mit gläsernen Rah-
men und Wandblaker aus Spiegelglas oder Spiegel-
blaker in den Braunschweig. Anzeigen der 40er und 50er
Jahre öfters zum Verkauf angeboten werden. 14)

Aus derselben Quelle erfahren wir auch näheres
über die Herkunft der von der Fabrik benutzten Roh-
materialien, vor allem der zum Belegen des Holzkernes
dieser Waren dienenden Qlasplatten. hn Oktober 1775
erschien nämlich in den „Anzeigen“ S. 994 eine Bekannt-
machung folgenden Inhalts: „Bey Hrn Bernau auf dei

14) Vergl. 1748 S. 194 — 1753 S. 383 — 1756 S. 1095 -
1757 S. 1091.
 
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