ten sind unvergeßlich für jeden, der sich nicht durch Vor-
urteile ihrer Wirkung verschließt. Die Gesichter der
Welt, der Wolken, des Waldes bekommen neue Aus-
drücke und wir hören neue Stimmen, die Fremdes und
Fernes in der Sprache unserer Kindheit uns zuflüstern.
Ueber und durch diese Bilder schimmert etwas von dem
magischen Licht, von dem der englische Dichter Words-
worth schrieb: ,,The light that never was on sea or
land“ — das Licht, das noch niemals lag auf Land noch
Meer!
Huc Kenntnfs det? Kun{fgetüeebUd)en jicinatndutfcte
tn Sotojet=Rußland
oon
IÜ- 6tsnct? üon Qt?onotü
unstgewerbliche Heimindustrie in Rußland? Viel-
leicht erscheint manchem deutschen Leser dieser
Begriff wie ein Widerspruch in sich selbst. Kunstäuße-
rungen in einem Lande, das nach der Vorstellung der
großen Menge ja mit den einfachsten Lebensnotwendig-
keiten noch in bitterem Ringen liegt? Wo doch offenbar
der einzelne Staatsbürger in den Rahmen des staatlichen
Produktionsmechanismus in irgend einer Form einge-
spannt und die Uinwertung aller Begriffe kaum die zum
künstlerischen Schaffen notwendigen Voraussetzungen
zu bieten scheint? Und dennoch ist es Tatsache, daß
Ansätze und Anfänge, die in Vorkriegszeiten bereits vor-
handen waren, nicht untergingen, sonderen leben blieben
und Früchte getragen haben, die längst auch im Ausland
bekannt und anerkannt sind. Die Kenntnis dieser Tat-
sachen ist aber längst nicht Allgemeingut der deutschen
Fachkreise geworden. Wer daher vom Wert des alten
Wortes: ,,Stillstand heißt Rückgang!“ schon je einen
Hauch verspürt hat, der wird zweifellos mit verstärktem
Interesse nach neuen Anregungen Ausschau halten,
selbst wenn sie aus — Rußland kommen. Auf vielen
Gebieten der Kunst und des Handwerks hat uns dieses
Land Beachtenswertes geschenkt. Warum sollten wir
seiner Kleinkunst, die tief im Volkstum wurzelt, nicht das
Interesse des qualitätssuchenden Fachmannes entgegen-
bringen ? Der w e r t v o 11 e I n h a 11 des Gebotenen
soll für uns der alleinige Maßstab sein! Von diesem Ge-
sichtspunkt aus wird uns die Betrachtung der kunst-
gewerblichen Heimindustrie der Union wertvolle Anre-
gungen geben können.
Die Bauernkunst, die als reine Heimkunst entstan-
den ist und sich allmählich zur kunstgewerb-
1 i c h e n I n d u.s t r i e entwickelt hat, ist in einem ge-
wissen Grade für den Bauern selbst noch heute eine per-
sönliche, individuelle Kunst für den Flausgebrauch. Und
wenn es auch allgemeine, jeder Gegend eigentümliche
Formen gibt, so wählt sich doch der Bauer das aus, was
ihm am besten gefällt, ändert es nach seinern Geschmack
und fügt so gewissermaßen seinen eigenen Willen zum
Ausdruck der allgemeinen kollektiven Neigungen. Hier
leitet ihn sein gesunder Instinkt, der ihm in seiner Kunst
stets neue zeitgemäße Wege weist.
Während er zu den traditionellen Erzeugnissen sei-
ner Heimat, die er fiir seinen eigenen Gebrauch anfertigt,
stets neue Aenderungen hinzufügt, beginnt der Bauer
bereits, diese Dinge auch für den Verkauf anzufertigen;
so kommt er zur kunstge werblichen Heim-
i n d u s t r i e. Als Beispiel sei auf die Heiligemnaler lin
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urteile ihrer Wirkung verschließt. Die Gesichter der
Welt, der Wolken, des Waldes bekommen neue Aus-
drücke und wir hören neue Stimmen, die Fremdes und
Fernes in der Sprache unserer Kindheit uns zuflüstern.
Ueber und durch diese Bilder schimmert etwas von dem
magischen Licht, von dem der englische Dichter Words-
worth schrieb: ,,The light that never was on sea or
land“ — das Licht, das noch niemals lag auf Land noch
Meer!
Huc Kenntnfs det? Kun{fgetüeebUd)en jicinatndutfcte
tn Sotojet=Rußland
oon
IÜ- 6tsnct? üon Qt?onotü
unstgewerbliche Heimindustrie in Rußland? Viel-
leicht erscheint manchem deutschen Leser dieser
Begriff wie ein Widerspruch in sich selbst. Kunstäuße-
rungen in einem Lande, das nach der Vorstellung der
großen Menge ja mit den einfachsten Lebensnotwendig-
keiten noch in bitterem Ringen liegt? Wo doch offenbar
der einzelne Staatsbürger in den Rahmen des staatlichen
Produktionsmechanismus in irgend einer Form einge-
spannt und die Uinwertung aller Begriffe kaum die zum
künstlerischen Schaffen notwendigen Voraussetzungen
zu bieten scheint? Und dennoch ist es Tatsache, daß
Ansätze und Anfänge, die in Vorkriegszeiten bereits vor-
handen waren, nicht untergingen, sonderen leben blieben
und Früchte getragen haben, die längst auch im Ausland
bekannt und anerkannt sind. Die Kenntnis dieser Tat-
sachen ist aber längst nicht Allgemeingut der deutschen
Fachkreise geworden. Wer daher vom Wert des alten
Wortes: ,,Stillstand heißt Rückgang!“ schon je einen
Hauch verspürt hat, der wird zweifellos mit verstärktem
Interesse nach neuen Anregungen Ausschau halten,
selbst wenn sie aus — Rußland kommen. Auf vielen
Gebieten der Kunst und des Handwerks hat uns dieses
Land Beachtenswertes geschenkt. Warum sollten wir
seiner Kleinkunst, die tief im Volkstum wurzelt, nicht das
Interesse des qualitätssuchenden Fachmannes entgegen-
bringen ? Der w e r t v o 11 e I n h a 11 des Gebotenen
soll für uns der alleinige Maßstab sein! Von diesem Ge-
sichtspunkt aus wird uns die Betrachtung der kunst-
gewerblichen Heimindustrie der Union wertvolle Anre-
gungen geben können.
Die Bauernkunst, die als reine Heimkunst entstan-
den ist und sich allmählich zur kunstgewerb-
1 i c h e n I n d u.s t r i e entwickelt hat, ist in einem ge-
wissen Grade für den Bauern selbst noch heute eine per-
sönliche, individuelle Kunst für den Flausgebrauch. Und
wenn es auch allgemeine, jeder Gegend eigentümliche
Formen gibt, so wählt sich doch der Bauer das aus, was
ihm am besten gefällt, ändert es nach seinern Geschmack
und fügt so gewissermaßen seinen eigenen Willen zum
Ausdruck der allgemeinen kollektiven Neigungen. Hier
leitet ihn sein gesunder Instinkt, der ihm in seiner Kunst
stets neue zeitgemäße Wege weist.
Während er zu den traditionellen Erzeugnissen sei-
ner Heimat, die er fiir seinen eigenen Gebrauch anfertigt,
stets neue Aenderungen hinzufügt, beginnt der Bauer
bereits, diese Dinge auch für den Verkauf anzufertigen;
so kommt er zur kunstge werblichen Heim-
i n d u s t r i e. Als Beispiel sei auf die Heiligemnaler lin
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