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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1/2.Juliheft
DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Amerikanische Aufnahmen toskanischer Bildwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0487

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l-H 's hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man heute
noch ein besonderes Loblied darauf singen, wel-
chen außerordentlichen Nutzen die Photographie für das
Studium der Kunst gebracht hat, wenn auch der
Nachteil, daß unser Auge nicht mehr so scliarf auf
die Originale eingestellt wird und unser Gedächtnis ihre
Formen und Farben weniger genau festhält, dabei mit in
den Kauf genommen werden mußte. Die großen Aufnah-
men, die Detailphotographie, die Entwicklung des Far-
benlichtdrucks, der Diapositive u. s. f. haben ebenso
sehr den Unterricht in der Kunstgeschichte vvie die For-
schung gefördert. Gerade deutsche Kunstforscher haben
dafür Außerordentliches geleistet; die Namen Fr. Lipp-
mann, Kristeller, Stoedtner, Hamann sind in aller Ge-
dächtnis, und mit ihnen haben Verlagsanstalten wie die
Reichsdruckereien in Berlin und in Wien, F. Bruckmann,
Julius Bard, G. Grote, die photographischen Anstal-
ten von Löwy in Wien, Frisch in Berlin u. a. m.
manche mustergültige, fiir den Genuß an der Kunst wie
für ihr Studium gleich nützliche Publikationen heraus-
gegeben. Die Amerikaner, deren Aufnahmen ihrer
Naturdenkmäler unübertroffen sind, beginnen jetzt auch
durch große, künstlerisch meisterhafte Aufnahmen von
Kunstdenkmälern gerade für das Studium derselben
Neues und Wichtiges zu bringen, dank ihrer außer-
ordeutlichen Mittel, die sie erfreulicherweise jetzt auch
darauf zu verweuden suchen. Der kunsthistorische
Dozent an der Female University, Mr. Kennedy, der sich
drüben schon durch seine ausgezeichneten Aufnahmen
von Bildwerken bekannt gemacht hat, weilt mit seiner
Gattin und einigen Schülerinnen seit Jahresfrist in

Furopa, wo er sein Standquartier iu Paris genommen hat.
Seine Aufgabe in diesem ersten Jahre war vornehmlich
die Aufnahme von allen Werken des Desiderio da
Settigrfino, der beglaubigten wie der ihm zugeschrie-
benen, nachdem er schon vorher die wenigen auf sei-
nen Namen gehenden Werke in den Sammlungen der
Vereinigten Staaten photographiert hatte. Begonnen ist
in Florenz namentlich mit den beglaubigten beiden
Hauptwerken; vom Grabmal in Marzuppini in S. Croce
wie vom Tabernakel in S. Lorenzo zeigte inir Prof.
Kennedy Dutzende von großen Finzelphotographien, die
mit dem größten Geschick bei verschiedensten Beleuch-
tungen und von verschiedenen Seiten aufgenommen
waren. Sie bringen die Bifdwerke in größter Schärfe
und günstigster Weise zur Anschauung; selbst mit dem
schärfsten Glase kann der Beschauer bei größerer Ent-
fernung der Teile diese nicht annäherrid so genau
beobachten. Erst in diesen Detailphotographien wird
man sich klar darüber, daß außer dem Meister noch an-
dere Hände daran gearbeitet haben, wenn auch nach
seinen Modellen. Namentlich gilt dies für das Grabmal
Marzuppini. Diese Hände sind so deutlich von einander
zu unterscheiden, daß wir hoffen dürfen, mit Hilfe der
Publikation dieser Aufnahmen, die Mr. Kennedy hoffent-
lich bald in Angriff nehmen wird, unter dem, was jetzt
noch dem Meister selbst zugeschrieben wird, auch Arbei-
teii dieser Schüler und Mitarbeiter zu unterscheiden.
Zwischen den Aufnahmen in Italien hat der amerika-
nische Kollege auch die auf Desiderio getauften Kunst-
werke in anderen europäischen Sammlungen aufgenom-
men, wohl um sie mit dem au den Meisterwerken in Flo-

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